Konzeptionen Das Verständnis, dass Rizq (die Versorgung) von Allah kommt

Grundsätzlich neigen wir von Natur aus dazu, uns um Dinge zu sorgen, die in unserem Besitz sind. Die zwei wertvollsten Besitztümer, um die wir uns Sorgen machen (und von denen wir annehmen, dass sie unsere sind), sind unser Leben und unser Wohlstand.

Grundsätzlich neigen wir von Natur aus dazu, uns um Dinge zu sorgen, die in unserem Besitz sind. Die zwei wertvollsten Besitztümer, um die wir uns Sorgen machen (und von denen wir annehmen, dass sie unsere sind), sind unser Leben und unser Wohlstand.

Aber Allah (t) erinnert uns in diesem Vers daran, dass diese Dinge nicht unsere sind, denn Allah (t) hat sie von uns erkauft.

﴿إِنَّ اللَّهَ اشْتَرَىٰ مِنَ الْمُؤْمِنِينَ أَنفُسَهُمْ وَأَمْوَالَهُم بِأَنَّ لَهُمُ الْجَنَّةَ ۚ

Wahrlich, Allah hat von den Gläubigen ihr Leben und ihr Vermögen dafür erkauft, dass ihnen der Paradiesgarten zuteilwird.[9:111]

Es scheint manchmal ein allgemeines Missverständnis über das Konzept der Versorgung (Ar-Rizq) zu geben, so dass die Muslime oft die Umstände, durch die wir unseren Lebensunterhalt erreichen, mit der tatsächlichen Ursache der Versorgung verwechseln.

Einige Leute sind davon überzeugt, dass die Versorgung (Rizq), gegenwärtig sowie zukünftig, in erster Linie aus eigener Kraft entstammt. Nach dem Motto: „Je mehr man macht und sich anstrengt, desto mehr wird man scheinbar erreichen und verwirklichen.“

Sicher, unser Glaubenssystem schreibt uns vor, dass alles von Allah (t) kommt – aber zeigen unsere Einstellungen und Handlungen dies auch, oder eher das Gegenteil? Allzu oft sehen wir, basierend auf dem Verständnis von Begriffen wie „Rizq“, dass der Arbeit, unserer Familie oder weiteren Verpflichtungen eine höhere Priorität gegeben wird, als den Verpflichtungen gegenüber Allah.

Das Leben in einem kapitalistischen System ermutigt uns auch dazu, eine materialistische Sichtweise auf die Welt zu entwickeln, bei der die Anstrengungen in Einkommen und Wohlstand dementsprechend vergütet werden. Das Konzept der Meritokratie wird eifrig vorangetrieben, was uns einreden soll, dass Anstrengung gleichbedeutend ist mit Belohnung. Daher fühlen sich die Menschen oft allein dafür verantwortlich, ihren eigenen Reichtum und ihre eigenen Chancen zu schaffen.

Ein korrektes Verständnis von Rizq, das auf den islamischen Quellen basiert, würde zu einer ganz anderen Schlussfolgerung führen. Es würde zu der Erkenntnis führen, dass die Suche nach dem Lebensunterhalt (Rizq) zwar wichtig ist, aber nicht so wichtig sein darf, dass es bedeutet, die meiste Zeit, Energie und Konzentration auf die Arbeit zu richten, sodass eine Vernachlässigung anderer Verpflichtungen entsteht. Die Arbeit hat eine gewisse Priorität, aber sie ist eine in einer langen Liste von Prioritäten. Und mehr noch, es ist eine Priorität, die von dem Einen definiert wird, der unsere anderen Prioritäten definiert hat.

Allah (t) sagt:

﴿قُلْ إِن كَانَ آبَاؤُكُمْ وَأَبْنَاؤُكُمْ وَإِخْوَانُكُمْ وَأَزْوَاجُكُمْ وَعَشِيرَتُكُمْ وَأَمْوَالٌ اقْتَرَفْتُمُوهَا وَتِجَارَةٌ تَخْشَوْنَ كَسَادَهَا وَمَسَاكِنُ تَرْضَوْنَهَا أَحَبَّ إِلَيْكُم مِّنَ اللَّهِ وَرَسُولِهِ وَجِهَادٍ فِي سَبِيلِهِ فَتَرَبَّصُوا حَتَّىٰ يَأْتِيَ اللَّهُ بِأَمْرِهِ ۗ وَاللَّهُ لَا يَهْدِي الْقَوْمَ الْفَاسِقِينَ

Sprich: „Wenn eure Väter und eure Söhne und eure Brüder und eure Frauen und eure Verwandten und das Vermögen, das ihr erworben habt, und der Handel, dessen Niedergang ihr fürchtet, und die Wohnstätten, die ihr liebt, euch lieber sind als Allah und Sein Gesandter und das Kämpfen für Seine Sache, dann wartet, bis Allah mit Seiner Entscheidung kommt; und Allah weist den Ungehorsamen nicht den Weg.“[9:24]

So erwähnt Allah (t) jene Dinge, die an sich Verpflichtungen sind, wie die Rechte der Eltern, die Rechte der Ehegatten usw., aber Allah (t) stellt sie für uns alle in einem Kontext und lässt uns die Konsequenzen wissen, wenn wir diese Verpflichtungen Allah (t) und Seinem Gesandten (s) vorziehen.

