Ausland Ägyptens neuer Pharao

Ägypten wurde bereits unter der Regierungszeit von ʿUmar ibn al-Ḫattāb eröffnet. So fiel beispielsweise Alexandria 642 n. Chr. an die Muslime.

Ägypten wurde bereits unter der Regierungszeit von ʿUmar ibn al-Ḫattāb eröffnet. So fiel beispielsweise Alexandria 642 n. Chr. an die Muslime. Auch nach der Zerstörung des Kalifats blieb die Bevölkerung Ägyptens islamisch und der Islam prägend im Leben der Menschen. Das heutige Ägypten ist ein islamisches Land mit einer Bevölkerung, die zu über 90 Prozent aus Muslimen besteht. Alles, was in vorislamischer Zeit war, ist für die ägyptischen Muslime bedeutungslos und nur als historisches Wissen relevant. Die Pharaonenzeit darf in Bezug auf die Identität der ägyptischen Muslime folglich keine Rolle spielen. Sie dürfen sich nicht über die Pharaonenzeit definieren, sondern ausschließlich über den Islam.

Ägypten kommt in den Geschichten der Propheten Yusuf (a.) und Musa (a.) im Koran vor. Hierbei widmet der Koran vor allem der Geschichte Musas viel Aufmerksamkeit. Von allen Propheten wird Musa (a.), der zum Pharao entsandt wurde, am häufigsten im Koran erwähnt. Aus der Offenbarung erfahren wir daher viel über das Verhalten des Pharao, der ungerecht, grausam, tyrannisch und anmaßend war. Er war ein Widersacher des Propheten Musa (a.) und Allahs und ein Unterdrücker Seiner Botschaft. Er ließ Menschen Hände und Füße abschlagen und kreuzigen, weil sie ohne seine Erlaubnis an Allah (t.) glaubten. Mehr noch, er wollte selbst als Gott verehrt werden und drohte Musa (a.) mit Gefängnis, sollte er sich seiner Anbetung widersetzen. Allah (t.) ließ den Pharao und sein Gefolge untergehen und im Meer ertrinken und am Tage der Auferstehung wird er vorangehen und jene Menschen ins Feuer führen, die sich im Diesseits von ihm in die Irre führen ließen. Die Offenbarung lässt folglich keinen Zweifel daran, dass der Pharao strikt zu verurteilen ist und man sich als Muslime von der Pharaonenzeit distanzieren muss.

Der Islam macht aus dem Pharao das Sinnbild eines islamfeindlichen Tyrannenherrschers. Jeder Diktator in der islamischen Welt, der die Muslime unterdrückt und sie an der Umsetzung des Islam hindert, gilt als Pharao, wie etwa der ägyptische Präsident Abd al-Fattah as-Sisi. Jeder verständige Muslime würde es als Beleidigung auffassen, mit dem Pharao verglichen oder gleichgesetzt zu werden – nicht jedoch Sisi. Er eifert dem Pharao in seiner Herrschaft nach und will darüber hinaus die Zeit der Pharaonen wiederbeleben und eine Verbindung zwischen dem heutigen islamischen Ägypten und der vorislamischen Zeit herstellen. Er möchte einen Stolz der ägyptischen Muslime auf die Pharaonenzeit wecken. Jedem Muslim, der die Geschichte Musas mit dem Pharao kennt, sollte aber klar sein, dass es keinerlei Verbindung zwischen den Muslimen und der Pharaonenzeit gibt. Deshalb müssen sich die Muslime davon distanzieren, wenn Sisi dem islamischen Land Ägypten mit viel Pomp ein Image verleihen will, das auf die Zeit der Pharaonen zurückgeht und im absoluten Widerspruch zum Islam steht, selbst wenn er es vielleicht nur tut, um Touristen anzulocken. Auch der Tourismus ist kein Argument, um die Pharaonenzeit in den Vordergrund zu rücken.

„Die goldene Parade des Pharao“ hieß ein Umzug, der im April 2021 mit großem Aufwand veranstaltet wurde, als 22 Mumien vom Ägyptischen Museum in Kairo ins neue Museum für Ägyptische Zivilisation (NMEC) verlegt wurden. Dabei wurde alles aufgeboten, was an den alten Pharaonenkult erinnern sollte: ägyptische Streitwagen, kostümierte Schauspieler und Tänzer und Ähnliches. Nicht genug, dass Sisi mumifizierte Pharaonen ehrte, kostete das Spektakel auch noch mehrere Millionen. Aber das war nur der Anfang. Im November 2021 wurde in Ägypten die historische Sphinx-Allee mit einem pompösen Festakt eröffnet, ein alter Prozessionsweg, der die Tempelanlagen von Karnak und Luxor miteinander verband und nun saniert wurde. Sisi plant den islamischen Charakter Ägyptens auszulöschen. Dabei ist beispielsweise Kairo, das von den Muslimen gegründet wurde, bekannt als die Stadt der tausend Minarette. Wenn es Sisi darum geht, den Tourismus und damit Ägyptens Wirtschaft anzukurbeln, dann gibt es in Ägypten genug bedeutende islamische „Sehenswürdigkeiten“, die er in den Vordergrund rücken könnte. Sein Anliegen ist aber vor allem, alles Islamische zurückzudrängen und Ägypten zum Land der Pharaonen zu machen. Es handelt sich nicht um harmlose Verrücktheiten eines Diktators, der den alten „Glanz“ der Pharaonenzeit ohne Hintergedanken aufleben lassen will, sondern um ein weiteres Puzzleteil in der Bekämpfung des Islam. Sisi möchte Ägyptens neuer Pharao sein, aber Ägypten braucht keinen neuen Pharao, sondern einen Kalifen.