Ein Mann, der bereits im jungen Alter ein Sklave war und dermaßen schlimm zugerichtet wurde, dass man noch Jahre später den Anblick seiner Narben nicht ertragen konnte, saß nun mit dem mächtigsten Mann der Welt, Umar (r.a.), und gedachte seiner Zeit als er ein Unterdrückter im Lande war, verstoßen und verpönt. Allah (s.w.t.) erhob seinen Stand und den Stand der Muslime in ihrer Gesamtheit und machte sie zu Statthaltern auf Erden. Sie waren einst die Schwächsten der Schwachen, und nun herrschten sie über den Großteil der damals bekannten Welt. Der Kharadsh und die Dschizya (Steuern bzw. Abgaben im Islamischen Staat) erreichten sie aus Ländern und Gegenden, die sie noch nicht einmal aus Märchen und Legenden kannten.
Eine weitere schöne Erzählung im Kontext dieser Thematik finden wir bei Ibn Hibban, wo berichtet wird:
„Utbah Ibn Gazwan hielt eine Ansprache vor uns, er lobte und preiste Allah, dann sagte er: ‚[…] Ich sehe mich zusammen mit dem Gesandten Allahs als siebenter von Sieben. Wir hatten nichts zu essen, außer den Blättern der Bäume. Unsere Lippen waren wund. Ich fand ein Gewand am Boden, hob es auf und teilte es zwischen mir und Sad Ibn Abī Waqqas, dem Ritter des Islam. Ich bedeckte mich mit der einen Hälfte und Sad mit der anderen. Heute gibt es keinen Lebenden von uns, der nicht Herrscher in irgendeiner Gegend wäre. Doch bewahre mich Allah davor, dass ich vor mir selbst groß, vor Allah hingegen klein bin. […]'“
Sie hatten nichts zu essen, teilten sich Gewänder und Klamotten, und ihre Speise bestand aus Blättern. Die Toten unter ihnen werden von Allah (s.w.t.) versorgt und die Lebenden sind alle zu Herrschern in der Dunya geworden.
So sehen wir, dass sie nach gewaltigen Prüfungen mit dem Lohn im Diesseits entschädigt wurden und inshallah auch im Jenseits. Im Diesseits mit dem Sieg und im Jenseits mit dem Paradies.
Eine weitere Frage, die wir uns im Zusammenhang mit dem Sieg stellen müssen, lautet: Wer bekommt den Sieg und für wen ist der Sieg bestimmt?
Allah hat einer bestimmten Gruppe von Menschen vor allen anderen Menschen den Sieg versprochen:
Oh ihr, die ihr glaubt, wenn ihr Allahs Sache helft, so wird Er euch helfen und euren Füßen festen Halt geben (Sura 47, Aya 7)
Der Sieg wird also nur den Helfern Allahs gegeben. Ibn Kathir sagt in seinem Tafsir, dass diese Aya in Sura Muhammad der Aya in Sura Al-Hajj gleicht, in der Allah (s.w.t.) sagt:
…Und Allah wird sicher dem beistehen, der Ihm beisteht. Allah ist wahrlich Allmächtig, Erhaben (Sura 22, Aya 40)
Wenn man sich auf die Suche nach dem Tafsir dieser Aya begibt, so findet man, dass die Mufassirun stets auf die Aya in Sura Muhammad verweisen ohne die Aya in größerem Umfang zu erläutern (siehe auch Ibn Kathir), denn diese Sache ist eine klare Sache. Die Helfer Allahs sind jene, die Seine Hilfe erwarten dürfen und auch bekommen werden. Jedoch muss man hierzu über eine Persönlichkeit verfügen, die es verdient hat, als Helfer Allahs bezeichnet zu werden, wie es Allah (s.w.t.) im Qur’an beschreibt:
Die Gläubigen sind nur jene, die an Allah und Seinen Gesandten glauben und dann nicht (am Glauben) zweifeln und sich mit ihrem Besitz und ihrem eigenen Leben für Allahs Sache einsetzen. Das sind die Wahrhaftigen (Sura 49, Aya 15)
Das sind jene, die ihren Besitz, ihre Zeit, ihre Familie, all ihr Hab und Gut und sich selbst für Allahs Sache aufopfern. Diese sind Seine Helfer, und Allah ist ihr Helfer. Hierzu heißt es im Qur’an:
Wahrlich, wenn Allah euch zum Sieg verhilft, so gibt es keinen, der über euch siegen könnte; wenn Er euch aber im Stich lässt, wer könnte euch da helfen ohne Ihn? Wahrlich, auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen (Sura 3, Aya 160)
Des Weiteren ist die Erlangung des Sieges mit der Rechtschaffenheit der Muslime verbunden. Wenn sie Allah (s.w.t.) lieben und Allah sie liebt, wird er ihren Füßen festen Stand verleihen:
Und seid nicht verzagt und traurig; ihr werdet siegen, wenn ihr gläubig seid (Sura 3, Aya 139)
So verspricht Allah den Gläubigen, dass sie die Oberhand haben werden, unter der Bedingung, dass sie gläubig sind und sich strikt am dem Wege Allahs halten und nicht der Abweichung verfallen.