Einer der Haupteinflüsse in unserem Leben ist ein klares Verständnis von Rizq. Dieses Verständnis bestimmt, wie wir die richtigen Entscheidungen treffen können, wenn es dazu kommt, unsere anderen Verantwortlichkeiten abzuwägen.

Rizq ist von Allah

Die grundlegendste Idee, die ein Muslim verinnerlichen muss, ist, dass die Versorgung bzw. der Lebensunterhalt (Rizq) in den Händen von Allah liegt. Einer der schönen Namen Allahs (t) ist Ar-Razzaq: Der Versorger, Der Ernährer, Der Verpfleger, Der Spender des Lebensunterhalts. Derjenige, der alle Mittel der Ernährung und des Lebensunterhalts schafft. Derjenige, Der alles liefert, was benötigt wird.

Allah (t) sagt:

﴿إِنَّ اللَّهَ هُوَ الرَّزَّاقُ ذُو الْقُوَّةِ الْمَتِينُ

[…] Wahrlich, Allah allein ist der Versorger, der Stärke und Festigkeit besitzt.[51:58]

﴿نَّحْنُ نَرْزُقُكُمْ وَإِيَّاهُمْ ۖ

[…] Wir versorgen euch und sie […][6:151]

Diese Verse (Ayat) weisen eindeutig darauf hin, dass Allah (t) der Versorger (Ar-Razaq) ist, und dass die Versorgung (Ar-Rizq) Ihm allein zugeschrieben wird – Er versorgt, wen Er will, und diese Autorität der Versorgung ist nur Ihm vorbehalten.

Allah (t) sagt auch:

﴿وَكُلُوا مِمَّا رَزَقَكُمُ اللَّهُ حَلَالًا طَيِّبًا ۚ وَاتَّقُوا اللَّهَ الَّذِي أَنتُم بِهِ مُؤْمِنُونَ

Esst von den erlaubten und guten Dingen, die Allah euch beschert. Und fürchtet Allah, an Den ihr innig glaubt![5:88]

In diesem Vers ermutigt uns Allah, das wahrzunehmen, was Allah uns gegeben hat, aber Er erinnert uns daran, unsere Pflichten Ihm gegenüber einzuhalten. Allah verbindet diese beiden Themen und warnt uns davor, dass die Wahrnehmung dessen, was Allah uns gegeben hat, nicht dazu führen darf, dass wir irgendeinen Seiner anderen Befehle übertreten. Allah erinnert uns auch daran, dass der Rizq, den wir erhalten haben, allein von Allah bereitgestellt wurde und nicht von uns selbst stammt, egal wie sehr es uns vorkommt, dass wir es „verdient“ haben könnten.

Es ist auch wichtig und zu beachten, dass Rizq in keinem Vers oder Hadith mit dem Menschen verbunden ist, außer durch seine Verwaltung und Verteilung. Allah sagt:

﴿وَلَا تُؤْتُوا السُّفَهَاءَ أَمْوَالَكُمُ الَّتِي جَعَلَ اللَّهُ لَكُمْ قِيَامًا وَارْزُقُوهُمْ فِيهَا وَاكْسُوهُمْ وَقُولُوا لَهُمْ قَوْلًا مَّعْرُوفًا

Und gebt nicht den Schwachsinnigen euren Besitz, den Allah euch zum Unterhalt bestimmt hat, sondern versorgt sie davon und kleidet sie und sagt zu ihnen geziemende Worte.[4:5]

Allah verbindet die Versorgung (Rizq) in den folgenden Versen auch mit der Gottesfurcht (Taqwa):

﴿وَمَن يَتَّقِ اللَّهَ يَجْعَل لَّهُ مَخْرَجًا وَيَرْزُقْهُ مِنْ حَيْثُ لَا يَحْتَسِبُ ۚ

Und wer Allah fürchtet, dem schafft Er einen Ausweg und gewährt ihm Versorgung, von wo (aus) er damit nicht rechnet.[65:2-3]

Das heißt, obwohl wir denken, dass wir genau wissen, wo unsere Gehälter jeden Monat herkommen, gibt es Zeiten, in denen wir alle in einer Zeit der Not auf eine Weise versorgt werden, die wir uns nicht für möglich hätten halten können.

