Westliche Konzeptionen Das Schwein als kulturelles Erbe des Abendlandes

Jedes Volk hat das Recht, seine Kultur zu pflegen. Es sollte sich jedoch zunächst im Klaren darüber sein, was zu seinem Kulturgut zählt, bevor es sich zum Gespött macht. Über Goethe und Schiller brauchen wir nicht zu diskutieren, und ja, man sollte sie zur Freude aller Schüler nicht aus dem Deutschunterricht verbannen.

Jedes Volk hat das Recht, seine Kultur zu pflegen. Es sollte sich jedoch zunächst im Klaren darüber sein, was zu seinem Kulturgut zählt, bevor es sich zum Gespött macht. Über Goethe und Schiller brauchen wir nicht zu diskutieren, und ja, man sollte sie zur Freude aller Schüler nicht aus dem Deutschunterricht verbannen. Wenn man aber dazu übergeht, das Schwein zu einem kulturellen Bestandteil zu machen, und Kantinen dazu verpflichten will, Schweinefleisch anzubieten, um die abendländische Kultur zu wahren, steht es wirklich schlimm um die Kultur in Deutschland. In diesem Fall kann man der deutschen Regierung nur den Rat erteilen, die Grenzen ganz weit zu öffnen und so viele Flüchtlinge wie möglich ins Land zu lassen, um das Niveau dieser Kultur anzuheben.

Die schleswig-holsteinische CDU, die diese Forderung eingebracht hat, hat sich den Spott der Nation zugezogen. Die Idee der CDU in Kiel ist ebenso töricht wie der Vegetariertag, den die Grünen 2013 in Kantinen einführen wollten. Wenn die CDU in Kiel mit diesem Vorschlag ihre so hochgeschätzte Kultur retten will, dann sollte sie doch etwas konsequenter vorgehen und den Döner, die Pizza und die Nudeln vom Speiseplan der Deutschen streichen, denn sie haben alle einen „Migrationshintergrund“. Damit würde man gleichzeitig die Nudel als Kulturgut der Italiener retten, die der Deutsche so gerne in Ketchup ertränkt. Und wenn man schon dabei ist, sich auf sein kulturelles Erbe zu berufen, sollte man vielleicht das eine oder andere Gemüse aus dem Sortiment der Supermärkte verbannen, mit dem die Migranten die deutsche Kultur verdorben haben, etwa die Aubergine oder die Zucchini. Die werden ja schon so undeutsch geschrieben.

Man kann sich über die Forderung der Kieler CDU lustig machen, aber das Lachen vergeht einem schnell, wenn man genauer darüber nachdenkt, gegen wen dieser Vorschlag gerichtet ist. Nein, es geht nicht um Vegetarier oder Veganer, sondern um Muslime. Es handelt sich um eine Mischung aus ideologischem und rassistischem Angriff auf die Muslime. Ideologisch ist er deshalb, weil damit die Wahrung der eigenen Kultur bezweckt wird. Die Muslime werden als eine große Gefahr für die eigene Kultur gesehen, denn die muslimischen Bräuche und Sitten entspringen aus der islamischen Weltanschauung, die sich grundlegend von der hiesigen Ideologie unterscheidet. Da sich die Schweinefleischpflicht jedoch auf die Esskultur beschränkt, ist die Forderung auch als rassistisch zu werten.

Gerade die Deutschen sehen ihr Land lieber untergehen, als sich anderen Kulturen zu öffnen. Sie machen sich Sorgen, dass es das Deutschland, wie sie es kennen, nicht mehr geben wird. Genau diese Angst vor dem Verlust der urdeutschen Werte wird gezielt in der Bevölkerung geschürt. Erinnern wir uns an Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke, der in wehleidigem Ton theatralisch sagte, nachdem er dies wahrscheinlich Stunden vor dem Spiegel eingeübt hatte: „Der Syrer, der zu uns kommt, der hat noch sein Syrien. Der Afghane, der zu uns kommt, der hat noch sein Afghanistan. Der Senegalese, der zu uns kommt, der hat noch seinen Senegal. Wenn wir unser Deutschland verloren haben, dann haben wir keine Heimat mehr.“

