Geschichte Der Sieg und die Konditionen I

Angesichts der gegenwärtigen Lage sowohl in der islamischen Welt als auch in den Ländern der Nichtmuslime ist mit einem Wandel von globaler Reichweite zu rechnen. Ein Wandel, der die weltpolitische Lage auf den Kopf stellen wird.

Angesichts der gegenwärtigen Lage sowohl in der islamischen Welt als auch in den Ländern der Nichtmuslime ist mit einem Wandel von globaler Reichweite zu rechnen. Ein Wandel, der die weltpolitische Lage auf den Kopf stellen wird. Einer der großen Coups der Weltgeschichte; gewaltiger als der Erste und der Zweite Weltkrieg und grandioser als die Entstehung und Expansion Roms. Ein Wandel, der die Welt, wie wir sie bisher kannten, in ihren Grundfesten erschüttern wird. Ein solcher Wandel steht unmittelbar bevor, und jeder, der auch nur ansatzweise über ein politisches Bewusstsein verfügt, erkennt die oben beschriebene Lage wieder. Die weltpolitische Situation ist so angespannt wie nur selten zuvor. Die Konflikte dehnen sich auf allen Kontinente aus, und die amtierenden Weltmächte sind sowohl innen- als auch außenpolitisch angeschlagen.
Nicht nur die muslimischen Würdenträger und Denker vernehmen diese bevorstehende Änderung, wie z.B. Abdul Majeed al-Zindani, der meinte, dass die realpolitischen Gegebenheiten darauf hinwiesen, dass das Kalifat schon bald entstehe. Auch die westlichen Persönlichkeiten, Politiker und Analysten erkennen, dass sich ein solcher Wandel abzeichnet. Glenn Beck, einer der berüchtigtsten Vertreter der Amerikanischen Rechten und in Amerika hochbekannter Fernsehmoderator, betreibt im Sender Fox News die „Glenn Beck Show“, die den zweiten Platz der meistgesehenen Sendungen belegt. Im Mai dieses Jahres warnte er in seiner Sendung vor der Entstehung des Kalifats und der damit verbundenen Umwälzung in der Welt und gab zu bedenken, dass die Welt nichts Schlimmeres befürchten könne als ein globales Kalifat. Dieses würde die militärische und ökonomische Stärke aller „moderaten“ islamischen Regime unter einer Führerschaft vereinen, was für die westliche Welt einer Katastrophe gleichkäme. Auf Youtube tauchen unter dem Suchbegriff „Caliphate“ ganz oben die Videos von Glenn Beck auf, die vor der Entstehung des Kalifats warnen.
Der bekannte deutsche Journalist und Chefredakteur der Zeit, Dr. Theo Sommer, hielt einen Vortrag an der Universität Tübingen mit der Überschrift „Wer regiert die Welt in 50 Jahren?“ Als erfahrener Politikjournalist und Schüler von Henry Kissinger stellt er vier mögliche Szenarien für die kommenden 50 Jahre auf, die auf seinen Studien und Analysen über die Lage der Welt basieren. Eines dieser Szenarien nennt er „Das neue Kalifat“. So ist es für ihn denkbar, dass in absehbarer Zukunft ein solcher islamischer Großstaat entsteht, zitiert jedoch im gleichen Atemzug Friedrich, den Großen, der sagte: „Unsere Spekulationen über die Zukunft und alle politischen Mutmaßungen sind nichts als Possen.“ Er stellt also klar, dass politische Prognosen sehr schwer aufzustellen sind, schließt dennoch ein Kalifat in naher Zukunft nicht aus, da die weltpolitische Lage darauf hinweise; unabhängig davon, ob einen ein solches Szenario erfreulich sei oder nicht.
Wir als Muslime haben den Vorteil, dass wir keine grundlegenden Zukunftsprognosen aufstellen müssen, da die islamischen Quelltexte uns hierüber bereits vor 1400 Jahren berichtet haben. Unsere realpolitischen Prognosen können in den Detailfragen falsch sein, da wir sie aus der Realität entnehmen, doch haben wir die verschiedenen geschichtlichen Epochen unserer Ummah durch unseren Deen übermittelt bekommen. Hierbei sei auf den bekannten Hadith des edlen Propheten Muhammad (s.a.s.) hingewiesen, in dem er uns mitteilt, dass nach der Gewaltherrschaft ein Kalifat gemäß dem Plane des Prophetentums entstehen wird. Laut der Überlieferung bei Ahmad schwieg er, nachdem er dies sagte. Sein Schweigen wird von den Gelehrten dahingehend gedeutet, dass die Epoche des Kalifats bis zum Ende der Welt fortdauern wird.
