Man muss kein islamischer Rechtsgelehrter sein, um zu erkennen, dass die politische Lage in der islamischen Welt, die die Menschen dazu treibt, scharenweise nach Europa zu flüchten, nicht hinnehmbar ist. Dieser Zustand ist nicht nur aus menschlicher Sicht nicht akzeptabel, sondern vor allem aus islamischer. Denn die Flüchtlinge sind in der Mehrheit Muslime, die ausgerechnet bei jenen um Zuflucht bitten müssen, die ihre Länder überhaupt erst durch ihren zerstörerischen Kolonialismus in diesen Zustand versetzt haben und die darüber hinaus ihren Hass auf den Islam ganz offen äußern und in die Praxis umsetzen.
Die Flucht der Muslime nach Europa stellt eine islamische Katastrophe dar. Sie offenbart den Grad des Einflusses der Kolonialmächte in der islamischen Welt, die nichts unversucht lassen, die Anwendung der islamischen Lebensordnung zu verhindern. Der Grund für die Flüchtlingsströme liegt daher darin, dass die Scheinregenten in der islamischen Welt die von den Kolonialmächten vorgegebenen Gesetze mit diktatorischer Gewalt umsetzen, anstatt ihrer Pflicht nachzukommen und die Scharia anzuwenden. Anders ausgedrückt, sind die Flüchtlingsströme ein Symptom für die Abwesenheit der islamischen Ordnung in den Ländern der Flüchtlinge.
Bereits die Tatsache, dass die Muslime flüchten müssen, ist eine islamische Tragödie. Dass sie der Willkür der Nichtmuslime ausgeliefert sind, die das eine Mal die Grenzen öffnen und das andere Mal wieder schließen, stellt ein islamisches Unrecht dar. Schon früher mussten Muslime auswandern und bei Nichtmuslimen Zuflucht suchen, etwa bei der Auswanderung der Muslime nach Abessinien zur Zeit des Propheten (s). Jedoch wurden sie vom Negus mit Respekt empfangen und behandelt und nicht wie Vieh in Auffanglager eingepfercht, wo man ihnen das Essen wie Tieren hinschmeißt, wie es beispielsweise in Ungarn der Fall ist. Selbst in Deutschland müssen die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft zum Teil im Freien leben und schlafen, bis man ihnen eine Unterkunft zuweist.
Ein Teil der Umma Muhammads (s) irrt verzweifelt in der Welt umher auf der Suche nach Sicherheit, während ein reiches Land wie Saudi-Arabien dazu schweigt und sich strikt weigert, Flüchtlinge aufzunehmen. Der saudische König Salman ist bei weitem schlimmer als Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, denn er heuchelt der Welt eine islamische Politik vor und setzt das genaue Gegenteil um. Wer vor diesem Hintergrund noch daran festhält, dass Saudi-Arabien den Islam anwendet, der hat die Realität nicht verstanden. Das einzig Islamische in Saudi-Arabien sind im Grunde nur die beiden heiligen Stätten in Mekka und Medina. Wenn Orbán äußert, dass er keine Flüchtlinge aufnehmen möchte, weil er keine Muslime im Land haben will, so tut er dies als Nichtmuslim. Er spricht aus, was sich andere europäische Staatsoberhäupter nur denken. Was aber ist König Salmans Rechtfertigung dafür, dass er keine Flüchtlinge aufnehmen möchte? Immerhin ist Saudi-Arabien ein islamisches Land, dem es an Reichtum nicht mangelt.
Waren es nicht die Muslime in Medina, die sogenannten Ansar, die die Auswanderer aus Mekka bei sich aufnahmen und ihnen die Möglichkeit gaben, eine neue Existenz aufzubauen? Hatte nicht der Prophet (s) für eine Verbrüderung der Ansar und der Auswanderer gesorgt? Ein Vergleich Saudi-Arabiens mit diesem Beispiel aus der islamischen Geschichte stellt den Staat völlig bloß.
Das Schweigen Saudi-Arabiens zu den Flüchtlingen legt den Kern des saudischen Regimes offen, dessen Aufgabe ausschließlich darin besteht, die Anwendung der Scharia zu verhindern. Anstatt die Muslime zu retten, führt Saudi-Arabien als Handlanger der USA sogar Krieg gegen die Umma, etwa im Jemen, und gibt den Muslimen damit einen weiteren Grund für eine Flucht. Ebenso schweigt Saudi-Arabien zu Syriens Präsident Bashar al-Assad, der seine Fassbomben auf die Umma abwirft. Von Saudi-Arabien ist folglich weder Hilfe für die Flüchtlinge noch für die Menschen in Syrien und anderswo zu erwarten.
An dem Virus des Schweigens ist jedoch nicht nur Saudi-Arabien erkrankt. Das Schweigen hat sich wie eine Seuche unter den Golfstaaten ausgebreitet. Sie nehmen keine Flüchtlinge auf, obwohl sie die finanziellen Mittel dazu hätten, und meinen, ihre Pflicht damit erfüllt zu haben, Geld für die Flüchtlingslager im Libanon und in Jordanien zu spenden. Dass der Herrscher von Kuwait von den Vereinten Nationen den Ehrentitel „Emir der Humanitären Hilfe“ erhielt, verhöhnt die Flüchtlinge geradezu. Es ist im Grunde eine Schande, dass das nichtislamische Europa Flüchtlinge aufnimmt, die Golfstaaten sich hingegen weigern.
Auf einen Sinneswandel der Golfstaaten ist nicht zu hoffen. Ihre Regenten sind zwar tyrannische Herrscher, was ihr eigenes Volk angeht, aber sie sind in Wahrheit Lämmer, die in einer Herde gehalten werden. Sobald eines versucht zu entwischen, kommt der US-amerikanische Hirtenhund und treibt sie ganz schnell wieder in ihre Herde zurück. Problemlämmer kommen am Ende einfach auf die Schlachtbank.