Geschichte Mit dem Licht der Rechtleitung geschrieben

Dies ist eine unglaubliche, aber wahre Geschichte des Islam, die sich in Samarkand ereignete. Die nichtmuslimischen Chronisten und Historiker erwähnten sie, bevor muslimische Chronisten, wie Ibn Kathir und andere, sie in ihren Büchern niedergeschrieben haben.

Dies ist eine unglaubliche, aber wahre Geschichte des Islam, die sich in Samarkand ereignete. Die nichtmuslimischen Chronisten und Historiker erwähnten sie, bevor muslimische Chronisten, wie Ibn Kathir und andere, sie in ihren Büchern niedergeschrieben haben. Eine Geschichte, die sich wie ein Märchen anhört und trotzdem eine wahre Begebenheit darstellt. Im Folgenden wird sie wiedergegeben, wie sie in den Büchern erwähnt wird.
Der brillante muslimische Heerführer, Qutayyiba Ibn Muslim, der die Länder Zentralasiens im äußersten Osten des islamischen Staates eröffnete, stand rätselnd an den Toren Samarkands, dieses herrlichen Ortes mit saftig grünen Weideflächen und gewaltigen Reichtümern, inmitten hoher Berge gelegen. Zu damaliger Zeit fröhnten die Menschen dort dem Götzendienst, sie hatten aber eine starke Armee und waren harte Kämpfer, die in der Geschichte bereits jeden Eindringling besiegt und jede feindliche Armee in die Flucht geschlagen hatten.
Qutayyiba wusste dies. Samarkand war für ihn ein großes Hindernis auf seinem Weg zur Eröffnung Chinas. Aber ein großer Heerführer, wie Qutayyiba es war, hatte keine Probleme eine List zu finden, um ein noch so großes Hindernis zu überwinden. So befahl er seiner Armee sich in den umliegenden hohen Bergen Samarkands zu verteilen und sich dort vor den Augen ihrer Feinde zu verstecken.
Am Morgen öffnete Samarkand seine Tore, die Bauern gingen zu ihren Feldern und die Händler zogen zu ihrem Handel aus. Und ehe sie sich’s versahen, stürmten die muslimischen Armeen aus den Bergen heran, wie eine reißende Flut, die alles auf ihrem Wege mitriss. In kürzester Zeit standen die muslimischen Armeen inmitten der Stadt ohne einen Tropfen Blut vergossen zu haben.
Samarkand blieb nichts anderes übrig als sich zu ergeben. Die Herrscher, sowie die Kommandanten und Priester der Stadt flüchteten in die Berge und die Menschen zogen sich aus Angst vor den Eroberern in ihre Häuser zurück. Der Schock saß tief und die muslimische Armee nahm die gesamte Stadt ohne jeglichen Widerstand ein.
Langsam wagte sich die Bevölkerung aus ihren Häusern und begann vorsichtig und abwartend mit den Eroberern Kontakt aufzunehmen. Doch es vergingen nur wenige Tage bis die Menschen erkannten, dass die Muslime nichts Böses mit ihnen vorhatten. Sie waren Eroberer von einer neuen Art. Sie waren barmherzig zu den Kleinen und hilfreich den Schwachen gegenüber. Sie riefen zur Anbetung eines einzigen Gottes auf. Sie stahlen nicht, raubten und töteten auch nicht. Vielmehr sorgten sie für Sicherheit und verbreiteten den Frieden. Die Menschen trieben Handel mit den Eroberern und fanden sie aufrichtig in ihren Geschäftsbeziehungen, ohne zu lügen, zu betrügen oder irgend ein Unrecht zu begehen. Sie waren tatsächlich Eroberer von einem neuen Schlag.
