„Die Menschen gehen fast immer Wege, die bereits von anderen beschritten wurden, und ahmen in ihren Handlungen die anderen nach, können dabei diesen Wegen nicht überall folgen und ihren Vorbildern nicht in allem gleichkommen. Daher muss ein kluger Mann stets Wegen folgen, die von großen Männern beschritten wurden, und die hehrsten Vorbilder nachahmen, damit ein gewisser Abglanz auf ihn fällt, wenn er auch nicht an sie heranreicht.“ (Niccoló Machiavelli)
Die großen Männer wurden in der islamischen Geschichte von dem Propheten Muhammed (s) angeführt. Neben ihm sind die Sahaba, die Gefährten des Propheten, als islamische Vorbilder zu erwähnen, deren islamische Handlungen es nachzuahmen gilt.
Aber was ist ein Vorbild und welche Funktion hat es in einer Gesellschaft. Neben zahlreichen Aussprüchen des Propheten (s) und eindeutigen Verse im Koran wird der Mensch aufgefordert, dem Propheten (s) nachzueifern bzw. den Weg der Sahaba zu beschreiten. Dabei dient die Orientierung an islamischen Persönlichkeiten, die den Weg zur Umsetzung von Koran und Sunna vorgelebt haben, dem Ziel, den Islam in vollständiger Form umzusetzen.
Zunächst ist das Vorbild geprägt von dem Erfolg, von seinen Zielen und seinen Überzeugungen. All das wird auf das eigene Ich projiziert. Neutral betrachtet, können diese zugeschriebenen Eigenschaften negativ oder positiv sein. Als Gegenstück zum Islam, ist in den säkularen Systemen das Vorbild frei wählbar, insofern es nicht das öffentliche Leben beeinträchtigt.
Dabei kommt der Einsatz eines Vorbildes überwiegend in der Jugend zum Ausdruck, wo die Selbstaufmerksamkeit und die Erfahrungen sich steigern. Die unterschiedlichsten Altersgruppen betrachten die Jugend als die schönste Zeit. Hingegen wird von den betroffenen Jugendlichen sehnsüchtig ihr Ende erwartet. Diejenigen aber, die diese Phase längst hinter sich gelassen haben, sehnen sie inständig zurück. Es handelt sich um einen Lebensabschnitt, den sich die kapitalistische Wirtschaft effektiv und ideologisch zu Nutze macht.
Die Jugendzeit ist auch unter dem Begriff Adoleszenz bekannt und wird unterschiedlich begrenzt. Darunter fallen nach deutschem Recht Menschen, die 14 aber nicht älter als 18 Jahre alt sind, während im Jugendarbeitsschutz die Jugend erst mit 15 Jahren beginnt. Die UN-Generalversammlung fasst das Jungendalter zwischen 15 und 25 Jahren auf. Inzwischen wird zwischen Teenagern von 13 bis 19 Jahren und Heranwachsenden zwischen 20 und 24 Jahren differenziert. Diese Auslegung von Jugendlichen findet sich in allen Statistiken wieder.
Aber was ist die Jugend? Die Jugend beinhaltet die Pubertät, die Abnabelung vom Elternhaus, aber auch die Identitätsfindung, die als kritischster Zeitraum eines Menschen angesehen wird. Anders als in der islamischen Betrachtungsweise des Menschen, entwickelten sich in Europa die unterschiedlichen Phasen des Menschen von der Kindheit über die Jungend bis zum Erwachsenenalter schleppend. Im 17. Jahrhundert ging man von zwei Phasen aus: dem Säuglingsalter und dem Erwachsensein. So entstand der Lebensabschnitt „Kindheit“ nach Neil Postman erst mit der Buchdruckmaschine: Es gab die einen, die lesen konnten, und jene, denen man es beibringen musste.
Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Jugend auf ein Minimum reduziert: auf Spontaneität und faltenfreie Haut. Das Streben danach ist in der westlichen Welt unabdingbar geworden. Überdies sind es nicht nur die äußerlichen Merkmale eines Jugendlichen, welche man anstrebt, sondern deren Lebenseinstellungen. Man verbindet mit der Jugend Mut, Freude und alles Positive dieser Welt.
