Verlautbarungen Taqiyy-ud-Din An-Nabhani: Gründer und Amir von Hizb-ut-Tahrir (1953-1977)

Er wurde 1909 in dem Dorf Ijzim, zugehörig zur Provinz Haifa, geboren. Sowohl sein Vater wie auch seine Mutter beherrschten wesentliche islamische Wissenschaften. So war sein Vater Ibrahim An-Nabhani ein Gelehrter des islamischen Rechts. Er arbeitete als Dozent des islamischen Rechts, der Scharia. Seine Mutter hatte islamische Naturwissenschaften studiert und arbeitete ebenfalls als Dozentin in ihrem Fach.

Herkunft:


Sheikh Muhammad Taqiyy-ud-Din Ibn (Sohn von) Ibrahim, Ibn (Sohn von) Mustafah, Ibn (Sohn von) Ismail, Ibn (Sohn von) Yusuf al-Nabhani gehörte zum alten arabischen Stamm der Bani Nabhan im Norden Palästinas.
Er wurde 1909 in dem Dorf Ijzim, zugehörig zur Provinz Haifa, geboren. Sowohl sein Vater wie auch seine Mutter beherrschten wesentliche islamische Wissenschaften. So war sein Vater Ibrahim An-Nabhani ein Gelehrter des islamischen Rechts. Er arbeitete als Dozent des islamischen Rechts, der Scharia. Seine Mutter hatte islamische Naturwissenschaften studiert und arbeitete ebenfalls als Dozentin in ihrem Fach. Sie wurde maßgeblich von ihrem Vater, dem angesehenen Gelehrten und Richter im Osmanischen Kalifat, Sheikh Yusuf An-Nabhani, unterrichtet. Sheikh Yusuf An-Nabhani agierte als Richter an mehreren Schariagerichten, wie z.B. Jenin, Istanbul, Mosul, Latakia, Jerusalem und Beirut.
Dieses islamische Umfeld ermöglichte Taqiyy-ud-Din eine für seine islamische Erziehung positive Entwicklung und trug sicherlich viel dazu bei, dass er im Laufe der Jahre eine markante Persönlichkeit herausbildete. Beispielsweise konnte er bereits mit jungen zwölf Lebensjahren den gesamten Quran auswendig rezitieren. Durch seinen Großvater mütterlicherseits entwickelte er ein ausgeprägtes politisches Gespür und erfuhr regelmäßig von den politischen Geschehnissen im Osmanischen Kalifat.
Yusuf An-Nabhani, genauer Yusuf Ibn Ismail Ibn Yusuf Ibn Hasan Ibn Mohammed An-Nabhani Al-Shafii, genannt auch Abu Al-Mahasin, verfügte über exzellente Beziehungen zu ranghohen Politikern im Kalifat sowohl in Istanbul, wie auch im Irak, Libanon, in Syrien und Palästina. Er war ein bedeutender Richter des Osmanischen Kalifats und zuständig für die juristischen Fragen in der Gegend um Jenin in der palästinensischen Provinz Nablus.


Bildung:


In den anspruchsvollen islamischen Studienkreisen seines Großvaters nahm Taqiyy-ud-Din mit großem Engagement teil und bestach dabei durch seinen intelligenten Scharfsinn. Abu Al-Mahasin versuchte das offensichtliche Talent seines Sprösslings zu fördern, in dem er ihn ermutigte, in Haifa Islamisches Recht zu studieren. Bevor er jedoch sein Schariastudium in Haifa beenden konnte zog es ihn nach Kairo zu der damals angesehensten Universitätsstadt für islamische Wissenschaften. Im Alter von neunzehn Jahren immatrikulierte er gleichzeitig sowohl an der berühmten Al-Azhar Universität wie auch im Dar Al-Ulum College. Beide Studiengänge beendete er bravourös im Jahre 1932 mit ausgezeichnetem Abschluss. Während seiner Studienzeit nahm er an vielen zusätzlichen Vorlesungen teil, die von bekannten Gelehrten wie z.B. Sheikh Al-Akhdar Hussein abgehalten wurden. In diesen Gesprächszirkeln bewies er permanent seine enormen Fähigkeiten in der Diskussionsführung und zeigte eine große intellektuelle Weitsicht.


