Geschichte Die Indische Philosophie und Ihr Einfluss auf den Islam – Teil I

Die indische Philosophie ist eine der ältesten Philosophien des Ostens und hat ihren Ursprung in den Veden, den Büchern des Wissens; eine Sammlung geschichtlichen, naturwissenschaftlichen und religiösen Wissens, welche 1100 v. Chr.

Die indische Philosophie ist eine der ältesten Philosophien des Ostens und hat ihren Ursprung in den Veden, den Büchern des Wissens; eine Sammlung geschichtlichen, naturwissenschaftlichen und religiösen Wissens, welche 1100 v. Chr. zusammengestellt wurde. Durch die Eröffnung Indiens durch den islamischen Staat im Jahre 712 n. Chr., kamen die Inder zum ersten Mal mit den Muslimen in Kontakt.
Dabei konvertierten viele Einwohner, ob Hindus, Buddhisten oder Jainisten zum Islam. Auf viele dieser neuen Muslime hatten ihre früheren Ideen noch so großen Einfluss, sodass sie versuchten, diesen unislamischen Ideen mit den neuen islamischen Ideen in Einklang zu bringen, obwohl diese dem Islam diametral widersprachen. Diese Versuche führten zu Uminterpretationen und Auslegungen, die viele islamische Tatsachen aus den Köpfen der Muslime entfernten und ihr Begreifen hierfür erschwerten. Als Folge entstand ein fehlerhaftes Islamverständnis.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte stellte sich die indische Philosophie als die signifikanteste östliche Philosophie heraus, welche die Muslime in ihrem Islamverständnis vergiftete und als ein Verschleierungsfaktor diente. Über die indische Philosophie ist den Muslimen bis heute nicht viel bekannt, obgleich sie nach wie vor einen enormen Einfluss auf das Islamverständnis ausübt und einen der Faktoren darstellt, die zum Untergang des islamischen Staates geführt haben. Nachfolgend möchten wir aufzeigen, wie diese islamfremde Philosophie dazu beigetragen hat, die muslimische Umma von dem Weg ihrer Bestimmung abzubringen und ins Chaos zu stürzen. Auch wird dabei erkenntlich, wie wichtig neben dem materiellen Kampf auch der Kampf der Ideen ist, der auf einer intellektuellen Ebene geführt werden muss, um den Menschen das wahre Verständnis über den Islam als eine Ideologie mit einem eigenen Überzeugungsfundament, einer eigenen Weltsicht und einem eigenen System vermitteln zu können.
Die indische Philosophie, die reich an diversen philosophischen Traditionen ist, besitzt drei Philosophien, die sowohl damals wie auch heute am meisten Einfluss auf die indische Philosophie ausüben. Dazu zählen die hinduistische Philosophie, die jainistische Philosophie, sowie die buddhistische Philosophie. Diese drei großen Schulen der indischen Philosophie wurden hauptsächlich zwischen 1000 v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. entwickelt. Die indischen Denker der Antike (ähnlich wie die Denker der hellenistischen Philosophie) betrachteten die Philosophie als eine praktische Notwendigkeit, die gepflegt werden müsse, um zu verstehen, wie das Leben am besten geführt werden könne. Es wurde zu einem Brauch für die indischen Autoren, am Anfang einer philosophischen Arbeit zu erklären, wie diese am Ende dem Menschen dienlich sein würde. Es ist mittlerweile bekannt, dass es einen großen Austausch zwischen der indischen und griechischen Philosophie während der Ära der Hellenistischen Expansion (336 v.Chr. bis 30 v.Chr.) gab. Die indische Philosophie hat also, ähnlich wie die griechische Philosophie, ein spezifisches System, dass die Fragen der Menschen auf eine für sie sinnergebende Art und Weise beantwortete, sodass es von der Gesellschaft akzeptiert und praktiziert wurde.
Die drei Philosophien des Jainismus, Buddhismus und Hinduismus haben ihren Ursprung in der Religion des Brahmanismus, einer jüngeren Periode des Vedismus, die von 800 bis 500 v. Chr. dominierend war. Somit sind sie alle von der Idee des Brahmanismus gekennzeichnet, weshalb es diese Idee genauer zu betrachten gilt.
Die Brahmanen konzentrierten sich auf die These, dass es einen einheitlichen Befehl im Universum gibt, der alles durchdringt und allwissend ist. Dieser Befehl ist Brahma. Im Hinduismus ist Brahma die ultimative Realität, das phänomenale Universum und sein Verursacher. Brahman wird manchmal bezeichnet als das Absolute und als Gottheit, als Grundprinzip für die gesamte Existenz, innerhalb als auch außerhalb des Universums. Die Erleuchtung spielt im Konzept von Brahman eine wichtige Rolle, denn sie führt zur Erlösung aus dem Kreislauf der Reinkarnation – Tod und Wiederauferstehung – und somit ins Nirvana.