Besonders dieses Ausleben der Jugend ist in den freiheitlichen Systemen der Welt keine Sache, die dem Menschen in die Wiege gelegt wird. Daher ist die Bildungsarbeit der „freien Köpfe“ ein fundamentales Kriterium und stellt eine existentielle Aufgabe dar, um das demokratische System zu sichern. Es besteht kein Interesse daran, den Heranwachsenden grundlegendes ehrliches Wissen über die Welt zu vermitteln. Dieser Zeitraum wird lediglich als ein Wirtschaftsfaktor angesehen. Den Jugendlichen sollen nicht nur Cremes untergejubelt werden, sondern ihr Geist ist einzunehmen. Daher setzen die Industriestaaten auf das Prinzip ihrer freiheitlich-säkularen Werte, die in dem aufnahmefähigsten Lebensabschnitt – der Jugend – mit allen Mitteln verbreitet werden müssen, damit der Jungendliche im Erwachsenenalter ein repräsentativer Erwachsener wird, der voll und ganz den demokratischen Werten verbunden ist.
Nun wäre es utopisch gedacht, die Demokratie sei philanthropisch, also menschenfreundlich, ausgerichtet und biete dem Einzelnen die Option, seinen eigenen Weg zu suchen und zu finden. Da die Kindheit zu früh und das Alter zu spät ist, um dem Menschen einen demokratisch-kapitalistischen Weg zu ebnen, müssen die Jugendlichen für die Ideale kampfbereit gemacht werden, da das Überleben der Demokratie nur unter den Füssen der „freiwilligen Willigen“ steht. Im Jugendalter sucht man sich seinen Weg, wenn man ihn vorher nicht gezeigt bekommt. Man spaltet sich von seinen Eltern ab und versucht seinen Weg zu finden.
Im Gegensatz dazu betrachtet der Islam den Menschen in dieser Lebensphase als verantwortlichen Erwachsenen, der zur Rechenschaft gezogen werden kann und nicht erst seinen Weg suchen muss. Diese Auffassung des Islam widerspricht der säkularistisch-kapitalistischen grundlegend.
Der Kapitalismus – als Lebensanschauung und nicht bloß als Wirtschaftssystem – will seine Ideen und Vorstellungen sichern. Dies geschieht in Form von Präventivarbeit durch das gezielte und bewusste Einsetzen von Popidolen, die die freiheitlichen Werte repräsentieren. So ergab eine Studie, dass Popidole bzw. Vorbilder einen Einfluss auf Entscheidungen ihrer Fans haben. Man stellte beispielsweise fest, dass Fans von Rockmusikern einen höheren Raucheranteil haben als Fans von Popmusikern. Dadurch wird das Vorurteil bestärkt, der Rockmusiker sei grob, laut und rauche. Daraus darf nicht der Schluss gezogen werden, dass man das Verhalten seines Idols zwingend nachahmt, sondern dass die Möglichkeit hierzu besteht.
Bei den jetzigen It-Girls und It-Boys zählt die Einstellung, alles in Anspruch nehmen zu können, worauf man Lust hat. Die Spaßgesellschaft wird mit jungen Darstellern vorgelebt. Dabei handelt es sich um Goldkehlchen, die den amerikanischen Traum leben und zu einem Stern der Popindustrie aufsteigen, der Milliarden von Dollar einbringt. Die Massenkommunikation ließ das Teeny-Idol entstehen, das durch Popsänger, Schauspieler oder bekannte Personen, auch It-Girls bzw. It-Boys genannt, repräsentiert wird. Sie sind jung, hübsch und erfolgreich, dienen zur Orientierung in der Pubertät und verkörpern die Sexualität. Diese Stars werden systematisch dafür eingesetzt, um die Jugendlichen auf die Zukunft in einem freiheitlichen System vorzubereiten. Die Idole haben das Image, nicht von ihren Eltern bzw. von ihrer Umwelt verstanden zu werden und ihre große Liebe als Hauptziel im Leben finden zu wollen. Deshalb besitzt ein Popidol eine erotische Ausstrahlung, die nur darauf wartet, richtig eingesetzt zu werden. In der Öffentlichkeit wird der Star auch als jungfräulich vermarktet, um den Bund mit den Fans zu verstärken. Die Stars müssen etwa das gleiche Alter wie ihre Gefolgschaft besitzen und wie ihre Altersgenossen auf ihre große Liebe warten. Man reist seinem Star hinterher oder investiert in Zeitschriften, Kosmetik, Kleidung etc., um seinem Liebsten ganz nah zu sein. Falls dieser Fall aber nicht eintritt, wird mit allen Mitteln versucht, genau so sexy und talentiert zu sein. Alle Länder dieser Welt, die den Superstar gesucht haben, haben den Erfolg dieser Praktik deutlich hör- und sichtbar gemacht. Doch das einzelne Idol besitzt im Kapitalismus ein Verfallsdatum und wird dann einfach durch ein anderes ersetzt.
