Grundlagen Die Kleiderordnung der muslimischen Frau – Teil 3

Es gibt noch weitere Bedingungen, welche nicht nur speziell für den Jilbab sondern als generelle Kleidungsordnung für Frauen zu verstehen sind, wenn diese, gleich ob innerhalb oder außerhalb des Hauses, nicht-Mahram-Personen begegnen:

Weitere Bedingungen


Es gibt noch weitere Bedingungen, welche nicht nur speziell für den Jilbab sondern als generelle Kleidungsordnung für Frauen zu verstehen sind, wenn diese, gleich ob innerhalb oder außerhalb des Hauses, nicht-Mahram-Personen begegnen:
1. Die Kleidung muss weit geschnitten bzw. darf nicht enganliegend sein
2. Die Kleidung muss blickdicht sein; die Haut darf nicht zu erkennen sein
3. Die Kleidung darf nicht geschmückt bzw. verziert sein
4. Die Kleidung der Frau darf der Kleidung des Mannes nicht ähneln
Diese Bedingungen sind allgemein bekannt. Die entsprechenden Beweise kann man den Standardwerken des Fiqh bzw. der islamischen Rechtsprechung entnehmen.
Zwei jedoch häufig auftretende Fragen möchten wir dennoch im Rahmen dieser Abhandlung klären:
1. Ist der sogenannte Shalwar Kameez ausreichend?
Der Shalwar Kameez bedeckt in der Regel nicht den gesamten Körper, sondern lässt bestimmte Stellen des Körpers frei. Er sitzt nicht locker und gilt dementsprechend nicht als Gewand. Zudem wird nicht über die normale Kleidung getragen, sondern gilt vielmehr als alltägliches Kleidungsstück, das von südasiatischen Frauen getragen wird. Ein Gewand ist per Definition eine Kleidung, welche über die Hauskleidung getragen wird. Da der Shalwar Kameez normale Hauskleidung darstellt, die eben zu Hause getragen wird und nicht als außerhäusliches Übergewand, erfüllt er dieses grundlegende Kriterium des Jilbab nicht. Somit kann der Shalwar Kameez nicht als Jilbab betrachtet werden.
2. Ist eine „bescheidene“ Kleidung ausreichend um die Bedingungen des Jilbab zu erfüllen?
Die Antwort auf diese Frage ist ebenfalls davon abhängig, inwieweit die oben genannten Bedingungen erfüllt werden. Es ist zulässig, dass die Außengewänder im Design voneinander abweichen. Nichtsdestotrotz müssen sie die Kriterien, die durch das islamische Gesetz aufgestellt wurden, erfüllen. Bescheidenheit ist ein subjektives Empfinden des Einzelnen. Jedes Individuum hat eine andere Vorstellung von Bescheidenheit bzw. bescheidener Kleidung. Deshalb muss es allgemeine Richtlinien geben, die für alle gelten. „Bescheidenheit“ darf somit die Bedingungen nicht übergehen, sondern muss sie vielmehr erfüllen. Beispielsweise ist es nicht zulässig, außerhalb des Hauses eine Jeans und einen Pullover zu tragen, unter dem Vorwand, es sei ja eine bescheidene Kleidung, da der gesamte Körper bedeckt würde. Diese Argumentation ist aus mehreren Gründen falsch. Zum einen ist eine Jeans bzw. Leggings ein eng anliegendes Kleidungsstück, ebenso ist ein Pullover in der Regel ein eng anliegendes Kleidungsstück und die Körperkonturen sind stets erkennbar. Doch selbst wenn diese Kleidung nicht eng anliegend wäre – was ja nicht der Fall ist – gilt sie nicht als Jilbab, denn der Jilbab ist ein äußeres Übergewand, sprich es besteht aus einem Teil und wird über die normale Kleidung getragen.


Juristische Unterschiede


Jene, die mit dem islamischen Recht nicht vertraut sind, wundern sich, weshalb manche Muslime gewisse Regeln befolgen, die andere Muslime nicht befolgen und behaupten über jene, sie seien zu extrem oder übermäßig streng. Beispielsweise vertritt ein Gelehrter eine bestimmte Rechtsmeinung über eine bestimmte Kleidung. Jene Muslime, die in dieser Angelegenheit diesem Gelehrten vertrauen, sind auch an seine Rechtsmeinung gebunden. Andere Muslime hingegen, die einem anderen Rechtsgelehrten ihr Vertrauen schenken, sind entsprechend nicht an die Meinung des ersteren Gelehrten gebunden. Der Grund für diesen Unterschied liegt darin, dass muslimische Juristen in Detailfragen unterschiedliche Rechtsauffassungen haben dürfen. Je nach Kompetenz und Vertrauen ist es dem einzelnen Muslim überlassen, welchem Gelehrten oder welcher Rechtsschule er in den Rechtsangelegenheiten folgt. Das Kriterium für die Befolgung eines bestimmten Gelehrten darf jedoch nicht das vermeintlich eigene Interesse oder das Zweckdenken sein sondern lediglich die Fähigkeiten des Juristen und dessen Vertrauenswürdigkeit in den Augen des Muslims, der ihm folgt. Folgt man erst einmal der Meinung eines Gelehrten, muss diese als das Gesetz Allahs angenommen werden. Dem ist so, weil das Nichtbefolgen eines Gebotes die Unterlassung einer religiösen Pflicht bedeutet, was folglich als Sünde gilt und am Tag der Abrechnung zur Bestrafung führen kann. Es ist irrelevant, ob andere Gelehrte eine andere Meinung haben oder nicht. Was zählt, ist die Befolgung der Meinung des Juristen, dem man am meisten vertraut. Im Übrigen gibt es unter den Gelehrten keine Meinungsunterschiedlichkeit was die Pflicht zum Tragen des Jilbab betrifft. Alle sind sich darin einig, dass der Jilbab eine göttliche Pflicht ist.