So steht in der Veda:
„Denen, den sich die Entität (Brahma) durch das vedische Wissen präsentiert, sie sind voll überzeugt und sicher, und wer sich fleißig bemüht mit Hilfe der Joga des Mönchtums, wird rein in seinem Verstand. Im äußersten Moment des letzten Weggangs, werden alle Bekanntschaft machen mit der Höchsten Unsterblichkeit, in den Welten die Brahman sind, und sie werden aus dem Kreislauf von Tod und Geburt befreit.“ (Yajur Veda Mundakopanishad)
Das Grundverständnis der indischen Philosophie, auf dem alle anderen Konzepte aufbauen, ist das Konzept von Karma. Karma ist die Grundlage des Weltbildes und das davon untrennbare Menschen- und Gesellschaftsbild der indischen Philosophie. Es ist das Konzept der „Handlungen und Taten“, die den gesamten Zyklus der Kausalität verursachen, auch genannt Samsara. Samsara ist der sich permanent wiederholende Kreislauf von Tod und Wiedergeburt, aus welchem sich der Mensch befreien muss, um die Erlösung – Moksha – zu erlangen und somit das Nirvana zu erreichen. Nirvana beschreibt wiederum die Befreiung vom Status des Leids nach einer langen Periode der Hingabe durch spirituelle Übungen bzw. Meditation. Nirvana ist ein Status der Erhabenheit, den man nach den subjektiven Erfahrungen der Selbstgeißelung erreicht. Dementsprechend ist mit diesem speziellen Konzept – der Erfahrung des Nirvanas – der Geist (im Buddhismus), die Seele (im Jainismus) oder der Lebenshauch (im Hinduismus) gemeint, welches seine Gleichheit mit der materiellen Erscheinungsform beendet hat und ein Gefühl des großen Friedens und der einzigartigen Form des Bewusstseins oder der Intelligenz erfährt, also des Nirvanas.
Der Handlungsmaßstab
Jeder Mensch nimmt durch seine Handlungen, ob gut oder schlecht, Einfluss auf die Form seiner Wiedergeburt im nächsten Leben. Dabei definiert das Kastensystem der indischen Philosophie, welche Taten gut, d.h. Dharma, sind oder schlecht, Adharma. Grundsatz der Kastenordnung ist, dass die Lebewesen von Geburt an nach Aufgaben, Rechten, Pflichten und Fähigkeiten streng voneinander getrennt sind. Für die einzelnen Kasten, die Varnas, gibt es unterschiedliche spezielle religiöse und kultische Vorschriften, die sich in allen Bereichen des Lebens äußern. Die Durchführung der Pflichten, die jeder Kaste in ihrem spezifischen Lebensstadium obliegt, ist ihre unbedingte Pflicht (Dharma). Übertretungen werden als Versäumnis der Pflichten und folglich als Adharma angesehen. Was von jedem Menschen erwartet wurde, ist die Erfüllung seiner spezifischen Pflichten seiner Kaste. Aus den Kasten und den ihnen zugetragenen Aufgaben und Pflichten ergab sich somit der jeweilige Handlungsmaßstab. Das Kastensystem bestand aus vier bzw. fünf Kasten:
1. Die Brahmanen
Sie studierten die heiligen Schriften der Veden, erteilten die geistliche Unterweisung und führten die rituellen Opfer aus.
2. Die Kshatriyas
Sie bildeten die Kriegerkaste, welche die Aufgabe innehatte, die Schwachen zu schützen, als Könige gerecht zu regieren und den Brahmanen Schutz und Ermunterung bei ihren gelehrten und priesterlichen Arbeiten zu gewähren.
3. Die Vaishyas
Sie bildeten die Kaste der Händler und Hirten, welche den Reichtum des Landes durch Handel und Landwirtschaft vermehren sollten.
4. Die Shudras
Sie waren die Dienerkaste, die sich aus der Bevölkerung der Nicht-Aryas zusammensetzte und als Bedienstete für die Brahmanen, Kshatriyas und Vaishyas arbeiteten.
Unterhalb dieser vier Kasten existierte noch eine weitere Kaste, die als Dalits (Unantastbare) bezeichnet wurden, zu welcher diejenigen gehörten, die für die „minderwertigen“ Arbeiten, wie Toilettenreinigen und Straßenkehren, zuständig waren.
Primär führte also das Konzept des Brahmanismus und die darauf aufbauenden, ineinander übergehenden Konzeptionen von Moksha, Nirvana und Karma, bei dem nur das Ausführen der kastenspezifischen Aufgaben und Pflichten eine spirituelle Erhebung zur Folge hatte, bei allen Anhängern der indischen Philosophie zu einer starken Betonung der Spiritualität im täglichen Leben. Hinzu kommt die für die Erlösung wichtige Ausübung der Meditation des Mönchtums. Diese Denkweise führte letztendlich zum Dualismus, der besagt, dass der Mensch aus einem spirituellen Teil und einem materiellen Teil besteht. Dabei wurde der spirituellen Seite ein höherer Wert beigemessen, da er grundlegend für die Erlangung des Nirvanas ist. Es kam zu einer Unterscheidung zwischen Geist und Materie, welche antagonistisch zueinander seien, wobei alles Geistliche, Spirituelle und die Enthaltung von dem Materiellem als gut galt und alles Gegenteilige als schlecht.
Der Brahmanismus besagt letztendlich, dass sich der Mensch aus zwei antagonistischen Elementen zusammensetzt: der materiellen und der spirituellen Komponente. Da sie antagonistisch – sprich gegensätzlich – sind, muss man sich dem Materiellem entziehen, um sich selbst spirituell zu erheben, bis man den Status der spirituellen Perfektion erreicht, welches die Anhänger des Brahmanismus als den Zustand des Nirvana beschreiben und bei dem man selbst zu Brahman wird.
(Shoaib Khalid)