Kommentar Unsere Rolle im Ukrainekrieg besteht darin, die Propaganda zu entlarven

Der Krieg in der Ukraine ist in Wirklichkeit ein Konflikt zwischen dem hegemonialen Westen und seinem Erzrivalen Russland. Sowohl die russischen als auch die westlichen PR-Agenturen arbeiten auf Hochtouren, um die Herzen und Köpfe der Menschen auf ihre Seite zu ziehen.

So ist der Propagandakrieg in den Medien in vielerlei Hinsicht wichtiger als der eigentliche Krieg auf dem Schlachtfeld. Beide Seiten wissen genau, dass man mithilfe von Propaganda die Wahrnehmung beeinflussen und Unterstützung für die eigene Sache gewinnen kann. Dabei ist das Besondere an Propaganda, dass sie nicht den Verstand, sondern die Emotionen der Leser und Zuschauer anspricht. Hat man es geschafft, einen Menschen zu emotionalisieren, lässt sich bei ihm das rationale Denken ausschalten, wodurch er in die gewünschte Richtung lenkbar wird. Deshalb ist es wichtig, dass die Muslime in diesem Konflikt eine klare Position beziehen, um nicht auf die Propagandamaschinerie hereinzufallen. Als vernunftbegabte Wesen dürfen wir nicht zulassen, dass unser Verstand ausgeschaltet wird und Emotionen unser Denken übernehmen.

Die westlichen Meinungsmacher sind außer sich, dass ein kriegslüsterner Putin es gewagt hat, in einen souveränen und demokratischen Staat einzumarschieren. Im 21. Jahrhundert gebe es keinen Platz für unprovozierte Angriffskriege, da diese gegen das Völkerrecht und die regelbasierte internationale Ordnung verstoßen. Im Westen steht somit fest: Putin ist böse und wild entschlossen, die Welt zu beherrschen. Daher müsse er um jeden Preis gestoppt werden. So lässt sich das westliche Narrativ kurz zusammenfassen. Was dieses Propagandamärchen allerdings verheimlicht, möchten wir im Folgenden näher beleuchten.

Spätestens nach 500 Tagen Krieg zeichnet sich ab, dass der Ukrainekonflikt wohl als jenes Ereignis in die Geschichte eingehen wird, das die eklatante Doppelmoral des Westens entlarvt hat. Tagtäglich kann man nun die Heuchelei westlicher Leitmedien beobachten. Wenn Russland in ein anderes Land einmarschiert, schreien westliche Politiker lautstark auf und verurteilen die russische Invasion als unprovozierten Angriffskrieg. Sofort wird Putin vom kollektiven Westen aufgefordert, sich an das Völkerrecht zu halten. Wo sind eigentlich die Forderungen zur Wahrung des Völkerrechts geblieben, als der Irak überfallen und in Schutt und Asche gelegt wurde?! Während der Westen flächendeckend Bomben auf irakische Metropolen abwarf und ganze Landstriche verwüstete, wurden diese bestialischen Angriffe in den westlichen Medien schöngeschrieben und als Luftschläge verharmlost. Damals war nicht einmal die Rede vom Krieg gegen das unschuldige irakische Volk, sondern von einem Militäreinsatz gegen den Diktator Saddam Hussein. Dabei war der Irakkrieg tatsächlich ein Krieg, obendrein ein unprovozierter Angriffskrieg, der ebenso im 21. Jahrhundert geführt wurde und mehr als eine Million Iraker das Leben kostete. Auch im Afghanistankrieg wurde das Wort „Krieg“ weitestgehend vermieden. Stattdessen konnte man in deutschen Medien von einer humanitären Mission der Bundeswehr lesen, obwohl auch dieser unprovozierte und völkerrechtswidrige Krieg zwanzig Jahre gedauert und hunderttausende Menschenleben gefordert hat. Dennoch maßt man sich nun ausgerechnet im Westen an, Putin Heuchelei vorzuwerfen, wenn er von einer Spezialoperation spricht. Plötzlich verlangt der Westen, dass sich Putin an die regelbasierte internationale Ordnung hält, dabei waren es Bush und Blair, die diese Ordnung mit Füßen getreten und auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen haben. Bei keinem einzigen westlichen Überfall auf die islamischen Länder sind die führenden westlichen Politiker in den Leitmedien aufgetreten, um die illegalen Angriffskriege der USA und Großbritanniens bei jeder Gelegenheit zu verurteilen. Ebenso wenig wurde gefordert, Sanktionen gegen Washington oder London zu verhängen, um die Aggressoren wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. Nun setzt der Westen alles daran, das ukrainische Volk vom „bösen Putin“ zu befreien. Wenn man sich anschaut, wie der Westen das irakische Volk vom bösen „Saddam Hussein“ befreit hat, muss man mit Bedauern feststellen, dass das Leben der Menschen im Irak weitaus schlimmer geworden ist als vor ihrer „Befreiung“.