Jilbab – religiöse Pflicht oder politische Aussage?


Wie bereits oben erläutert wurde, handelt es sich bei dem Jilbab um eine religiöse Pflicht und somit weder um eine politische Aussage oder um irgendein anderes Symbol, das man unterstellt. Der Jilbab ist eine religiöse Pflicht, die in direkter Form aus den islamischen Quellen abgeleitet wird und nicht aus den Schriften muslimischer Schriftsteller, die eine bestimmte politische Meinung vertreten. Die Pflicht zum Jilbab bestand schon in den frühen Tagen des Islam und wurde von den klassischen Gelehrten durchweg als Pflicht betrachtet. Die Motivation zum Tragen des Jilbab entspringt weder einer politischen Strömung noch irgendeiner Art Frauenbündnis, sondern einzig und allein der göttlichen Pflicht. Wäre diese Motivation anderer Natur, könnte sie nicht als Gottesdienst akzeptiert werden, denn es muss eine ausschließliche Hingabe zu Allah vorausgesetzt sein. Wenn es als politisches Symbol oder aus Modegründen getragen wird und nicht aus religiöser Motivation, kann dieser Akt als Sünde bezeichnet werden, da die Bereitschaft zum Tragen des Jilbab nicht aus der religiösen Pflicht herrührt. Das Tragen des Jilbab wird bei Allah nur dann angenommen, wenn es um seinen Willen getragen wird.


Ist der Jilbab ein Symbol der Unterdrückung?


Die Kleidung der muslimischen Frau wird von vielen Nichtmuslimen als Mittel zur Unterdrückung der Frau betrachtet, und es wird behauptet, der Jilbab symbolisiere ihren niederen Status. Sie müsse sich gegen ihren Willen verhüllen, und dies würde ihr die Teilnahme am öffentlichen Leben erschweren, ja gar verwehren. Es trifft zu, dass vor allem im Westen die muslimischen Frauen am öffentlichen Leben nur unter sehr schwierigen Bedingungen teilnehmen können. Allerdings liegt das nicht am Jilbab bzw. an der Kleidung der muslimischen Frau, sondern vielmehr daran, dass die breite Masse der westlichen Gesellschaften muslimische Frauen mit entsprechend islamischer Kleidung verabscheut und ihnen dies auch zu spüren gibt. Das Problem ist die Ausgrenzung der muslimischen Frau seitens der westlichen Gesellschaften und nicht die islamische Kleidung. Bemerkenswert ist, dass ausgerechnet jene Personen, die die muslimische Frau als unterdrücktes Wesen betrachten und ihre „Befreiung“ fordern, den muslimischen Frauen mit der größten Verachtung und Respektlosigkeit entgegentreten. Dabei müssten sie ja eigentlich gemäß ihrem Standpunkt am meisten Mitleid mit muslimischen Frauen haben und sie entsprechend gütig und entgegenkommend behandeln. Wie dem auch immer sei, die Ungläubigen begreifen ohnehin nicht die Gnade Allahs, die er uns durch Seine (s.w.t.) Shariah hat zu Teil werden lassen. Denn die Shariah – und die Kleiderordnung ist ein Teil der Shariah – ist perfekt auf die Natur des Menschen abgestimmt und regelt die menschlichen Bedürfnisse auf die beste Art und Weise. Der Jilbab ist als andere als ein Mittel der Unterdrückung der Frau, und die islamische Gesetzgebung sieht Mann und Frau hinsichtlich ihres Wertes und der Religiosität vor Allah als gleichwertig. Die Ungleichheit der Vorschriften für Mann und Frau entspringt nicht einem diskriminierenden Gedankengut, sondern der Tatsache, dass die Shariah den Rollen- und Wesensunterschied von Mann und Frau erkennt und berücksichtigt und entsprechend Regeln und Vorschriften aufstellt. Die Unterschiedlichkeit der Vorschriften liegt in der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau begründet, was jedoch absolut keine Herabstufung der Frau bedeutet. Entsprechend tragen die muslimischen Frauen den Jilbab, um in Schamhaftigkeit am öffentlichen Leben teilzunehmen zu können und damit sie als muslimische Frauen erkannt werden und schamlose Männer sie nicht belästigen. Durch den Jilbab kann die Frau die Stärke ihres Charakters hervorheben, selbstbewusst am öffentlichen Leben teilnehmen und gleichzeitig ihre Weiblichkeit schützen. Im Gegensatz zu westlich geprägten Frauen ist die Muslima nicht dem Zwang ausgesetzt, ständig einem falschen Schönheitsideal nachzueifern und ihre Weiblichkeit zur Schau stellen zu müssen.