Weiterer Lebensweg:


Nach seiner Rückkehr in die Heimat arbeitete er zunächst von 1932 bis 1938 als Lehrer. Weil ihm jedoch die aufkommende Korruption und Fremdsteuerung im Erziehungssektor missfiel, versuchte er in der Judikative seinen Einfluss geltend zu machen. Er betrachtete die Lehrpläne im Bildungswesen als von den westlichen Kolonialisten beeinflusste Vorgaben, die die Muslime von den islamischen Ideen nach und nach entfernen sollten. Das Rechtswesen erschien ihm derweil als ein geschützter Bereich, weil es in seiner Gesamtheit noch auf den islamischen Rechtsprinzipien basierte und die islamischen Gesetze des Osmanischen Staates weiterhin Anwendung fanden.
Er bewarb sich sodann bei dem höchsten Gericht in Palästina, wo er folgerichtig dann auch verschiedene Funktionen in dem Gebiet von Bisan, Tiberias und später auch in Haifa bekleidete. Von 1940 bis 1945 bekleidete er die Funktion eines „legal Assessor“. Anschließend fungierte er bis zur Gründung Israels und dem Verlust Palästinas im Jahre 1948 als ein hoher Vertreter des Gerichts zu Haifa. Nach der folgenden Auswanderung aus Palästina ließ er sich zunächst im benachbarten Syrien nieder, wobei er nur wenig später nach Palästina ins noch nicht besetzte Jerusalem beordert wurde und als Scharia-Richter im dortigen Berufungsgericht bis 1951 arbeitete.
Nachdem er 1951 von seiner Funktion als Berufungsrichter zurücktrat, begab er sich nach Amman, wo er als Dozent in der dortigen Fakultät für Islamische Wissenschaften unterrichtete.


Politische Aktivität:


Die politischen Aktivitäten Sheikh Taqiyy-ud-Din An-Nabhanis begannen sich frühzeitig abzuzeichnen. Bevor er Hizb-ut-Tahrir gründete hatte er keine organisierte politische Tätigkeit vorzuweisen. In seinem zweiten und dritten Lebensjahrzehnt war er des Öfteren mit dem bekannten Sheikh Izz Ad-Din Al-Qassam zusammengekommen, dem er dabei behilflich gewesen war, Pläne für einen militärischen Aufstand gegen die britische Besatzungsmacht vorzubereiten und die zionistischen Bestrebungen zur Gründung eines Staates zu verhindern.
Auch kam er mit der Muslimbruderschaft zusammen und diskutierte mit Sayyid Qutb Wege aus der Krise der Muslime nach der Zerstörung des Kalifats. Taqiyy-ud-Din An-Nabhani war pausenlos damit beschäftigt, sich an politischen Diskussionsrunden und islamischen Lehrkreisen zu beteiligen, wie seine einstigen Studienfreunde von Al-Azhar später berichteten. Sie alle waren Zeugen von zahlreichen politischen Diskussionen, in denen Taqiyy-ud-Din die desolate Lage im Osmanischen Staat kritisierte und sie für den politischen und intellektuellen Niedergang der Muslime und des Kalifats verantwortlich machte. Er wendete sich auch an die Gelehrten von Al-Azhar und forderte sie auf, ihre teilnahmslose Haltung gegenüber der Umma aufzugeben und sich auf die beste Art und Weise für die Angelegenheiten der Umma und einer Wiederbelebung des Islam einzusetzen.
Als er von Syrien nach Jerusalem zurückkam, empfand er mehr und mehr, wie die Umma vor allem durch die Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich negativ mit islamfremden Ideen beeinflusst wurde. Der Verlust Palästinas im Jahre 1948 mit der Gründung Israels und ein misslungener Putschversuch in Jordanien von Abdullah Al-Tal, den An-Nabhani seine Unterstützung zukommen ließ, stärkten in ihm mehr und mehr die Überzeugung, dass nur eine strukturierte und tiefgründig intellektuelle Arbeit die Ehre und die Stärke der Umma wiederherstellen könne.
Noch während seiner Zeit als Berufungsrichter in Jerusalem Anfang 1949 befasste er sich mit den notwendigen Vorbereitungen für eine Parteistruktur, der Literaturrecherche und weiteren Maßnahmen für den Beginn einer politischen Tätigkeit. Schon in seiner im Januar 1950 erschienenen ersten schriftlichen Abhandlung mit dem Titel „Inqadh Filastin“ (Die Rettung von Palästina) deutete er auf die seit dem siebten Jahrhundert bestehende tiefe Verwurzelung des Islam in Palästina.
Ebenfalls analysierte er kritisch die Hauptgründe für den Niedergang der Araber, wobei er hierfür im Wesentlichen die Resignation und die Unterwürfigkeit der Muslime gegenüber den Kolonialmächten verantwortlich machte.
Im August 1950 verfasste er einen offenen Brief an die Mitglieder der Kulturversammlung der Arabischen Liga im ägyptischen Alexandria. Diese Schrift wurde dann später als Buch mit dem Titel Risalat al-Arab („Die Botschaft der Araber“) veröffentlicht.
In dieser Schrift verdeutlichte er, dass die wahre und richtige Botschaft der Araber nur der Islam sei. Er forderte, dass folglich nur auf dem islamischen Fundament ein intellektueller und sodann auch politischer Aufstieg der Umma erreicht werden könne. Nachdem er auf seinen Brief hin keine Antwort von den Verantwortlichen der Arabischen Liga erhielt, war Sheikh Taqiyy-ud-Din An-Nabhani nun umso mehr davon überzeugt, dass eine politische Partei gegründet werden musste, die sich der Interessen der Umma und des Islam annehmen müsse.


