Geschichte Die bedeutsame Geschichte des Monats Raǧab

In der Geschichte aller Völker gibt es Zeiten von besonderer Wichtigkeit. Manchmal sind es einzelne Tage von besonderer Bedeutung, manchmal aber auch Wochen oder Monate.

In der Geschichte aller Völker gibt es Zeiten von besonderer Wichtigkeit. Manchmal sind es einzelne Tage von besonderer Bedeutung, manchmal aber auch Wochen oder Monate. So gab es auch in der Geschichte der Muslime besondere Zeiten. Wirft man einen Blick auf die Geschichte der Muslime, so findet man tatsächlich sogar zahlreiche bedeutsame oder zumindest erwähnenswerte Ereignisse. Diese Ereignisse sind derart wichtig, dass sie es wert sind, sich an sie zu erinnern. Dies ist nicht verwunderlich, da die islamische Zivilisation die Welt mit Beginn des siebten Jahrhunderts n. Chr. nachhaltig veränderte. Sie etablierte sich im Nahen Osten und brach von diesem Punkt aus auf, um Länder zu erobern. Vor dem Hintergrund dieser Expansion trugen die Muslime ihr Wissen, ihre Kultur und infolgedessen auch einen spürbaren Fortschritt in die Welt.

Es ist bekannt, dass der Monat ramaḍān für die Muslime von außerordentlicher Bedeutung und zugleich der heiligste Monat des islamischen Mondkalenders ist. Dieser Monat war sowohl zur Zeit des Propheten (s), als auch nach seinem Tod von zentraler Wichtigkeit. Aufgrund der immensen Bedeutsamkeit dieses Monats erscheinen andere Monate des islamischen Kalenders weniger bedeutend. Betrachtet man die Monate des islamischen Kalenders voneinander losgelöst, so lässt sich jedoch feststellen, dass jeder von ihnen eine einzigartige Bedeutung hat. Im Rahmen dieses Artikels widmen wir uns dem Monat Raǧab, der für die Muslime ebenfalls von hoher Bedeutsamkeit ist. Im Monat Raǧab ereigneten sich vier markante Ereignisse der islamischen Geschichte, die den Lauf der Geschichte aus unserer Sicht verändert haben.

Die Himmelfahrt (al-isrāʾ wa al-miʿraǧ) des Gesandten Allahs (s) ereignete sich im Monat Raǧab des zehnten Jahres des Prophetentums, im Jahr 620 n. Chr. In dieser Nacht reiste der Prophet (s) von Mekka nach Jerusalem, von wo aus er (s) seine Himmelfahrt begann.

Die spirituelle Bedeutung dieser Himmelfahrt lässt sich an dem Zeitpunkt des Ereignisses festmachen. Der Prophet (s) befand sich in einer äußerst schwierigen Lage, da zunächst sein Onkel Abū Ṭālib bin ʿAbd al-Muṭṭalib und dann seine geliebte Frau Ḫadīǧa bint Ḫuwaylid verstarb. Die Mekkaner begannen die Muslime zu Verfolgen und zu Foltern. Dies war der Höhepunkt des Kampfes zwischen īmān und kufr. Zu diesem Zeitpunkt beschloss Allah (t), Seinem auserwählten Diener eines Seiner größten Zeichen zuteilwerden zu lassen, indem Er ihn in dieser Nacht nach Jerusalem führte und anschließend in den höchsten Himmel emporstiegen ließ.

Im Monat Raǧab ereignete sich zudem einer der ruhmreichen militärischen Siege des Gesandten Allahs (s), als er die Schlacht von Tabuk für sich entscheiden konnte. Die Schlacht von Tabuk fand im neunten Jahr nach der hiǧra statt und markierte jenen Punkt, an dem die Muslime die vollständige Autorität über die arabische Halbinsel erlangten. Trotz der Hitze und der langen Reise zog eine Armee von 30.000 Muslimen von Medina nach aš-Šām (dem heutigen Syrien) aus. Die römische Armee schlug ihre Lager in Tabuk auf, um die Muslime von dort aus zu überfallen. Als sie jedoch von der Größe und Stärke der muslimischen Armee hörten und mitbekamen, dass diese Armee vom Gesandten Allahs (s) persönlich angeführt wurde, zogen sie sich verängstigt ins Innere des Landes zurück, um sich so die Sicherheit ihrer Festungen zunutze zu machen. Diese Ausgangssituation ermöglichte es dem Gesandten Allahs (s), Tabuk kampflos zu besetzen. Er blieb dort einen Monat lang und beschäftigte sich unterdessen mit anderen kleinen Widerstandskräften. In diesem Zeitraum schickte er Briefe an die Führer und Gouverneure der Region, welche sich unter römischer Kontrolle befanden. Sie schlossen mit ihm (s) Frieden und erklärten sich bereit, die ǧizya zu bezahlen.