Höcke und Konsorten sollten sich die nicht ganz unbedeutende Tatsache vor Augen führen, dass es die geliebte deutsche Heimat ohne die Einwanderung in Zukunft gar nicht geben wird. Sieht man sich die demographische Entwicklung in Deutschland an, muss man eindeutig feststellen, dass die Gesellschaft immer älter wird. Überspitzt formuliert kann man schon darüber nachdenken, die Deutschen auf die Liste der bedrohten Arten zu setzen. Der Bevölkerung in Deutschland muss bewusst werden, dass die Entwicklung hin zu einer überalterten Gesellschaft eine enorme Belastung für die Erwerbstätigen darstellt. Immer weniger Menschen tragen die Lasten gemäß dem Generationenvertrag für die zunehmende Gruppe der Rentner. Der Generationenvertrag funktioniert aber nur, wenn die Gruppe der Rentner und Erwerbstätigen halbwegs ausgeglichen ist. Deshalb ist Deutschland sehr stark auf Zuwanderung angewiesen, damit die Wirtschaftskraft und das Sozialsystem auf gegenwärtigem Niveau aufrecht erhalten bleiben können und die Rentner nicht in Mülltonnen nach Flaschen suchen müssen oder auf Lebensmittel von der Tafel angewiesen sind, weil sie nicht mehr von ihrer Rente leben können. Man kann Deutschland mit einem Sportwagen der Marke Porsche vergleichen, dem droht, das Benzin auszugehen. Die jungen eingewanderten Flüchtlinge hätten zu einem großen Teil das Potenzial, Deutschland mit frischer Energie zu versorgen, um den Wirtschaftsmotor weiter am Laufen zu halten. Jedoch ist es bezeichnend für den Rassismus, das er die Ratio des Menschen ausschaltet, sodass diese Chance für Deutschland und auch Europa nicht wahrgenommen wird. Man wiegt sich lieber in Erinnerungen an ein Deutschland, das es mit oder ohne die Flüchtlinge, die in ihrer Mehrheit Muslime sind, gar nicht mehr gibt.

Für Muslime, so hat sich das die CDU in Kiel wahrscheinlich gedacht, soll es keine Extrawurst mehr geben. Die CDU zieht es vor, den Verkauf von Schweinefleisch in öffentlichen Kantinen und Kindertagesstätten verpflichtend zu machen, als das Angebot der Nachfrage anzupassen. Wir Muslime haben ohnehin nie verstanden, warum deutsche Supermärkte keine Halal-Produkte anbieten, wo doch die Nachfrage so hoch ist – jetzt mehr denn je. Für Veganer konnte man ganze Regale füllen und wirft immer neue Produkte auf den Markt, obwohl es uns Muslime doch lange vor den Veganern gab. Aber danke liebe Veganer, durch euch können wir Muslime uns das mühselige Durchlesen der Zutaten sparen, wenn wir „veggie“ auf der Verpackung sehen. Wenn der kulturelle Rettungsplan A der schleswig-holsteinischen CDU tatsächlich darin besteht, Schweinefleisch in Kantinen zur Pflicht zu erheben, empfehlen wir Muslime den wirtschaftlichen Rettungsplan B, das Angebot für Muslime zu erweitern und die Wirtschaft dadurch anzukurbeln.

Deutschland möchte um jeden Preis seine christlich-abendländische Kultur beibehalten und ist deshalb so erpicht darauf, dass die Einwanderer sich in die deutsche Gesellschaft integrieren und sich an die hier herrschenden Gepflogenheiten anpassen. Und dies ist leider nichts Neues. Mal wird über das Kopftuch debattiert, dann ist die Beschneidung das Streitthema. In diesem Kontext ist der Vorstoß der schleswig-holsteinischen CDU zu sehen. Es geht nicht primär um das Schweinefleisch, sondern um die Nachfrage nach Halal-Fleisch, die es seitens der Muslime gibt. Solche absurden Zwangsmaßnahmen, wie dieser Vorschlag impliziert, ist man eigentlich aus totalitären Staaten gewohnt, wie etwa aus der Volksrepublik China, wo den Muslimen das Fasten verboten wird.

Wir sind gespannt, wann der nächste lächerliche Vorschlag von politischer Seite kommt, der, wie man sieht, nicht zwingend von der AfD stammen muss, um den Muslimen eins auszuwischen. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht irgendeine Partei demnächst auf die Idee kommt diesen Vorschlag weiterzuspinnen und das Schwein zu einem Wert zu erheben, um den fortschreitenden Werteverfall in Deutschland aufzuhalten.