Denke an eine Zeit zurück, als du verzweifelt nach etwas Hilfe gesucht hast, dir etwas gestohlen wurde und dann durch etwas Besseres ersetzt wurde, du bis auf die Knochen pleite warst und dann etwas Geld aus einer Quelle erschien, die du dir nicht hättest vorstellen können, oder dir auch nur etwas zu Essen angeboten wurde, als du es nicht erwartet hast. Das sind alles einfache Beispiele dafür, dass wir ohne unser Zutun dennoch versorgt wurden. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir bis zum Äußersten gehen, unsere Arbeit und Verpflichtung uns selbst und unserer Familie gegenüber liegen lassen, da dies den Gesetzen Allahs (t) widersprechen würde. Uns wird befohlen, uns darum zu bemühen, unseren Lebensunterhalt (Rizq) zu erlangen, wie Allah (t) sagt:

﴿فَإِذَا قُضِيَتِ الصَّلَاةُ فَانتَشِرُوا فِي الْأَرْضِ وَابْتَغُوا مِن فَضْلِ اللَّهِ وَاذْكُرُوا اللَّهَ كَثِيرًا لَّعَلَّكُمْ تُفْلِحُونَ

Wenn das Gebet beendet ist, dann breitet euch im Land aus und trachtet nach etwas von Allahs Huld. Und gedenkt Allahs viel, auf dass es euch wohl ergehen möge![62:10]

Vielmehr müssen wir unser Leben auf die bestmögliche Weise planen, indem wir unseren Rizq mit der Erfüllung unserer anderen Verpflichtungen gegenüber Allah und Seinem Gesandten erfüllen und fest daran glauben, dass Ar-Razzaq für uns sorgt.

Imam Ibn Rajab Al-Hanbali (möge Allah mit ihm barmherzig sein) sagt in seinem Buch Jami al-Ulum wal-Hikam: „Der Sklave sollte sich dessen, was in der Hand Allahs ist, mehr sicher sein als dem, was in seiner eigenen Hand ist. Dies ergibt sich aus der Festigkeit und Stärke der Gewissheit, weil Allah die Versorgung Seiner Sklaven garantiert und für sie verantwortlich ist.“

Allah (t) sagt:

﴿وَمَا مِن دَابَّةٍ فِي الْأَرْضِ إِلَّا عَلَى اللَّهِ رِزْقُهَا

Es gibt kein Lebewesen auf Erden, das nicht von Gott versorgt wird.[11:6]

 Allah (t) sagt auch:

﴿وَفِي السَّمَاءِ رِزْقُكُمْ وَمَا تُوعَدُونَ

Und im Himmel ist eure Versorgung und das, was euch versprochen wird.[51:22]

Die Versorgung (Ar-Rizq) ist unveränderlich

Eine weitere sehr wichtige Idee, die es zu verstehen gilt, ist, dass die Versorgung (Rizq) in ihrer Menge bzw. in ihrem Umfang festgelegt ist. Ibn Mas’ud erzählte, dass Allahs Gesandter (s) zu seiner Frau Um Habiba sagte:

Wahrlich, sie haben Allah über die Dauer des bereits gesetzten Lebens und der Schritte, die sie ergreifen würden, und die Nahrung, deren Anteil festgesetzt ist, gefragt. Nichts wird vor seiner Fälligkeit stattfinden, und nichts wird darüber hinaus verschoben werden, wenn es fällig ist. (Muslim)

Ein Muslim muss sich immer auf Allah (t) verlassen – diese Säule des Imans gibt dem Gläubigen die Kraft, Schwierigkeiten zu überwinden. Jemand mit dem korrekten Verständnis, dass seine Versorgung von Allah (t) stammt, wird voll und ganz auf Allah (t) vertrauen, dass Er ihn in besonders schwierigen Zeiten versorgen wird. Allah (t) sagt:

﴿اللَّهُ يَبْسُطُ الرِّزْقَ لِمَن يَشَاءُ وَيَقْدِرُ ۚ وَفَرِحُوا بِالْحَيَاةِ الدُّنْيَا وَمَا الْحَيَاةُ الدُّنْيَا فِي الْآخِرَةِ إِلَّا مَتَاعٌ

Allah weitet die Versorgung aus für wen Er will, und Er mißt sie ab, und sie haben sich über das Leben dieser Welt gefreut, und das Leben dieser Welt ist gegenüber dem Jenseits nur Nutznießung.[13:26]

