Konzeptionen Das korrupte britische Parlament und der umayyadische Kalif  ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz im Vergleich

Der ehemalige britische Kabinettsminister Owen Paterson trat im November 2021 in Folge eines öffentlichen Aufschreis von seinem Amt als Abgeordneter zurück, nachdem das von den Konservativen kontrollierte Parlament gegen seine 30-tägige Suspendierung stimmte und sich gleichzeitig für eine Verfahrensänderung bezüglich der Beurteilung von Abgeordneten bei einem Regelverstoß einsetzte.

Paterson erhielt jährlich 100.000 Pfund von zwei Unternehmen, für die er Lobbyarbeit leistete. Zu diesem Zweck nutzte er seine Position und sein Amt aus, was vom Normenausschuss als „ein ungeheuerlicher Fall von bezahlter Interessenvertretung“ beschrieben wurde.

Es war nicht der erste Korruptionsskandal eines britischen Ministers oder des britischen Parlaments. So häuften sich in jüngster Vergangenheit schwerwiegende Anschuldigungen gegen den ehemaligen britischen Premierminister David Cameron. Er nutze private Kontakte zu ehemaligen Regierungskollegen (einschließlich des derzeitigen britischen Premierministers Rishi Sunak), um sich selbst zu begünstigen, während er für die zusammengebrochene Finanzgesellschaft Greensill Capital arbeitete. Medienberichten zufolge habe er über 10 Millionen Dollar für zweieinhalb Jahre Teilzeitarbeit erhalten.

Es existieren viele weitere Beispiele von Abgeordneten und Ministern, die ihre Positionen und ihren Einfluss benutzten, um sich selbst zu bereichern, und dabei ihre eigenen Gesetze brachen. Beispiel dafür ist die „Cash for Questions“-Affäre in den 1990er Jahren. Der vielleicht bedeutendste Fall ist jedoch der britische Parlamentskostenskandal, der 2009 vom Daily Telegraph aufgedeckt wurde. Demnach missbrauchten Abgeordnete das parlamentarische Ausgabensystem und verwendeten öffentliche Gelder zur Subventionierung und Einrichtung von eigenen Immobilien, die nicht einmal ihre Zweitwohnsitze waren. Auch ließen sie Gelder für Lebensmittel abschreiben, obwohl das Parlament gar nicht tagte. Die ehemalige Innenministerin Jacqui Smith reichte sogar eine Spesenabrechnung für pornografische Filme ihres Mannes ein!

Im Gegensatz zu diesem Sachverhalt stehen die Kalifen, die die islamische Welt regierten. Bei einem Vergleich sticht insbesondere die Gewissenhaftigkeit und Askese des omayyadischen Kalifen ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz hervor, der – nachdem er Kalif geworden war – bei der Ausgabe öffentlicher Gelder äußerst bedacht vorging und ein sehr einfaches Leben führte.

ʿUmar ibn Muhāğir erzählte, dass eine Kerze für ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz angezündet wurde, während er sich mit den Belangen der Muslime beschäftigte. Als er fertig war, blies er die Kerze aus und zündete seine eigene Lampe an.

Einmal sehnte sich ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz nach Äpfeln. Deshalb schickte ihm ein Mann seiner Familie einige Äpfel als Geschenk. Er sagte: „Was für einen schönen Geruch sie haben und wie gut sie aussehen!“ Dann sagte er: „O Junge! Gib sie demjenigen zurück, der sie gebracht hat, sende ihm unsere Grüße und sage ihm, dass sein Geschenk von uns so geschätzt wurde, wie er es wünschte.“ Der Junge sagte: „O Führer der Gläubigen! Er ist doch dein Cousin und ein Mitglied deiner Familie, und du weißt, dass der Gesandte Allahs (s) das Geschenk angenommen hat.“ Er sagte: „Wehe euch! Für ihn war es ein Geschenk, aber für uns ist es eine Bestechung.“

Mālik, möge Allah ihm gnädig sein, berichtete: „ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz wurde ein Stück Ambra gebracht; doch er drückte seine Nase zu, damit er nicht etwas von dessen Duft riechen konnte.“