Hizb ut-Tahrir


Während seiner Zeit als Lehrer an der Ibrahimiyya Schule kontaktierte Taqiyy-ud-Din An-Nabhani zahlreiche Personen und auch angesehene Persönlichkeiten, wie z.B. seine Kollegen As’ad und Rajab Bayyud Tamimi sowie Abdul Qadim Zallum, mit dem Ziel, eine politische Parte zu gründen.
Schließlich gelang es An-Nabhani genügend Mitstreiter zu finden, die die islamrechtlich verpflichtende Notwendigkeit verstanden, eine politische Bewegung zu gründen, die zur Wiederaufnahme der islamischen Lebensweise und folglich zur Vereinigung der Umma in einem einheitlichen Staat aufruft. Denn nur durch die vollständige Anwendung der islamischen Gesetze kann der Din Allahs (s.w.t.) praktikabel die Probleme der Umma lösen und zur weltweiten Da’wa schreiten.
Anfang 1953 waren dann die umfangreichen Untersuchungen der Gelehrten um An-Nabhani abgeschlossen, so dass konzeptionell nichts mehr im Weg stand, die angestrebte politische Partei mit der rein islamischen Ideologie ins Leben zu rufen. So wurde in Jerusalem im April 1953 die Partei der Befreiung „Hizb-ut-Tahrir“ praktisch gegründet.
Der erste Zelle der Partei um Taqiyy-ud-Din An-Nabhani, Dawud Hamdan, Ghanim Abduh, Munir Shuqayr und Dr. Adil An-Nablusi informierte entsprechend des noch bis dahin rechtskräftigen osmanischen Gesellschaftsrechts auf schriftlichem Wege die zuständigen Organe in Person des Gouverneurs von Jerusalem und die jordanische Regierung über die Gründung einer neuen politischen Partei.
Die unter britischem Einfluss stehende jordanische Regierung reagierte dann auch prompt und erließ ein Dekret zum Verbot von Hizb-ut-Tahrir. Die Aktivitäten der Partei wurden für illegal erklärt.
Hizb-ut-Tahrir ignorierte folgerichtig das Verbot, weil die Arbeit zur Wiedererrichtung des Islam im Leben eine islamrechtliche Verpflichtung bedeutet und nicht von Menschen sanktioniert werden kann. Die Arbeit wurde vielmehr neben Jerusalem auf Hebron, Nablus und weitere Städte und Dörfer der Region ausgedehnt. Dies hatte eine repressive Antwort der Regierung zufolge, was bis in unsere Tage hinein sämtliche Dawa-Träger von Hizb-ut-Tahrir betrifft.
Die weitere Konsequenz für die aktive Dawa war ein Gesetz, das 1954 unter dem Vorsatz „Gesetz zur Regelung von Predigten und Rechtleitung“ von der jordanischen Regierung verabschiedet wurde und zum Ziel hatte, die Mitglieder von Hizb-ut-Tahrir von Predigten und Ansprachen in den Moscheen abzuhalten.
Trotz all dieser Repressalien und Hindernisse gelang es der Partei ihre Arbeit auf viele Gebiete der islamischen Welt auszudehnen, so dass heute von Marokko bis nach Indonesien und sogar in der nichtislamischen Welt die islamische Botschaft von Hizb-ut-Tahrir zugegen ist.
Nachdem An-Nabhani 1955 eine kurze Reise nach Damaskus und Beirut unternahm, nutzte die jordanische Regierung seine Abwesenheit, um ein Dekret zu erlassen, dass seine Rückkehr nach Jordanien auf Lebenszeit untersagte. Daher ging An-Nabhani zunächst über Damaskus nach Beirut, von wo er die parteiliche Arbeit leitete.
1973 wurde An-Nabhani während einer Reise im Irak von den dortigen Sicherheitsbehörden inhaftiert und in der Folge auch im Gefängnis gefoltert. Nur aufgrund der Tatsache, dass die irakischen Sicherheitsstellen ihn nur als ein Mitglied der Partei und nicht als dessen Amir ausmachten, blieb er von schlimmeren Maßnahmen verschont.
Schließlich wurde An-Nabhani aus dem Gefängnis freigelassen, nachdem eine angesehne Persönlichkeit aus dem Libanon, die eine verwandtschaftliche Beziehung zu An-Nabhanis Ehefrau hatte, seinen Einfluss geltend machte und so An-Nabhani aus der Haft befreien konnte.
Aufgrund der ständigen Verfolgungen und Einschränkungen im täglichen Leben wurde An-Nabhani gezwungen, seine aktive Rolle in der Öffentlichkeit aufzugeben.
Er verstarb schließlich am 20. Dezember 1977 in Beirut und wurde im Al-Auza’i Friedhof beerdigt.