Der Islam kennt diese Form des Vorbildes nicht. Islamische Vorbilder werden nicht nach Modeerscheinungen und Profit bemessen und bleiben dieselben. So heißt es in einem Hadith: „Meine Sahaba sind wie die Sterne. Wem immer ihr von ihnen folgt, ihr erlangt Führung.“
Ein eindrucksvolles Beispiel ist Muscab ibn Umair (r). Vor seinem Übertritt zum Islam lebte er in prächtigem Reichtum und war bekannt für sein Modebewusstsein. Nach seiner Konversion lebte er in völliger Armut und tauschte den Islam auch nicht gegen die materiellen Verlockungen ein. Obwohl seine Mutter den Islam nicht annahm und sie ihren Sohn auch durch Nötigung immer wieder dazu bringen wollte, dem Islam zu entsagen und zum Wohlstand zurückzukehren, blieb er weiterhin freundlich zu ihr und versuchte sie vom Islam zu überzeugen. Der Islam führte Musab (r) weg von der Oberflächlichkeit und einem inszenierten Selbst hin zur wahren Bedeutung seiner Taten.
Bis zu seinem Tod war Muscabs Leben als Muslim vorbildlich. Er war es, der als Erster von dem Propheten (s) nach Medina geschickt wurde, um den Menschen den Islam zu lehren. Er war dabei sehr erfolgreich. In der Schlacht von Uhud trug Musab (r) die Flagge. Nachdem ein Gegner ihm die eine Hand abschlug und danach die andere Hand, umarmte Musab (r) die Flagge. Daraufhin wurde er von dem Feind getötet. Seine Liebe zu Allah war unerschütterlich. Der Prophet (s) selbst ließ seinen Tränen freien Lauf, als Musab (r) am Tage seiner Beerdigung mit einem zu kurzen Leichentuch bedeckt wurde. Der Prophet (s) versuchte das Gesicht Muscabs (r) zu bedecken, worauf seine Füße zu sehen waren. So wurde sein Kopf bedeckt, während man seine Füße mit Gras überstreute.
Die islamischen Sterne am Himmel sind im Laufe der Zeit nicht erloschen, sondern ebnen den Jugendlichen auch weiterhin den Weg und vermitteln ihnen dieselbe Botschaft. Der selbst ernannte „Terror- und Islamexperte“ Udo Ulfkotte berichtet beispielsweise, dass die Konsumgesellschaft bei den muslimischen Jugendlichen weltweit nicht den Zulauf erfährt wie im Fall der nichtmuslimischen Altersgenossen. Eine Umfrage in England hat ergeben, dass 60 Prozent der muslimischen Jugendlichen ein Leben nach der Scharia sofort gegen die jetzigen Regierungsformen austauschen würden. Diese Zahl wird aber in den Printmedien auf 30 Prozent reduziert. In Deutschland sind es hingegen laut Ulfkotte von den dort lebenden Muslimen 10 Prozent, die unter diese Form des „Terrorismus“ fallen – eine Wahrheit, die die Umma erstrahlen lässt.
„Die Menschen gehen fast immer Wege, die bereits von anderen beschritten wurden, und ahmen in ihren Handlungen die anderen nach, können dabei diesen Wegen nicht überall folgen und ihren Vorbildern nicht in allem gleichkommen. Daher muss ein kluger Mann stets Wegen folgen, die von großen Männern beschritten wurden, und die hehrsten Vorbilder nachahmen, damit ein gewisser Abglanz auf ihn fällt, wenn er auch nicht an sie heranreicht.“ (Niccoló Machiavelli)