Nun ereignete sich am Markt ein heftiger Streit zwischen einem jungen Mann aus Samarkand und einem Sodaten der muslimischen Armee. Die Menschen versammelten sich ängstlich und abwartend. Sie hatten keinen Zweifel, dass die muslimischen Soldaten sich nun versammeln würden, um dem jungen Stadtbewohner eine Lektion zu erteilen, die er nie vergessen würde – als Abschreckung für jeden, der sich mit dem Gedanken spielte, sich gegen die „Eroberer“ aufzulehnen oder einen Sodaten von ihnen zu attackieren. Die Soldaten versammelten sich auch um die Streitenden. Doch zur Überraschung aller führten sie beide Streitgegner samt den Zeugen vor den Richter.
Niemand, der dem Gericht beiwohnte, glaubte, was nun geschah. Der Richter stellte den muslimischen Soldaten neben den heidnischen Jugendlichen und untersuchte vollkommen neutral und sachlich das Ereignis. Sodann sprach er sein Urteil gegen den Muslim aus und gab dem Götzendiener recht.
War dies nun das unglaubliche Ergeignis, von dem man anfangs sprach? Nein, es war bloß der Anfang!
Die Nachricht über das Gerichtsurteil breitete sich in der ganzen Stadt wie ein Lauffeuer aus. Das Gerichtssystem dieser „Eroberer“ war wirklich gerecht, meinten die Stadtbewohner. Der Jugendliche aber, dem recht gegeben wurde, war zwischenzeitlich in die Berge geeilt, stand vor dem hohen Priester und erzählte ihm, was geschehen war. Alle staunten darüber. Als sich die Priester über das Ergeignis vergewissert hatten, fassten sie einen Entschluss, der sich verrückt anhörte und der bis dahin einmalig in der Geschichte gewesen war: Sie beschlossen, eine Beschwerde gegen Qutayyiba Ibn Muslim beim Kalifen der Muslime einzubringen.
Ein junger Priester auf einem rassigen Pferd preschte nun Richtung Damaskus, der Hauptstadt des Islamischen Staates. Ein Erfolg bei dieser Mission schien ihm schier unmöglich, es war eine „Mission Impossible“ im wahrsten Sinne des Wortes. Der junge Mann wollte sich vorbereiten und dachte nach, wie er sich zum Führer der Gläubigen Zutritt veschaffen konnte. Zu einem Herrscher, der ein noch nie dagewesenes Weltreich regierte, das sich von den Grenzen Chinas bis zum Atlantischen Ozean erstreckte. Wie soll er diesen gewaltigen Herscher ansprechen, dessen Reich das des persischen Königs und römischen Kaisers bei weitem überragte?
Was sollte er ihm sagen, wo er sich doch über Qutayyiba, den größten Heerführer des Kalifen, beschweren wollte? Was wird dieser mit ihm tun, wo er zudem doch sein Feind und ein Gegner seines Staates war?
Der junge Priester wusste nicht, dass es sich beim Führer der Gläubigen um den fünften rechtgeleiteten Kalifen handelte, dem Enkel von Umar Ibn Al-Khattab, der in aller Welt Gerechtigkeit verbreitete. Es war der Kalif Umar Ibn Abdelaziz, dieser gottesfürchtige, andächtige Herrscher, dessen Gerechtigkeit und Weisheit die Menschen überall in ihren Bann zog. In seiner Herrschaftszeit verbreitete sich Allahs Segen und üppiger Wohlstand unter den Muslimen, so dass es keinen Hungernden und keinen Armen mehr gab. Die Zakat wurde eingeholt, doch es fand sich niemand, der sie nehmen wollte.
Die Reise des jungen Priesters endete bei einem alten Lehmhaus in einem bescheidenen Viertel von Damaskus. Dort, sagte man ihm, würde er den Führer der Gläubigen finden. Er konnte es jedoch nicht glauben. Wie kann denn der größte Herrscher der Welt an diesem Ort leben? Der junge Priester näherte sich dem Haus. Er fand einen Mann, der mit Lehm die Mauer reparierte. Sein Gewand und seine Hände waren mit Lehm bedeckt. Jeder aber, der vorbeikam, grüßte ihn mit den Worten: „Friede sei mit dem Führer der Gläubigen!“ Der junge Mann war geschockt als er dies sah. Das war der Herrscher der Welt, dem alle Menschen Untertan waren? Er kam aus seinem Staunen nicht mehr heraus.