Das wahre Gesicht des kollektiven Westens kommt nun offen zum Vorschein. Die sogenannten „westlichen Werte“ sind nichts anderes als Doppelstandards, da der Westen ganz spezielle Vorstellungen von Recht und Unrecht besitzt. Ob ein Krieg als gerecht oder als ungerecht eingestuft wird, hängt in diesem Teil der Welt vor allem mit nationalen und insbesondere mit wirtschaftlichen Interessen zusammen. Gerechtigkeit wird in Europa und Nordamerika längst nicht mehr anhand eines festen moralischen Maßstabes bemessen. Darum spielen Menschenrechte nach wie vor keine Rolle, wenn sich das zionistische Gebilde fremdes Territorium einverleibt und seit Jahrzehnten Palästinenser massakriert. Obwohl seit Jahren beteuert wird, dass die EU keine Waffen in Kriegsgebiete liefern würde, versorgt sie die Ukraine nun massiv mit Kriegsgerät. Obendrein werden von EU-Politikern auch offiziell immer schlagkräftigere Waffensysteme für Kiew gefordert. Neben erfolgten Raketen- und Panzerlieferungen, soll die ukrainische Armee demnächst auch mit westlichen Kampfflugzeugen ausgestattet werden. Kurzerhand hat der Westen all seine Prinzipien über Bord geworfen und sieht nun jedes Mittel als legitim an, um an seine Ziele zu kommen. Neben Waffenlieferungen an die ukrainische Kriegspartei, ist die insbesondere die EU auch damit beschäftigt, sich bestmöglich um die ukrainischen Flüchtlinge zu kümmern. Spätestens seit einem Jahr ist klar geworden, dass fliehende Zivilisten aus der Ukraine nicht dasselbe sind wie fliehende Muslime aus kriegsgeschüttelten Ländern.

Zwar ist es nichts Neues, dass es den westlichen Eliten an jeglicher Moral mangelt, neu ist allerdings, dass dies nun nicht mehr verheimlicht wird. Was bisher nur hinter verschlossenen Türen geschürt wurde, wird mittlerweile offiziell erklärt. Selbst Hollande und Merkel haben zugegeben, dass sie nie ernsthaft vorhatten, das Minsker Friedensabkommen einzuhalten, da ihre Bemühungen ohnehin nicht darauf abzielten, Frieden in der Ukraine zu schaffen. Stattdessen sollte das Tauziehen um die Umsetzung der Minsker Beschlüsse lediglich dazu dienen, Zeit zu gewinnen, um die ukrainische Armee aufzurüsten. Eine hochgerüstete Ukraine sollte gegen Russland in Stellung gebracht werden, um die Russen in einen Konflikt zu ziehen. Dass der Krieg schließlich ausgebrochen ist, war kein Unfall, sondern von den USA so beabsichtigt. Denn die USA haben den Plan, Russland durch einen Krieg sowohl militärisch als auch wirtschaftlich ausbluten zu lassen, um es als Großmacht von der Weltbühne zu eliminieren. Und wenn diese Intrige planmäßig verläuft, besteht auch die Hoffnung, dass sich ein „Moskauer Maidan“ ereignen könnte. Dies, indem Unmut in der russischen Bevölkerung erzeugt wird, wodurch günstige Voraussetzungen für einen Putsch gegen Putin geschaffen werden. Die ersten Vorboten dessen haben wir im Juni mit Prigoschins „Marsch auf Moskau“ sehen können. Und sollte die russische Föderation infolge einer Niederlage im Ukrainekrieg und innerer Unruhen sogar auseinanderbrechen, dann wäre es für den Westen eine einmalige Gelegenheit, die kostbaren russischen Ressourcen zu plündern. Um genau diesen Unmut in der russischen Bevölkerung zu befeuern und Putins Machtposition zu schwächen, verhängte der Westen harte Wirtschaftssanktionen.

Abgesehen davon, dass die Unterstützung eines Putschversuches in einem anderen Land gegen jegliche Gepflogenheiten verstößt, dürfen selbst Wirtschaftssanktionen laut dem vielzitierten Völkerrecht erst dann verhängt werden, wenn ein Beschluss durch den UN-Sicherheitsrat erfolgt ist. Ungeachtet dessen, dass nichts dergleichen vom UN-Sicherheitsrat beschlossen wurde, schnürt der Westen ein Sanktionspaket nach dem anderen. Selbst die vorgeblich neutrale Schweiz hat sich den westlichen Sanktionen gegen Russland angeschlossen und Vermögenswerte russischer Staatsbürger eingefroren. Was noch vor wenigen Jahren als undenkbar galt, rechtfertigen westliche Medien heute damit, dass in der Ukraine die freie Welt verteidigt wird. Für dieses Ziel müssten die Menschen bereit sein, einen hohen Preis zu bezahlen, denn der Westen hat vor, die Ukraine bis zum letzten Ukrainer zu verteidigen. Mit anderen Worten: Der Westen würde diesmal auch nicht davor zurückschrecken, 40 Millionen Ukrainer zu opfern, nur um die Interessen westlicher Eliten zu schützen. Seit Ausbruch des Ukrainekrieges haben bereits mehr als 300.000 Menschen ihr Leben gelassen, und solange der Westen die Ukraine mit immer todbringenderen Waffen versorgt, dürfte dieser Konflikt noch mehr Opfer fordern.

