Macky Sall, Präsident des Senegal und zugleich Vorsitzender der Afrikanischen Union, erklärte bei Radio France International, dass Afrika einer sehr schweren Hungersnot entgegensehe, falls die Weizenexporte aus der Ukraine nicht wieder aufgenommen werden. Die Hungersnot werde „den Kontinent destabilisieren“, sagte er. In Bezug auf sein Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin in Moskau sagte er, er habe Putin gebeten, Afrika bei der Beschaffung von Düngemitteln und Getreide zu unterstützen. Schon zuvor brachten westliche Politiker den Krieg in der Ukraine mit der Nahrungsmittelkrise auf dem afrikanischen Kontinent in Verbindung. Unter anderem der Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds, der sagte: „(…) Um es mit einfachen Worten auszudrücken: Ein Krieg in Europa, in der Ukraine, bedeutet Hunger in Afrika“. Frankreichs Präsident sagte: „Wir erwarten eine Hungersnot in Afrika wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine.“ Diese Erklärungen waren in Summe nicht mehr als ein Werkzeug der gegenseitigen Propaganda zwischen Russland und dem Westen. Russland warf dem Westen direkt vor, dass die westlichen Sanktionen die Nahrungsmittelkrise verschärft und die Absatzmärkte für Getreide und Düngemittel gesperrt hätten.
Während Politiker sich gegenseitig beschuldigen, menschliches Leid als Kriegswaffe auszunutzen, sind die Bilder von abgemagerten afrikanischen Körpern und trauernden Müttern in den Vordergrund der Nachrichten zurückgekehrt. Solche Bilder sind einem nicht fremd. Es scheint ganz so, als hätte sich nie etwas geändert, so, als würde man dieselben traurigen Bilder von vor Jahren erneut anblicken. Die Gesichter ähneln sich und die Welt steht tatenlos vor einer erwarteten Hungersnot. Hilfslager sind nur von manchen und nur nach langen Fußmärschen zu erreichen, auf denen sie ihre toten Kinder und Alten begraben. Alles spielt sich im Rahmen einer medialen Berichterstattung ab, die formal und inhaltlich politisiert ist und nichts mit Menschlichkeit zu tun hat. Trotz der Ernsthaftigkeit der Lage und zahlreicher widerhallender Erklärungen besteht das große Defizit der Vereinten Nationen zur Finanzierung des Nothilfeprogramms für die betroffenen Länder weiter. In einer gemeinsamen Erklärung von UN-Organisationen (WFP, FAO und UNICEF) heißt es, dass „nur 18 Prozent des UN-Plans zur Bewältigung der humanitären Situation in Somalia für 2022 finanziert wurden“.
Oxfam und Save the Children bezeichneten die Situation in Ostafrika als katastrophal. Abgesehen von den politischen Unruhen, stirbt alle 48 Sekunden ein Mensch an Hunger. Dies unterstreiche das wiederholte Versagen der Welt, vermeidbare Katastrophen abzuwenden.
Wir sehen uns erneut mit einer schmerzhaften Realität konfrontiert, in der die Menschen des fruchtbaren afrikanischen Kontinents, reich an natürlichen Ressourcen und klimatischer Vielfalt, nicht in der Lage sind ihren täglichen Lebensunterhalt zu sichern. Ihre existenziellen Fragen sind billige Schnäppchen in einem kapitalistischen Krieg, an dem sie nicht beteiligt sind.
Die Frage der Ernährungssicherheit in Afrika und anderswo ist untrennbar mit der Sicherheit der Menschen verbunden und kann nicht anderen Ländern überlassen werden, die sie mal bedrohen und mal mit ihnen feilschen. Sie gehört auch nicht in die Hände internationaler Gremien, die die wesentliche Ursache des Problems sind. Denn es ist ihre Politik, die die Volkswirtschaften dieser Länder zerstört und damit unterjocht und in eine Position der Abhängigkeit getrieben hat. Es handelt sich um eine Politik, die die Menschen zum Konsum und Import antrieb, statt zur Erhöhung der Produktion und zur Aufbereitung landwirtschaftlicher Böden. Ihre Politik lenkte die Landwirtschaft im Streben nach schnellen Erträgen in eine willkürliche Richtung, und zwar mit dem Ergebnis, dass die Böden erfolglos erschöpft wurden. Die Ursache der Krankheit sind mitnichten die hohen Preise oder der Weizen aus Russland oder aus der Ukraine. Die Ursache ist vielmehr die Politik, die das Land und die lokalen Anbaukulturen außer Acht ließ, den Lebensunterhalt der Menschen an Überseegebiete koppelte und damit die Produktion spezifischer Kulturen und den Import von Weizen erzwang, womit die lokale Landwirtschaft unterging.
Afrika leidet seit Jahrzehnten unter Armut: Armut an Ideen, Armut an Intellektualität und Armut an politischem Willen. Seine Böden sind barbarisch missbraucht worden und seine Anwohner hungern auf grausame Weise. Afrika hat keinen anderen Ausweg, als den Westen und seine Einrichtungen zu vertreiben, die das Land verarmten und die Trias von Armut, Ignoranz und Krankheit etablierten. Afrika wird sich nur erholen, wenn seine Anwohner die fruchtbaren Böden des Kontinents bewirtschaften und das essen, was darauf wächst und auf blumige Importlösungen verzichten, die das Land und die Menschen verarmen ließen. Doch das wird niemals geschehen, es sei denn, man geht diese Staatsführungskrise an und errichtet das Kalifat wieder.
﴿أَمَّن يُجِيبُ ٱلْمُضْطَرَّ إِذَا دَعَاهُ وَيَكْشِفُ ٱلسُّوٓءَ وَيَجْعَلُكُمْ خُلَفَآءَ ٱلْأَرْضِ ۗ أَءِلَـٰهٌۭ مَّعَ ٱللَّهِ ۚ قَلِيلًۭا مَّا تَذَكَّرُونَ﴾
Oder (ist besser), wer den in einer Notlage Befindlichen erhört, wenn er Ihn anruft, und das Böse hinwegnimmt und euch zu Nachfolgern (auf) der Erde macht? Gibt es denn einen (anderen) Gott neben Allah? Wie wenig ihr bedenkt![27:62]
Die Frauenabteilung des Zentralen Medienbüros von Hizb-ut-Tahrir