Als er noch immer da stand und staunte, kam eine Frau mit ihrem Sohn zum Kalifen und verlangte von ihm, ihren Unterhalt aus dem Schatzhaus der Muslime zu erhöhen. Da näherte sich ihr Sohn einem Spielzeug in Händen des Sohnes des Kalifen und riss es ihm aus der Hand. Als der Sohn des Kalifen sein Spielzeug zurückholen wollte, schlug ihm der Junge ins Gesicht, sodass er zu bluten anfing. Wie jede Mutter rannte die Frau des Kalifen zu ihrem Sohn, umarmte ihn, verarztete die Wunde und schrie die Frau und ihren Sohn an. Wisst ihr, wer die Frau des Kalifen war? Es war Fatima Bint Abdulmalik, Tochter von Herrschern, die in Palästen aufgewachsen war. Ihr Vater, ihr Ehemann und ihre sämtlichen Brüder zählten zu den größten Kalifen der Muslime. Was tat nun der Kalif Umar Ibn Abdulaziz?
Umar blickte die Frau und ihr Kind an, der Schrecken stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Er beruhigte sie, nahm seinem Sohn das Spielzeug aus der Hand und gab es dem armen Jungen. Er befahl ihren Unterhalt zu erhöhen, dann nahm er seinen Sohn in den Arm, küsste und tröstete ihn. Daraufhin wandte er sich zu seiner Frau und sprach: „Sachte, du hast sie und ihren Sohn eingeschüchtert, doch der Gesandte Allahs hat gesagt: „Wer einen Muslim einschüchtert, den schüchtert Allah am Tage der Auferstehung ein!““ Dann setzte er die Reparatur der Mauer fort.
Der junge Priester wähnte sich in einem Traum. Doch er fasste Mut, näherte sich dem Führer der Gläubigen und sagte: „Mein Herr. Ich trage eine Unrechtsbeschwerde der Bewohner Samarkands zu dir. Die Klage ist gegen Qutayyiba Ibn Muslim gerichtet. Wir haben jedoch von eurer Gerechtigkeit gehört und wünschen, dass du uns Gerechtigkeit widerfahren lässt. Qutayyiba hat uns überrascht. Wir wissen aber, dass es zu eurer Tradition zählt einem Volk stets drei Tage Bedenkzeit zu gewähren, in denen ihr sie vor die Wahl stellt, ob sie den Islam annehmen, die Jizya bezahlen oder kämpfen wollen.“ Da antwortete ihm Umar: „Das ist nicht unsere Tradition, es ist der Befehl Allahs und die Sunna Seines Gesandten (s).“ Und der Priester sagte: „Das hat Qutayyiba aber nicht getan.“ Umar überlegte kurz, dann befahl er seinen Schriftführer einen Brief mit seinem Siegel aufzusetzen und überreichte ihn dem Priester. Er sagte zu ihm: „Überreiche diesen Brief dem Gouverneur von Samarkand. So Gott will, wird er die Ungerechtigkeit beheben.“ Dann setzte er die Reparatur der Mauer erneut fort.
Der Gouverneur Samarkands öffnete den Brief des Kalifen, las ihn und sprach zum jungen Priester: „Gehör und Gehorsam gegenüber dem Führer der Gläubigen. Er befahl mir einen Richter zu ernennen, der über das Unrecht, das euch widerfahren ist, entscheidet. Ich werde dies sofort veranlassen. Der Gerichtstermin findet in zwei Tagen statt. Mein Sohn, geh zu den Priestern und Führern deines Volkes und bringe sie her. Richte ihnen aus, dass wir ihnen Schutz gewähren.“ Dann rief der Gouverneur Qutayyiba Ibn Muslim zu sich.
