Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Die Führer von Hizb-ut-Tahrir
Teil 1 A
Wie die Reise von Hizb-ut-Tahrir ihren Anfang nahm
„Das gesegnete Licht, das seinen Ursprung in der Al-Aqsa-Moschee hat.“
(Übersetzt)
Es ist der Wille des Erhabenen, dass wir uns mit jedem Schritt dem Ende der Zeit nähern. Die Ära in der wir leben, ist von der Dunkelheit des Unglaubens umhüllt. Jeder, der noch bei klarem Verstand ist, wäre schockiert darüber, diese Zeit mitzuerleben. Die Gesetze Allahs finden nicht länger Anwendung, obwohl diese Erde Ihm (t) gehört. Gleichzeitig breitet sich Sündhaftigkeit und Unterdrückung überall auf der Welt aus. Doch eines Tages wird diese Dunkelheit – so Allah will – ein Ende nehmen; die Wiedererrichtung des Kalifats wird von erhellenden Sonnenstrahlen begleitet werden. An jenem Tage werden die Gläubigen frohlocken; jene, die sich unermüdlich für das Wohlgefallen Ihres Herrn einsetzten. Der Aufruf zum Kalifat war einst verschwunden, nun aber ist er wieder in aller Munde. Obwohl er fast schon in Vergessenheit geraten war, ist er nun erneut in den Fokus gerückt. Gepriesen sei dafür Allah, der Erhabene! Diejenigen, die das Banner des Kalifats in die Welt tragen, werden – so Allah will – auch diejenigen sein, die imstande sind, diesen Staat zu führen. Diese Gruppe von Leuten hat nicht viele Unterstützer gefunden, auch nicht unter ihren Nächsten. Und doch erkennt sogar ihr Feind ihre Standhaftigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen an. Nun ist der Zeitpunkt für die Wiedererrichtung des Kalifats gekommen. Das Kalifat wird alle Hindernisse beseitigen und der Welt eine hellstrahlende Morgenröte bescheren!
Zweifellos gibt es auf jedem Pfad Meilensteine zu erreichen. Gleicht der Aufruf derjenigen, die auf diesem Pfad wandeln, dem Aufruf des Propheten (s), und sind sie davon überzeugt, dass ihre Handlungen denen des Propheten (s) entsprechen, so haben sie jedes Recht, darauf zu hoffen, dass sie – so Allah will – ebendas erreichen, was der Prophet (s) erreicht hat, d. h. die Errichtung des Islamischen Staates. Sie haben jedes Recht, darauf zu hoffen, dass Allah (t) ihnen gegenüber Sein Versprechen erfüllen wird, nämlich die Errichtung des zweiten Rechtgeleiteten Kalifats nach dem Plan des Prophetentums.
Sollte Allah (t) bestimmt haben, dass Hizb-ut-Tahrir jene Gruppe von Muslimen ist, der Sein Sieg beschert wird, so könnte uns kein größerer Segen widerfahren. Wir hoffen darauf und beten dafür, dass uns diese gewaltige Ehre zuteilwird, von der sich jeder gottesfürchtige Gläubige wünscht, dass sie ihm zufallen würde.
Dieser Artikel ist ein bescheidener Versuch, einige Aspekte aus dem Leben des Gelehrten Scheich Taqī ad-Dīn an-Nabhānī (möge Allah ihm gnädig sein), des Gründers von Hizb-ut-Tahrir, zu beleuchten. In einem späteren Artikel wollen wir über den Gelehrten ʿAbd al-Qadīm Zallūm berichten, der beim Aufbau der Partei half und nach Scheich Nabhānī die Führung der Partei übernahm. Es hätte keinen besseren Nachfolger für Scheich Nabhānī geben können, als ʿAbd al-Qadīm Zallūm (möge Allah auch ihm gnädig sein). Und zuletzt, als Abschluss der Artikeltrilogie, soll das Leben des ehrenwerten Gelehrten ʿAṭāʾ ibn Ḫalīl Abū ar-Rašta beleuchtet werden, der die Nachfolge ʿAbd al-Qadīm Zallūms antrat und die Partei bis heute führt. Wir hoffen, den Sieg Allahs (t) unter seiner Führung erlangen zu können.
Der Gründer von Hizb-ut-Tahrir: der Gelehrte Taqī ad-Dīn an-Nabhānī (Möge Allah (t) ihm gnädig sein)
Taqī ad-Dīn ibn Ibrāhīm ibn Ismāʿīl ibn Yūsuf an-Nabhānī entstammt den Banū Nabhān, einem Nomadenstamm in Palästina, der sich im Dorf Iğzim ansiedelte. Iğzim liegt in dem zur Stadt Haifa gehörenden Bezirk Safad im nördlichen Palästina. Dort wurde Scheich Nabhānī vermutlich im Jahr 1332 n. H., 1914 n. Chr., geboren. Seine Familie war bekannt für ihre Gelehrsamkeit und ihre Gottesfurcht und auch dafür, dass sie den Islam wirklich praktizierte. Sein Vater, Scheich Ibrāhīm, war Rechtsgelehrter und im Bereich islamischer Rechtswissenschaften (al-ʿulūm aš-šarʿīya) für das palästinensische Bildungsministerium tätig. Seine Mutter war ebenfalls eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Ihr Wissen erhielt sie von ihrem Vater, Scheich Yūsuf an-Nabhānī.
