Kommentar Ausgerechnet die EU erhält den Friedensnobelpreis

Die Europäische Union wird mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Nach dem Testament des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896) soll derjenige mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden, der im jeweils vorangegangenen Jahr am meisten für den Frieden getan habe.

Die Europäische Union wird mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Nach dem Testament des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896) soll derjenige mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden, der im jeweils vorangegangenen Jahr am meisten für den Frieden getan habe.
Dieser Friedensnobelpreis kommt im Moment einer tiefen System- und Finanzkrise der EU und soll auf die Gefahr eines Auflösungsprozesses aufmerksam machen. Die stark gegensätzlichen Interessen zwischen den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten, die nationale Komponente, die nach wie vor überwiegt, und die bei den EU-Bürgern fehlende europäische Identität wird eine tatsächliche Einheit kaum möglich machen.
In der Begründung heißt es: „Das Norwegische Nobelkomitee wünscht den Blick auf das zu lenken, was es als wichtigste Errungenschaft der EU sieht: den erfolgreichen Kampf für Frieden und Versöhnung und für Demokratie sowie die Menschenrechte“. War es einst „die Bürde des weißen Mannes“, den Unzivilisierten die Zivilisation zu bringen, so gilt es nun, „Freiheit und Demokratie“ und „Universelle Werte“ dem Rest der Menschheit – insbesondere der islamischen Welt – zu bringen. Der Vorwand mag nun ein anderer sein, die tatsächlichen Ziele aber bleiben die gleichen. Die gewaltsame Expansions-Politik der Vergangenheit ist auch heute noch maßgebend. Was die Welt im Irak und in Afghanistan erlebt, ist nichts anderes als eine Wiederholung der Geschichte.
Wo nimmt sich der Westen eigentlich das Recht heraus, mit erhobenem Zeigefinger die Muslime ideologisch motivierter Gewalt und Barbarei zu beschuldigen, wenn er doch selber so viel Blut an den Händen kleben hat? Ist denn nicht beispielsweise Deutschland einer der weltweit größten Waffenexporteure? Trägt denn dieses EU-Mitglied durch seine Rüstungsexporte nicht maßgeblich dazu bei, dass sich Völker gegenseitig bekriegen und friedliche Demonstrationen gewaltsam niedergeschlagen werden wie in Saudi Arabien, das Deutschland mit Kampfpanzern beliefert?
Die westlichen Regierungen trugen aktiv dazu bei, tyrannische Regime in fast allen Teilen der islamischen Welt zu installieren, um ihre Vormachtstellung und ihre dortigen Interessen zu sichern. Im Mittelpunkt all dessen stand stets die kapitalistische Gier, sich auf Kosten anderer zu bereichern. Der Westen hatte nie die Absicht, den unzähligen Ländern und Nationen, die er kolonialisierte, zu einem Aufstieg zu verhelfen. Vielmehr will er sich ihre Rohstoffe unter den Nagel reißen und sie zu Absatzmärkten für seine Produkte machen. Dabei nimmt er den Mord an Millionen unschuldiger Menschen in Kauf, denn sämtlicher Wohlstand ist auf den Leichen wehrloser Völker aufgebaut. Der Nobelpreis ist somit keinen Pfifferling wert und kann in keiner Weise über das kolonialistisch-parasitäre Wesen des Westens hinwegtäuschen.