Die Menschen versammelte sich in der Moschee. Der muslimische Richter trat ein und rief den Hohepriester zu sich und dieser trat vor. Dann rief er nach Qutayyiba Ibn Muslim und stellte ihn neben seinem Streitgegner hin. Dann befahl der Richter, der Hohepriester solle das ihnen widerfahrene Unrecht vorbringen. Und der Priester sprach: „Euer Heerführer, Qutayyiba Ibn Muslim, drang ohne Vorwarnung in unser Land ein. Jedem Land gab er stets drei Optionen: Entweder den Eintritt in den Islam oder die Jizya oder den Krieg. Nur uns nahm er mit einer List ein.“ Da wandte sich der Richter an Qutayyiba und sprach: „Was sagst du dazu?“ Qutayyiba antwortete: „Möge Allah den Richter zum Rechten führen. Krieg ist List. Und dies ist ein sehr kampfstarkes Land, es war ein Hindernis bei der Eröffnung. Ich wusste, wenn es zum Kampf käme, würde das Blut beider Seiten in Strömen fließen, da hat mich Allah zu diesem Plan geführt. Mit dieser Überraschung schützten wir die Muslime vor großem Leid und haben gleichzeitig das Blut unserer Gegner geschont. Ja, wir haben sie überrascht, doch haben wir sie dadurch gerettet und ihnen den Islam näher gebracht.“
Da fragte der Richter: „Qutayyiba, hast du ihnen den Islam, die Jizya oder den Krieg zur Wahl gestellt?“ Und Qutayyiba antwortete: „Nein, das haben wir nicht getan. Wir haben sie wegen ihrer Gefahr, von der ich dir berichtete, überrascht.“ Da sagte der Richter zu ihm: „O Qutayyiba, du hast gestanden. Wenn der Beklagte gesteht, ist die Gerichtssitzung beendet. O Qutayyiba, Allah hat diese Umma nur durch ihren Din, ihren Glauben, zum Sieg geführt. Zum Glauben zählt zu allererst, Verrat zu meiden und die Gerechtigkeit durchzusetzen. Bei Allah, wir haben allein wegen dem Jihad um Allahs willen unsere Häuser verlassen. Wir sind nicht ausgezogen, um Boden zu erobern, Land zu besetzen und uns im Unrecht zu erheben.“
[Großartige Islamische Architektur in Samarkand]
Dann fällte der Richter das erstaunlichste Urteil in der Geschichte der Menschheit. Er sprach: „Mein Urteil lautet, dass sämtliche muslimische Heere Samarkand binnen drei Tagen verlassen müssen, genauso leicht bepackt wie sie eingedrungen waren (also ohne etwas mitzunehmen). Die Stadt wird ihren Bewohnern zurückgegeben. Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, sich auf den Kampf vorzubereiten. Dann müssen sie gewarnt und vor die Wahl gestellt werden: Entweder die Annahme des Islam oder die Jizya oder den Krieg. Wählen sie den Krieg, so soll er stattfinden. Dies in Anwendung des Gesetzes Allahs und der Sunna seines Gesandten (s).“
Dasselbe Erstaunen, das nun den Leser erfassen mag, hat auch die Einwohner Samarkands erfasst, als sie dieses historische Urteil vernahmen. Sie staunten weiter, als sie sahen, wie die Muslime binnen drei Tagen eilig und leicht bepackt die Stadt verließen. Kaum war die Dreitagesfrist vorüber, war die Stadt von allen Muslimen leergefegt.
Die Bewohner Samarkands, ihre Priester und Führer, versammelten sich in der Mitte der Stadt, sie berieten sich und glaubten nicht, was geschehen war. Ein Volk, das so tugendhaft ist, ist wahrhaft das beste unter den Menschen. Und ein Gericht, das so entscheidet, birgt die absolute Gerechtigkeit in sich. Und ein Glaube, der seinen Anhängern so etwas befiehlt, kann nur die Wahrheit sein. Es dauerte nicht lange und die gesamten Einwohner Samarkands traten in den Islam ein. Dies ist der Islam, dies ist Allahs ewige Glaubensordnung und dies ist unsere Geschichte, die mit dem Licht der Rechtleitung geschrieben wurde.