In verschiedenen Berichten wird sein Großvater mütterlicherseits, Scheich Yūsuf an-Nabhānī, wie folgt beschrieben: Yūsuf ibn Ismāʿīl ibn Yūsuf ibn Ḥasan ibn Muḥammad an-Nabhānī aš-Šāfiʿī erhielt den Beinamen „Abū al-Maḥāsin“. Er war Schriftsteller, Dichter und Sufi und galt als einer der besten Richter seiner Zeit. Er arbeitete in Dschenin im Landkreis Nablus als Richter. Danach zog er nach Istanbul. In Mossul war er ebenfalls als Richter tätig. Später wurde er zum Leiter des Strafgerichtshofs in Latakia und dann in Jerusalem ernannt. Schließlich übernahm er die Leitung des Gerichtshofs von Beirut. Er schrieb insgesamt achtundvierzig Bücher.
Die islamische Persönlichkeit Scheich Nabhānīs ist zu einem großen Teil auf seinen familiären Hintergrund zurückzuführen. Deshalb lernte er bereits im Alter von 13 Jahren den gesamten Koran auswendig. Das Wissen, der Scharfsinn und die Gottesfurcht seines Großvaters mütterlicherseits begeisterten ihn merklich, sodass er diesem Quell so viel wie nur möglich entnahm. Schon in jungen Jahren reifte in ihm ein politisches Bewusstsein heran, insbesondere in jenen wichtigen politischen Fragen, die sein Großvater aufgrund seines engen Kontakts zu den Regierungspersonen im Osmanischen Staat durchblickte. Scheich Nabhānī profitierte sehr von den juristischen Sitzungen und Debatten, die sein Großvater Scheich Yūsuf an-Nabhānī zu organisieren pflegte. Während dieser Diskussionsrunden erregte Nabhānīs Brillanz und außerordentliche Intelligenz die Aufmerksamkeit seines Großvaters, sodass dieser den Vater von Scheich Taqī ad-Dīn an-Nabhānī von der Notwendigkeit überzeugte, seinen Sohn zum Studium der islamischen Rechtswissenschaften an die al-Azhar-Universität zu entsenden.
Sein Bildungsweg
Scheich Nabhānī wurde im Jahr 1928 in die Oberstufe der al-Azhar-Universität aufgenommen. Noch im selben Jahr bestand er seine Abschlussprüfung mit Auszeichnung. Ihm wurde das Zertifikat „šahādat al-ġurabāʾ“ (Abschlusszeugnis für Fremde) verliehen. Danach wurde er an der wissenschaftlichen Fakultät (dār al-ʿulūm) aufgenommen, die damals noch zur al-Azhar-Universität gehörte. Daneben besuchte er regelmäßig die Vorlesungen jener Gelehrter an der al-Azhar-Universität, die ihm sein Großvater empfohlen hatte, so z. B. die Vorlesung von Scheich Muḥammad al-Ḫiḍr Ḥusain, möge Allah ihm gnädig sein. Die frühere Studienordnung der al-Azhar-Universität erlaubte nämlich die Teilnahme an solchen Kreisen. Obwohl Scheich Nabhānī an der wissenschaftlichen Fakultät (dār al-ʿulūm) studierte und gleichzeitig das alte Studiensystem der al-Azhar-Universität absolvierte, stach er in seinem Fleiß und Wissendrang deutlich hervor. Wegen seines tiefgründigen Denkens, seiner starken Ansichten und überzeugenden Argumente in den Diskussionen und intellektuellen Streitgesprächen, die in den damaligen Bildungseinrichtungen in Kairo und anderen islamischen Städten massenhaft stattfanden, zog er die Aufmerksamkeit seiner Kommilitonen und Lehrer auf sich.
Der Scheich erlangte die folgenden Abschlüsse: Die Oberstufenreife der al-Azhar-Universität, das Abschlusszeugnis für Fremde der al-Azhar-Universität (šahādat al-ġurabāʾ), einen Abschluss im Fach Arabische Sprache und Literaturwissenschaften von der Kairoer wissenschaftlichen Fakultät (dār al-ʿulūm), das Richterdiplom des zur al-Azhar-Universität gehörenden Hohen Instituts für islamisches Gerichtswesen sowie den Gelehrtenabschluss der al-Azhar-Universität in islamischen Rechtswissenschaften (aš-šahāda al-ʿālamīya) im Jahr 1932 n. Chr., der einem Magisterabschluss gleichkommt.