So verfasste Umar Ibn Al -Khattab (r.a.) folgenden berühmten Brief an seinen General Saad Ibn Abi Waqqas vor der Schlacht von Qadisiyya:
„Eine Botschaft von Umar Ibn Al-Khattab, Amir-ul-Mumineen, an Saad Ibn Abi Waqqas. Ich befehle euch und euren Truppen, unter allen Umständen gehorsam gegenüber Allah zu sein. Denn der Gehorsam gegenüber Allah ist besser als Waffen und kluge Taktiken im Krieg. Ich befehle euch und den Soldaten, die mit euch sind, achtsamer und besorgter gegenüber euren Sünden und Verbrechen zu sein als gegenüber euren Feinden, denn diese Sünden sind gefährlicher für die Soldaten als ihre Feinde. Die Muslime sind nur deshalb siegreich, weil ihre Feinde ungehorsam gegenüber Allah sind, und wäre es nicht so, hätten wir keine Macht über sie, weder unsere Zahl noch unsere Waffen sind mit ihren Zahlen und ihren Waffen vergleichbar. Sollten wir wie sie Sünden begehen, werden sie uns bezwingen, und wir werden sie nicht besiegen. Wir siegen nicht mit unserer Kraft! Und ihr solltet wissen, dass auf eurem Weg für Allah Beschützer (Engel) mit euch sind, uns sie sehen, was ihr tut! So schämt euch vor ihnen und seid nicht ungehorsam, während ihr euch auf dem Wege Allahs befindet.“
Er beendete den Brief mit einem Du’a: „Und ich bitte Allah darum, euch vor Sünden und Verbrechen fernzuhalten, so wie ihr Allah nach dem Sieg gegenüber euren Feinden fragt.“
Umar wusste, dass die Bezwingung des Feindes mit der Rechtschaffenheit und dem Festhalten am Islam zusammenhängt und dass Allah den Sieg nur mit diesen Eigenschaften einhergehen lässt. So bittet er Allah genauso um die Zuflucht vor den Schändlichkeiten wie seine Soldaten um den Sieg bitten, da dies Faktoren sind, die miteinander einhergehen. Selbst die Ungläubigen erkannten diesen Zusammenhang des Sieges der Muslime mit ihrer Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit. Als Heraklius in der Schlacht von Yarmuk seinen Bruder Theodorus verlor, sprach er: „Wehe euch, erstattet mir Kunde über jene, gegen die ihr gekämpft habt. Sind sie nicht Männer wie ihr?“ Sie antworteten: „Wir waren größer in der Anzahl als sie in allen Aspekten.“ Hierauf fragte er: „Wieso habt ihr dann verloren, als ihr im Kampf aus sie traft?“ Da stand einer ihrer Adligen und Edlen auf und sagte: „Weil sie Leute sind, die in der Nacht im Gebet stehen, am Tage fasten, ihre Verträge einhalten, das Gute gebieten und das Schlechte verbieten und lediglich unter sich selbst sind. Wir hingegen trinken Alkohol, unsere sexuellen Ausübungen sind abartig, wir begehen dabei jede Sünde, unsere Verträge brechen wir, die Menschen unterdrücken wir, das Gute verbieten wir, und das Schlechte gebieten wir, und wir rufen zu dem auf, was Gott verboten hat und verbreiten hierbei Korruption im ganzen Lande. Heraklius gab hierauf nur noch folgendes von sich: „Du sprichst die Wahrheit!“
Mögen wir zu diesen rechtschaffenen Helfern gehören, welche all jene Eigenschaften, die Allah voraussetzt, in sich vereinen um Teil des unaufhaltbaren Sieges des Islam zu sein – erfolgreich im Diesseits und im Jenseits.
Ein Mann, der bereits im jungen Alter ein Sklave war und dermaßen schlimm zugerichtet wurde, dass man noch Jahre später den Anblick seiner Narben nicht ertragen konnte, saß nun mit dem mächtigsten Mann der Welt, Umar (r.a.), und gedachte seiner Zeit als er ein Unterdrückter im Lande war, verstoßen und verpönt.