Eine besonders heimtückische Eigenheit der kapitalistischen Ideologie besteht ja darin, dass sie außerordentlich anpassungsfähig ist und sich nicht durch nationale Barrieren einhegen lässt. Sie gleicht einem Parasiten, der den Wirt verlässt, nachdem er ihn ausgesagt hat, um auf den nächsten Wirt zu springen. So wanderte das Zepter des Kapitalismus im vergangenen Jahrhundert von Europa nach Amerika. Doch spätestens seit eineinhalb Jahren sind die Hüllen gefallen und die ganze Welt kann alltäglich beobachten, dass es dem Westen niemals um Freiheit und Menschenrechte geht, und erst recht nicht um Frieden. Inzwischen haben auch die meisten Menschen Afrikas den Glauben an die Verheißungen des Westens verloren und sprechen dies offen aus.

Einige sehen aber, wie Russland den USA „die Stirn bietet“, und denken vielleicht: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Als Muslime sollten wir nicht vergessen, dass die Krim und Teile der Südukraine historisch gesehen muslimisches Land sind. Lange Zeit dominierten die Osmanen das gesamte Gebiet um das Schwarze Meer und unterstützten die tatarischen Muslime, die erheblich dazu beitrugen, dass sich der Islam in Russland und im Kaukasus verbreitete. Dies führte wiederum dazu, dass Russland über Jahrhunderte auf Kriegsfuß mit den Muslimen stand. Von Iwan dem Schrecklichen bis Stalin haben die russischen Herrscher wiederholt Massaker an Muslimen verübt. Und durch seine Interventionen in Tschetschenien und Syrien klebt auch sehr viel muslimisches Blut an Wladimir Putins Händen. Daher darf der russische Präsident keinesfalls als Freund der Muslime erachtet werden, denn ebenso wie Frankreich, Großbritannien und die USA hat auch Russland sehr viel muslimisches Blut vergossen.

Nachdem die einst glänzende Fassade rasant bröckelt und die darunter verborgene Scheinheiligkeit zum Vorschein kommt, kann der Westen nicht länger als ein nachahmenswertes Modell für die muslimische Welt dienen. Vielmehr müssen wir unser politisches Schicksal selbst in die Hand nehmen und zu einem leuchtenden Vorbild werden. Nur unter der Führung eines Kalifen können wir allen Ländern der Erde eine alternative Weltordnung bieten.

Die Muslime müssen wieder Vertrauen in das System des Kalifats gewinnen. Wir müssen erkennen, dass nur der Islam die Fähigkeit besitzt, jene Probleme zu lösen, die die Welt heute plagen. Erst das Kalifat wird der Menschheit gerechte Maßstäbe bieten und die Heuchelei des Völkerrechts und der UNO entlarven. Dann wird jeder sehen können, was es bedeutet, in einem System zu leben, das vom Schöpfer der Welten entworfen wurde. Im Gegensatz zu jenen Systemen, die sich der Mensch erdacht hat, ist das islamische System nicht von Korruption und Heuchelei durchdrungen. Denn das Kalifat ist nicht darauf ausgerichtet, die ganze Welt auszubeuten, um einige wenige Kapitalisten zu bereichern, sondern einen Rahmen zu schaffen, der allen Menschen ein Leben in Würde ermöglicht. Als Muslime sind wir verpflichtet, dem Beispiel unseres geliebten Propheten (s) zu folgen. So wie er (s) das System des Islam in Medina etablierte, müssen wir es ihm heute gleichtun und der Welt die Lösungen des Islam in der Praxis veranschaulichen. So wie die rechtschaffenen Kalifen dem Beispiel des Propheten (s) folgten und den Islam in die Welt trugen, müssen auch wir heute unserer Verantwortung gerecht werden. Nur der Islam wird die Welt aus dem engstirnigen Denken des Nationalismus befreien und alle Menschen unabhängig von Rasse, Nationalität, Religion oder Geschlecht verbinden. Als Muslime kennen wir die einzige wirkliche Lösung, um die Menschheit aus ihrer gegenwärtigen Finsternis und Verzweiflung zu befreien. Diese Lösung besteht allein in der Wiedererrichtung des rechtgeleiteten Kalifats nach dem Plan des Prophetentums. Nur dadurch können wir die Probleme aller Menschen lösen und die globalen Herausforderungen der Zukunft bewältigen. Denn statt nur den Eliten und Oligarchen zu dienen, bietet das Kalifat gerechte Lösungen für jeden Mann und jede Frau.