Ämter, die der Scheich innehatte
Der Scheich arbeitete bis zum Jahr 1938 n. Chr. in der Scharia-Abteilung des palästinensischen Bildungsministeriums. Danach wechselte er ins islamische Richteramt und schlug die übliche Laufbahn ein. Er begann als Obersekretär am Zentralgericht von Haifa, arbeitete dann als Assistenzrichter und war schließlich bis zum Jahr 1948 als Richter am Gericht in Ramla tätig. Nach der Besetzung Palästinas durch die Juden wanderte Nabhānī nach Syrien aus. Allerdings kehrte er im gleichen Jahr nach Palästina zurück und wurde dort zum Richter am Scharia-Gericht in Jerusalem ernannt. Danach arbeitete er bis zum Jahr 1950 als Scharia-Richter am Obersten Gerichtshof. Schließlich trat er von seinem Richteramt zurück und wurde Lehrer an der Hochschule für Islamwissenschaften in Amman, wo er bis 1952 lehrte. Taqī ad-Dīn an-Nabhānī – möge Allah ihm gnädig sein – war ein Quell des Wissens mit umfangreichen Kenntnissen. Er war ein uneingeschränkter Rechtsausleger (muğtahid muṭlaq) und ein gewandter Redner mit äußerst schlagkräftiger Argumentation.
Folgende Bücher verfasste Scheich Taqī ad-Dīn an-Nabhānī:
I. Die Lebensordnung des Islam
II. Die parteiliche Blockbildung
III. Konzeptionen von Hizb-ut-Tahrir
IV. Das Wirtschaftssystem im Islam
V. Das Beziehungssystem der Geschlechter im Islam
VI. Das Regierungssystem im Islam
VII. Die Verfassung (des Kalifatsstaates)
VIII. Präambel zur Verfassung oder die verpflichtenden Gründe dafür
IX. Der islamische Staat
X. Die islamische Persönlichkeit (in drei Teilen)
XI. Politische Konzeptionen von Hizb-ut-Tahrir
XII. Politische Einblicke
XIII. Ein inständiger Apell
XIV. Das Kalifat
XV. Das Denken
XVI. Die schnelle Auffassungsgabe
XVII. Der Aufbruchspunkt
XVIII. Der Eintritt in die Gesellschaft
XIX. Ägyptens Bewaffnung
XX. Das bilaterale Abkommen zwischen Ägypten und Syrien auf der einen und dem Jemen auf der anderen Seite
XXI. Die Lösung der Palästinafrage nach amerikanischem und englischem Modell
XXII. Die Theorie des politischen Vakuums rund um das Eisenhower-Projekt
Darüber hinaus verfasste er noch tausende Publikationen zu intellektuellen, politischen und wirtschaftlichen Themen.
Als die Veröffentlichung seiner Bücher und Artikel verboten wurde, veröffentlichte Scheich Nabhānī einige Bücher unter dem Namen anderer Parteimitglieder, um sie publizieren zu können, darunter bspw. die folgenden:
I. Die optimale Wirtschaftspolitik
II. Die Widerlegung des marxistischen Sozialismus
III. Die Zerstörung des Kalifats
IV. Die Gesetzmäßigkeiten der Beweisführungen
V. Das Strafsystem im Islam
VI. Rechtsbestimmungen des Gebets
Bevor Scheich Nabhānī die Partei gründete, schrieb er zwei Bücher: Die Rettung Palästinas und Die Mission der Araber.
Seine charakterlichen Eigenschaften
Professor Zuhair Kaḥāla, Verwaltungsdirektor der Hochschule für Islamwissenschaften, begleitete Scheich Nabhānī, seitdem Letzterer seine Tätigkeit als Lehrer an der Hochschule aufgenommen hatte. Über Scheich Nabhānī erzählt er: Der Scheich war ein intelligenter, vornehmer und reinherziger Mann. Er hatte eine aufrichtige, würdevolle und sehr beeindruckende Persönlichkeit. Die Existenz des zionistischen Gebildes im Herzen der muslimischen Umma schmerzte ihn sehr und bedrückte ihn.
Er war ein mittelgroßer, stämmiger, äußerst engagierter und tatkräftiger Mann von schneidigem Gemüt, brillantem Disput und extremer Überzeugungskraft in der Argumentation. Bei dem, was er für die Wahrheit hielt, machte er niemals Kompromisse. Sein Bart war mittellang und leicht ergraut. Seine Persönlichkeit flößte Ehrfurcht ein; Gespräche mit ihm beeinflussten andere. Seine Argumente führten bei anderen häufig zu Sprachlosigkeit. Ziellose Dispute, persönliche Angriffe und jedes Abweichen von den Interessen der Umma lehnte er zutiefst ab. Er verachtete den Umstand, dass sich Menschen ihrem persönlichen Leben widmeten. Er war immer um das Wohlergehen der islamischen Umma besorgt. Scheich Taqī ad-Dīn an-Nabhānī war der Inbegriff der folgenden Worte des Propheten (s):
«من لم يهتم بأمر المسلمين فليس منهم»
Wer sich nicht um die Belange der Muslime kümmert, der gehört nicht zu ihnen.
Für gewöhnlich wiederholte er diesen ḥadīṯ immer und immer wieder. Häufig verwendete er ihn als Beleg. Er beklagte sich darüber, dass Imam al-Ġazālī, der Autor des Buches „Iḥyāʾ ʿulūm ad-dīn“, es zuließ, dass die Kreuzritter die islamischen Länder besetzten, während er sich in die Moschee zurückzog und seine Bücher schrieb.