Als Muslime sind wir fest davon überzeugt, dass der Sieg von Allah (s.w.t.) verliehen wird. Daran besteht nicht der Schimmer eines Zweifels. So kennt ein jeder von uns das Versprechen Allahs über den Sieg, über den Er (s.w.t.) uns in zahlreichen Ayat berichtet:
Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Führung und dem wahren Deen entsandt hat, auf dass Er ihn über jeden anderen Deen siegen lasse… (Sura Al-Fath, Aya 28)
Und an anderer Stelle:
…doch Allah wird sein Licht vollenden, auch wenn die Ungläubigen es verwünschen (Sura As-Saff, Aya 8)
In einem Hadith des Gesandten (s.a.s.) wird sinngemäß berichtet, dass der Islam über alles herrschen wird, worauf die Sonne scheint. Die Gelehrten deuten diesen Hadith dahingehend, dass eine Zeit kommen wird, in der die islamische Herrschaft die gesamte Welt umfasst. Dieser Sieg und sein Eintreffen sind eine unumgängliche Sache und die Auseinandersetzung zwischen Wahrheit und Unwahrheit wird bis Jaum-ul-Qiyama fortdauern.
Gleichzeitig ist der Sieg jedoch an bestimmte Konditionen gebunden, die erfüllt werden müssen, damit Allah (s.w.t.) den Muslimen zum Siege verhilft. Für den Muslim ist es wichtig, diese Bedingungen zu kennen und sie zu analysieren.
Die erste und wichtigste Kondition, von der alles abhängt, ist die Prüfung der Gläubigen. Denn der Gläubige sieht das gesamte Leben als eine Prüfung. Aus diesem Blickwinkel heraus handelt er und schöpft seinen Handlungsantrieb bzw. Tatendrang. Bevor der Sieg eintrifft, wird Allah (s.w.t.) die Muslime in ihrer Standhaftigkeit prüfen.
So sehen wir, dass Allah (s.w.t.) es zugelassen hat, dass das Blut seines edlen Propheten geflossen ist, bevor Er (s.w.t.) ihm in Madina den Sieg gab und den ersten Islamischen Staat entstehen ließ. Er warf Ibrahim (a.s.) ins Feuer, bevor er ihn vor Nimrud erhob. Er testete Nuhs Standhaftigkeit über 950 Jahre, bevor die Fluten eintrafen, der Schmutz weggespült wurde und Nuhs Schar als Sieger hervorging. So spricht der Erhabene im Qur’an:
Und was euch am Tage des Zusammenstoßes der beiden Scharen traf, das geschah mit Allahs Erlaubnis, und damit Er die Gläubigen erkennt (Sura Aali Imraan, Aya 166)
Diese Aya wurde bekanntermaßen nach der Schlacht von Uhud herabgesandt. Hiermit stellt Allah klar, dass er die Gläubigen durch Sieg und Verlust prüft.
So prüft Allah die Gläubigen stets, bevor er ihnen den Sieg verleiht – um den Wahrhaftigen vom Munafiq zu unterscheiden. Und so werden die Reihen der Muslime durch gewaltige Prüfungen gereinigt, bevor ihnen Allah (s.w.t.) den Sieg gibt. Dies sehen wir an den Geschichten der früheren Propheten (a.s.), aber auch in unserer eigenen Geschichte als Ummah des Gesandten Muhammad (s.a.s.).