Und Mālik ibn Dīnār meinte: „Die Leute sagen, ich sei ein Asket. Der wahre Asket ist jedoch ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz. Das weltliche Leben öffnete sich ihm in vollen Zügen, aber er hat es aufgegeben.“

Als Sulaimān ibn ʿAbd al-Malik starb und ʿUmar sein Grab verließ (er hatte empfohlen, ʿUmar als seinen Nachfolger einzusetzen), wurden ihm Sulaimāns Reittiere angeboten. Doch er zeigte nur auf ein weißes kleines weibliches Maultier und es wurde zu ihm gebracht. Er setzte sich drauf und ritt davon.

ʿAbd al-ʿAzīz ibn ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz erzählte: „Ich wurde von al-Manṣūr gerufen. Er fragte mich: „Wie viel Geld hatte ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz, als er Kalif wurde?“ Ich sagte: „Es waren fünfzigtausend Dinar.“ Er fragte: „Und wie viel waren es bei seinem Tod?“ Ich antwortete: „Es waren zweihundert Dinar.““

ʿAmr ibn Muhāğir sagte: „Die Ausgaben von ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz betrugen zwei Dirham pro Tag.“

ʿAun ibn al-Muʿtamir erzählte, dass ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz seine Frau fragte: „Hast du einen Dirham, um ein paar Trauben zu kaufen?“ Sie sagte: „Nein. Du bist der Führer der Gläubigen und kannst dir keinen Dirham leisten?“ Er sagte: „Das ist besser, als mit Fesseln im Höllenfeuer zu verweilen.“

Die kürzlich veröffentlichten Pandora Papers zeigen, wie sich die gegenwärtigen korrupten Herrscher der islamischen Welt auf Kosten der muslimischen Umma bereichern und geheime Offshore-Firmen nutzen, um ihren unrechtmäßig erworbenen Reichtum zu verbergen. Doch der Erhabene offenbarte, dass diese Könige und Staatsoberhäupter durch ehrenhafte und aufrichtige Herrscher wie ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz ersetzt werden. Und denjenigen, die sich auf Seinem Wege für die Wiedererrichtung des Kalifats einsetzen, hat Er einen großen Lohn versprochen.  So sprach der Gesandte Allahs (s):

»تكونُ النُّـبُوَّةُ فيكمْ ما شاءَ اللّهُ أن تكون، ثمّ يرْفعُها اللّهُ إذا شاءَ أن يرْفَعَها، ثـُـمّ تكونُ خِلافةً على مِنهاج النبوَّة، فتكونُ ما شاءَ اللّهُ أنْ تكون، ثـُمّ يرْفعُها إذا شاءَ أنْ يرفعَها. ثـُمّ تكونُ مُلْكاً عاضّاً، فتكونُ ما شاءَ الله أنْ تكونَ، ثـُمّ يرفعُها إذا شاءَ الله أنْ يرفعَها. ثـُـمّ تكونُ مُلْكاً جَبريَّةً، فتكونُ ما شاءَ الله أنْ تكونَ، ثـُـمّ يرفعُها إذا شاءَ أنْ يرفعَها. ثـُـمّ تكونُ خِـلافـةً على مِنهـاج النُّـبُوَّة، ثم سكت«

„Das Prophetentum wird unter euch weilen, solange Allah es weilen lässt. Dann wird Allah es aufheben, wenn Er es aufheben will. Sodann wird ein Kalifat gemäß dem Plan des Prophetentums entstehen. Es wird weilen, solange Allah es weilen lässt. Dann wird Allah es aufheben, wenn Er es aufheben will. Sodann wird eine bevorrechtete Herrschaft folgen. Sie wird weilen, solange Allah sie weilen lässt. Dann wird Allah sie aufheben, wenn Er sie aufheben will. Sodann wird eine Tyrannenherrschaft folgen. Sie wird weilen, solange Allah sie weilen lässt. Dann wird Allah sie aufheben, wenn Er sie aufheben will. Sodann folgt ein Kalifat gemäß dem Plan des Prophetentums.“ Dann schwieg er.[Aḥmad]