Ferner marschierte Ṣalāḥ ad-Dīn im Monat Raǧab nach Jerusalem ein. Dieses Ereignis fand im Jahr 583 n. H. – 1187 n. Chr. – statt. Er befreite Jerusalem aus den Fängen der europäischen Kreuzritter, die Jerusalem zuvor eingenommen und fast ein Jahrhundert lang regiert hatten.

Die Eroberung Jerusalems ist nicht nur deshalb so besonders, weil Jerusalem aus Sicht der Muslime unverzichtbar ist, sondern auch weil es einen entscheidenden Rückschlag für die Bemühungen der Kreuzritter bedeutete, die sich dafür einsetzten die muslimischen Länder sukzessiv zu erobern. Einige Monate zuvor vernichtete Ṣalāḥ ad-Dīn die Kreuzritterarmee von Guido von Lusignan und Raimund III. von Tripolis bei der Schlacht von Hattin (1187 n. Chr.). Dies war ein merklicher Verlust für die Kreuzritter und stellte zugleich einen Wendepunkt in der Geschichte der Kreuzzüge zugunsten der Muslime dar.

Einige Jahrhunderte später, im Jahr 1342 n. H. – 1924 n. Chr. – ereilte die Muslime ein weiteres denkwürdiges Ereignis im Monat Raǧab. Diesmal war es im Gegensatz zu den Malen davor kein rühmenswertes Ereignis, aber trotz dessen eines, an das man sich erinnern sollte. So wurde das Kalifat am 28. Raǧab 1342 – dem 03. März 1924 – von Mustafa Kemal Pascha abgeschafft. Damit wurden die Muslime ihres Staates beraubt, der sie einte und die Scharia über sie anwandte. Zum ersten Mal in der Geschichte hatten die Muslime nun keinen Staat mehr, der als Schutzschild für sie fungierte. Was danach an Ereignissen folgte, war aufgrund dieses Umstands zu erwarten. Ohne ihren schützenden Schild waren die Muslime, ihre Ressourcen und ihre Länder nurmehr Kriegsbeute in den Augen des ungläubigen Kolonialisten, die sich zuvor mit allen erdenklichen Mitteln für die Zerstörung des Kalifats einsetzten.

Diese vier Ereignisse sind von äußerster Wichtigkeit, da sie den Lauf der Geschichte in eine bestimmte Richtung lenkten. Es sind Ereignisse, die unserer Erinnerung und unseres Gedenkens würdig sind. Jedoch gedenken wir einem solchen Ereignis nicht, wie man es in den Ländern des Westens kennt. Statt nächtlichen Feiern, ausufernden Märschen und dem Bau von Statuen und Denkmälern, gedenken die Muslime einem Ereignis, indem sie sich Allah (t) in aufrichtiger Anbetung zuwenden, Ihn für seine Gaben und Gnaden lobpreisen und um Vergebung für ihre Fehler bitten. Unser Gedenken manifestiert sich zum Beispiel in Form von freiwilligen Gebeten, sowie im Lesen und Rezitieren des Koran. Auch gedenken wir indem wir über die heutige Situation der Muslime nachsinnen und sie – sowohl im Individuellen als auch als Umma – im Lichte unserer islamischen Verpflichtungen bewerten. So gedenken wir solchen Ereignissen am besten, indem wir uns nach bestem Gewissen der Erfüllung unserer Verpflichtungen widmen.

Wir befinden uns nun im Monat Raǧab des Jahres 1440 n. H. Wir sollten uns mit unserer großartigen Geschichte vertraut machen und die Erkenntnisse, welche wir aus den zuvor erwähnten Ereignissen gewinnen können, nutzen, um das Wohlgefallen Allahs (t) zu erlangen. Wir sollten über die Himmelfahrt (al-isrāʾ wa al-miʿraǧ) des Gesandten Allahs (s) nachsinnen und uns fragen: sind wir bereit uns im Kampf zwischen īmān und kufr aufzuopfern, damit der Islam obsiegt und über alle anderen Überzeugungen vorherrschen kann? Auch sollten wir über die Befreiung Jerusalems durch Ṣalāḥ ad-Dīn nachsinnen und uns fragen, inwiefern wir uns abmühen, um die heilige Stadt Jerusalem zu befreien. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass Jerusalem nun seit über fünfzig Jahren erneut besetzt wird. Wo ist der Ṣalāḥ ad-Dīn der Neuzeit? Wir sollten über die Zerstörung des Kalifats nachsinnen und uns fragen, was wir für das Erwachen der islamischen Umma tun und inwiefern wir uns dafür abmühen, dass das islamische Kalifat wiedererrichtet wird. Was tun wir, um unseren Verpflichtungen gegenüber Allah (t) nachzukommen? Was tun wir dafür, dass wir vom Islam regiert werden und der Menschheit im gesellschaftlichen Sinn ein Vorbild sind?

Solche und ähnliche Fragen müssen wir uns stellen. Daher müssen wir aus unserer eigenen Geschichte Lehren ziehen, die wir dann dafür nutzen, um in Zukunft voranzuschreiten.