Hierzu kann man unter anderem die Geschichte von Khabab ibn Aratt (r.a.) als Beispiel anführen. Dieser war einer der ersten zehn Personen, die den Islam angenommen hatten. Er war ein Sklave in Mekka und Eisenschmied. Die Gelehrten berichten über ihn, dass er noch kein männliches Alter erreicht hatte, als er den Islam annahm. Seine Herrin war eine Unrechtbegeherin. Als sie nämlich erfuhr, dass Khabab den Islam angenommen hatte, folterte sie ihn unaufhörlich. Sie nahm das Eisen, aus dem er Schwerter fertigte, schmolz es im Feuer und folterte ihn mit der Schmelze. Er trug lebensgefährliche Verletzungen davon; dies über längere Zeit hinweg. Dieser Sahabi, der solch eine Prüfung schon hinter sich hatte, ging zum Gesandten und fragte ihn bezüglich des Sieges: „Willst du nicht für uns um Hilfe fragen? Willst du nicht zu Allah beten für uns?“
Der Prophet (s.a.s.) entgegnete: „Es gab einen Mann vor eurer Zeit, für den man einen Graben grub und ihn hineinsetzte. Dann holte man eine Säge, platzierte sie auf seinem Kopf, sodass er in Zwei geteilt wurde. Andere wurden mit eisernen Kämmen bearbeitet, sodass die Haut sich von den Knochen löste. Doch dies hinderte sie nicht an ihrem Deen. Bei Allah, diese Angelegenheit (der Islam) wird in so weit vervollständigt werden, dass ein Reisender aus Sanaa nach Hadramaut gehen kann und hierbei nur Allah fürchtet und den Wolf für seine Schafe, doch ihr seid ungeduldige Leute.“
Der Gesandte machte ihm klar, dass er eine noch gewaltigere Prüfung bestehen muss bzw. noch mehr Zeit vergehen wird, bis Allah (s.w.t.) den Sieg verleihen wird. Und einige Jahre später, nach dem Versprechen des Gesandten an ihn und seinem Ableben, saß Khabab in einer wahrhaft edlen Runde, in der sie über die alten Zeiten als Unterdrückte im Lande redeten. In dieser Runde waren unter anderem Umar (r.a.), damaliger Kalif, Bilal, der Gebetsrufer des Gesandten und andere Sahaba der ersten Stunde. Wie wir wissen, herrschte der Islam zu jener Zeit über den Großteil der damals bewohnten Welt. Auch das Reich des Heraklios und des Khosro standen unter islamischer Herrschaft. Und so schaute Umar als Kalif in diese edle Runde voll von Leuten, die in jungen Jahren alles für den Islam gegeben hatten, und blickte dann auf Bilal, den er fragte: „Bei Allah, Bilal, du hast es eigentlich verdient, Kalif zu sein.“ Und die Sahaba fragten: „O Bilal, wie konntest du nur die ganze Zeit standhaft ‚Ahadun Ahad‘ sagen (gemeint war hier die brutale Folterung in Mekka)?“
Bilal lachte und antwortete: „Es war wahrlich eine Zeit, zu der ich nicht viel mehr über den Islam wusste, als dass Allah (s.w.t.) ‚Ahadun Ahad‘ ist. Wenn ich mehr darüber (über den Islam) gewusst hätte, so hätte ich es gesagt!“ Dann wandten sich alle Khabab (r.a.) zu, der sagte: „Ya Ameer-ul-Mu’mineen, soll ich dir sagen, was mit mir geschehen ist?“ Da drehte er sich um und nahm das Gewand, das er trug, von seinem Rücken. Die Wunden aus der Zeit von Mekka, die ihm seine Herrin mit dem geschmolzenen Eisen zugefügt hatte, wurden sichtbar. Der Überlieferer berichtet, dass die Narben über seinen gesamten Rücken verteilt waren und einige die Größe der Faust eines ausgewachsenen Mannes besaßen. Umar (r.a.) und die anderen Sahaba (r.a.), die bereits unzählige Schlachten erlebt hatten – darunter die Schlacht von Qadisiyya und andere gewaltige Schlachten – und so viel Blut und Leid gesehen hatten wie kein anderer, konnten sich den Rücken Khababs nur für einen kurzen Moment ansehen, bevor sie ihre Blicke abwandten und fragten: „Ya Khabab was ist mit dir passiert?“ Und dann fing er an, ihnen seine Geschichte zu erzählen. Und Umar sagte zu ihm: „Niemand hat es mehr verdient, an dieser Versammlung teilzunehmen als du und Bilal.“