Ausland Was ist aus der französischen Toleranz geworden?

Heuchelei: Der Akt, das eine zu sagen und das andere zu tun. Im Laufe der Geschichte wurde diese Charaktereigenschaft vielen Menschen zum Verhängnis, von der sich die betroffenen Personen selten erholt haben.

Im letzten Jahrhundert ist die heuchlerische Ader des Westens zum Sinnbild ihrer politischen Agenda geworden. Denn um bestimmte Interessen rechtzufertigen setzt sich der Westen über die eigenen Werte hinweg. Ein Fall von „Tu, was wir sagen, und nicht, was wir tun“.

Es wäre durchaus plausibel zu sagen, dass die westliche Welt unter einer Art der intellektuellen Selbsttäuschung leidet. Denn in ihren eigenen Köpfen stehen sie über allem und sind uneins, wenn es um Ehre, Würde und Respekt geht. Auch zeigt die Realität, dass der Westen mit seinen absurden Ideenvorstellungen, die sich zum größten Teil als nutzlos erwiesen haben, den Status Quo anführt und dabei die Welt bis an den Rand des Verderbens bringt.

Einer ihrer Grundwerte ist die so hochgepriesene Meinungsfreiheit. Doch in Wahrheit ebnet man mit dieser nur den Weg, andere beleidigen zu dürfen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Deswegen sollte das nächst angeführte Szenario einen Schock für die Verfechter der Meinungsfreiheit sein. Denn in diesem Fall wollte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, also jener Macron, der seine Oberschullehrerin heiratete, eine Person verklagen, die ihn mit Hitler gleichsetzte. Allzu weit hergeholt ist der Vergleich nicht: kurzgeraten, europäisch, hat ein schwieriges Verhältnis zu Frauen, etwas unsicher wegen seines Aussehens und ein wenig Größenwahnsinnig. Drum ist es durchaus verständlich, dass jemand Macron auf liebenswerte Weise mit einer Person vergleicht, die nicht ganz bei Sinnen war.

Macron ist jener Typ Mensch, der sich an Schwächeren zu vergreifen versucht, oder aber an solchen, die sich nicht wehren können. So z.B. an den muslimischen Frauen oder unserem geliebten Propheten Muḥammad (s). Frankreich, das Land der freien Meinungsäußerung, hob 2013 das Gesetz auf, welches die Beleidigung des Präsidenten verbot. Das bedeutet, dass Macron nicht auf die strafrechtliche Verfolgung von Michel-Ange Flori hoffen kann. Dieser ließ zwei Plakate in der Nähe von Toulon aufstellen, auf denen Macron als Hitler dargestellt wird, mit der Bildunterschrift: „Gehorche, lass dich impfen!“ Flori tat sich schwer mit Macrons Forderung, dass sich die Menschen ohne jegliche gesellschaftliche Debatte gegen COVID-19 impfen lassen sollten.

Das war nicht das erste Mal, dass Macron versuchte, jemanden, der ihn in Frage stellte, zum Schweigen zu bringen. So z.B. vor nicht ganz zwei Jahren, als er es als zu anstößig empfand, dass man ihm auf einer Pressekonferenz zu viele Fragen stellte. Wohlgemerkt einen Tag nachdem er den Muslimen vorwarf, sie wären nicht in der Lage Debatten und Dialoge zu führen.

Man sollte meinen, Macron hätte inzwischen ein dickes Fell, nachdem er so vorgeführt und dazu noch als unfähiges Staatsoberhaupt entlarvt wurde.

Jedoch ist die Ironie bei der ganzen Thematik offensichtlich. Macron setzt sich für das Recht ein, unseren geliebten Propheten Muḥammad (s). beleidigen zu dürfen. Sobald es aber um die eigene Person geht, ist der Aufschrei und Ruf nach Konsequenzen groß. Dies ist niemandem entgangen, ja scheinbar nicht einmal einem Flori, der deutlich darauf hinwies, dass das Beleidigen Muḥammads (s) Satire sei, den Präsidenten jedoch wie einen Diktator aussehen zu lassen, sei „Blasphemie“.

Macron schikaniert gerne andere, verhält sich dann aber wie ein Kind, dass sein Spielzeug aus dem Kinderwagen wirft, sollte man sein Verhalten in Frage stellen. So viel zur Redefreiheit, zum Liberalismus und zum französischen Staat.