Wenn also Zeiten schwierig sind, dann sieht der wahre Gläubige sie als eine Prüfung von Allah (t), und Er (t) ist es, der das liefern wird, was einem gebührt. Schenken wir dem Vers Beachtung, in dem Allah (t) sagt, dass das Leben dieser Welt „[…] nur ein vorrübergehender Genuss ist.“ Angesichts schwieriger Zeiten können wir aus Verzweiflung dazu angetrieben sein, Überstunden zu machen oder einen zweiten Job anzunehmen. Wir verbrauchen all unsere Energie und zwar so, dass wir den anderen Verantwortungen nicht gerecht werden. Der standhafte Gläubige versteht jedoch, dass seine Versorgung (Rizq) von Allah (t) allein stammt. So versteht man auch den Hadith und Ratschlag des Gesandten (s):

Lasst die Angst der Menschen euch nicht davon abhalten die Wahrheit auszusprechen, oder etwas von großer Wichtigkeit zu tun, weil was du sagst oder tust wird dich nicht von deinem Rizq fernhalten oder deinen Ajl (Lebensspanne) verringern.

Stellung des Reichtums

Die Gläubigen, die die Angelegenheit der Versorgung im richtigen Kontext betrachten, geben dem Reichtum und den Besitztümern lediglich einen kleinen Wert. Denn sie wissen, dass es eine Last ist, für die sie Rechenschaft ablegen werden. Abu Dawud und at-Tirmidhi erzählten, dass Umar ibn al-Khattab sagte:

Der Gesandte Allahs befahl uns, Sadaqah zu geben, und das stimmte mit dem Besitz überein, den ich hatte, so sagte ich: ‚Heute werde ich Abu Bakr übertreffen, wenn ich ihn jemals übertrumpfe‘, und ich brachte die Hälfte meines Reichtums. Der Gesandte Allahs (s) sagte: ‚Was hast du für deine Familie übrig?‘ Ich sagte: ‚Ich habe das Gleiche hinterlassen.‘ Dann kam Abu Bakr mit allem, was er hatte, und er sagte: ‚Abu Bakr, was hast du für deine Familie übrig?‘ Er sagte: ‘Ich habe Allah und Seinen Gesandten übriggelassen.‘ Ich sagte: ‚Ich werde ihn niemals in irgendetwas übertreffen.‘

Nimm auch die Geschichte von Mus’ab bin Umair, über den der Prophet (s) zu sagen pflegte:

Es gibt niemanden Mekka, der ansehnlicher ist als Mus’ab. Es gibt keine Person in der Stadt, die besser gekleidet und ernährt ist als Mus’ab. Es gibt kein Kind, das mit mehr Liebe und Zuneigung aufgewachsen ist.

Er stammte aus einer wohlhabenden Familie, aber nachdem er den Islam angenommen hatte, widmete er sein ganzes Leben der Sache Allahs (t) und Seines Gesandten (s), so dass er sich eines Tages dem Propheten (s) in einem Zustand präsentierte, indem er nur einen Fetzen aus Stoff hatte, welcher seinen Körper bedeckte. Als die Gefährten des Propheten dies sahen, hingen ihre Köpfe aus Respekt. Der Prophet (s) sagte:

Das ist der junge Mann aus Makkah, der in einem luxuriösen Stil aufwuchs, das seinesgleichen suchte. Aber die Achtung vor der Tugend und die Liebe zu Allah und seinem Propheten haben ihn gegenüber allen weltlichen Vergnügungen gleichgültig gemacht.

Der Träger des Islam muss bereit sein, sich den Prüfungen und Schwierigkeiten zu stellen, und sich gegen jene zu stellen, die sich gegen den Islam stellen. Der einzige Weg, sich darauf vorzubereiten, besteht darin, ein klares Wissen über die grundlegenden islamischen Ideen zu haben, wie beispielsweise das Verständnis von Rizq, also dass die Versorgung von Allah (t) kommt, das Verständnis von Tawakkul (Gottvertrauen) und andere grundlegende islamische Ideen.

Dieses Verständnis muss klar und frei von Zweifeln sein, damit es den Gläubigen vom Kampf und der Erschöpfung nach Anhäufung von Reichtum befreit und ihn stattdessen dazu ermutigt, sich für den Islam einzusetzen. Dieses Verständnis wird auch Menschen hervorbringen, die sich an die Gesetze des Islam halten, selbst wenn sie Reichtum erlangen, und auch Menschen, die großzügig sind und aktiv nach nützlichen Wegen suchen, ihren Reichtum so auszugeben oder zu investieren, dass Allah (t) mit ihnen zufrieden ist.

﴿إِنَّ اللَّهَ يَرْزُقُ مَن يَشَاءُ بِغَيْرِ حِسَابٍ

Wahrlich, Allah versorgt, wen Er will, ohne zu berechnen.[3:37]