Am Montag, den 12. November 2012, wurde die neu gegründete Nationale Koalition der Syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte seitens der Golfstaaten (GCC) als „legitime Vertreter“ Syriens anerkannt. Einen Tag zuvor trafen sich syrische Dissidenten und Aktivisten zusammen mit westlichen Diplomaten in Doha und einigten sich auf die Bildung dieser neuen Koalition – mit dem Ziel, das gesamte Spektrum der syrischen Opposition zu repräsentieren. Mouaz al-Khatib, ein Imam aus Damaskus, wurde zum Vorsitzenden ernannt; unterstützt durch den Geschäftsmann Riad Seif und dem bekannten Oppositionellen Suhair al-Atassi als seine Stellvertreter. Der neu gewählte Präsident des bisher dominierenden Syrischen Nationalrats, der christliche George Sabra, ist ein Mitglied der neuen Koalition.
Sowohl die Europäer als auch die Amerikaner haben sich mit Nachdruck für die Bildung dieser Koalition eingesetzt und sie nun zustande bekommen. Die Westmächte – wie auch alle anderen Staaten auf der politischen Weltbühne – haben teils gemeinsame Interessen, teils unterschiedliche Interessen. Deshalb befinden sie sich in einem permanenten Zustand von Kooperation und gleichzeitiger Konkurrenz. Sowohl die Europäer als auch die Amerikaner sind sich darin einig, dass islamisch gesinnte Fraktionen innerhalb der syrischen Opposition im neuen Syrien nach dem Assad-Regime keine einflussreiche Rolle spielen dürfen. So berichtete die New York Times, dass „die westlichen Staaten darauf hoffen“, durch diese neue Koalition „eine Gegenstimme zu den gut ausgerüsteten Jihad-Kommandeuren“ zu bilden. Zur gleichen Zeit aber befinden sich Europa und die USA in einem Wettlauf um die Vormachtstellung in Syrien nach der Revolution.
Englands Bemühungen, den US-gestützten Syrischen Nationalrat mithilfe Qatars ins Abseits zu rücken und zu schwächen, zielen in erster Linie darauf ab, Einfluss auf die Rebellen innerhalb Syriens auszuüben. Großbritannien, das einsehen musste, dass es auf die Unterstützung der Amerikaner angewiesen ist, um Assad beseitigen zu können, ist mit dem neuen Bündnis durchaus zufrieden, das letztendlich in einer US-britischen Machtteilung im künftigen Syrien resultiert. So versuchte der englische Premierminister David Cameron auch, „nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, Amerika durch eine direktere Strategie gegenüber Syrien mit an Bord zu ziehen“. Aufgrund des Scheiterns des Syrischen Nationalrates, der ja bekanntlich die Interessen der USA vertritt, waren die Amerikaner gezwungen, sich dem britischen Plan anzuschließen. In diesem Zusammenhang betonte Clinton sodann, dass der Syrische Nationalrat nach wie vor eine wichtige Rolle spiele. Um den Einfluss des SNR (Syrischer Nationalrat) bei den Verhandlungen zu stärken, verlangte der SNR mit Unterstützung der USA nach 20 der 60 Sitze innerhalb der neuen Koalition anstelle der 15 vorgesehenen. Andernfalls, so wurde gedroht, würde man nicht teilnehmen.
Das größte Hindernis jedoch für alle fremden Mächte besteht in der Tatsache, dass die islamischen Gefühle sowohl in der syrischen Öffentlichkeit als auch bei den bewaffneten Kräften zugenommen haben. Und genau das ist auch der Grund für das Scheitern des SNR, der vornehmlich aus säkularen Kräften besteht. Durch diese neue Koalition, so Cameron, „gibt es sowohl für England, Amerika…und gleichgesinnte Verbündete die Möglichkeit, an einen Tisch zu kommen und an der Gestaltung der Opposition mitzuwirken“. Offensichtlich sind die vier Hauptfiguren dieser neuen Koalition – der Präsident al-Khatib, seine beiden Assistenten und der neue Vorsitzende des SNR – allesamt bekannte Oppositionsfiguren, die vom Assad-Regime verfolgt wurden, was ihnen unter den Syriern natürlich Glaubwürdigkeit verschafft. Da wundert es auch nicht, dass die Wahl des Vorsitzenden auf einen Imam gefallen ist, durch dessen Person die islamischen Gefühle des Volkes berücksichtigt werden.
Äußerst bemerkenswert ist, dass für jeden militärischen Vertreter der Militärräte der einzelnen Provinzen Syriens ein Sitz im Rat vorgesehen ist. Ein übler Trick Englands, dem Ziehvater Atatürks. Ein übler Trick, um den Mujahideen-Gruppen das Gefühl zu geben, dass auch sie berücksichtigt würden und durch ihre Vertretung im neuen Rat die Zukunft Syriens mitbestimmen dürften.
Die Aufgabe dieser neuen und gut durchdachten Koalition besteht darin, im Norden Syriens eine befreite Zone zu schaffen um dort eine Übergangsregierung zu installieren; ähnlich wie in Benghazi, der libyschen Hafenstadt. Hierzu ist es erforderlich, die Kontrolle über die FSA (Freie Syrische Armee) sowohl in diesem Gebiet als auch in allen anderen syrischen Provinzen zu erlangen. Und dies wäre der Preis für die Internationale Anerkennung. Mit Internationaler Anerkennung ist natürlich die Anerkennung seitens der Amerikaner gemeint. So sagte Clinton in einem Statement: „Sobald sie international anerkannt wird, muss die Koalition eine Übergangsregierung einrichten“. Ein Oppositioneller von der Tagung in Doha enthüllte, dass „er geplant habe, innerhalb der befreiten Landesteile Nordsyriens eine Interimsregierung zu errichten“. Darüber hinaus glauben die Europäer, dass jeder erfolgreiche Schritt mit großzügigen Waffenlieferungen belohnt werden sollte. Mit Waffenlieferungen haben im Übrigen auch die Amerikaner stets versucht, die Widerstandsgruppen zu ködern.
Ob das Versprechen über Waffenlieferungen seitens der Europäer nun ernst gemeint ist oder nur ein Lockmittel um die Rebellen mit der geplanten Übergangsregierung an einen Tisch zu bekommen; das eigentliche Ziel besteht darin, zwischen der Übergangsregierung und dem Assad-Regime eine politische Einigung zu finden. Jim Muir vom BBC kommentiert dies wie folgt: „Sie (die westlichen Diplomaten) haben vor, Assad und seine etwa zehn Gefolgsleute dazu zu drängen, Syrien zu verlassen. Die Opposition würde sodann mit den Überbleibseln des alten Regimes einen friedlichen Übergang aushandeln – ungeachtet dessen, ob man ihnen vorwerfen würde, dass sie Blut an den Händen hätten“.
Das Einzige, was den Westen in seiner Gesamtheit interessiert, ist die Aufrechthaltung seiner Hegemonie über Syrien mittels der neuen Koalition, die sie eigens darauf abgestimmt haben, um sowohl vom islamischen Widerstand als auch von der syrischen Öffentlichkeit anerkannt zu werden.
Am Montag, den 12. November 2012, wurde die neu gegründete Nationale Koalition der Syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte seitens der Golfstaaten (GCC) als „legitime Vertreter“ Syriens anerkannt. Einen Tag zuvor trafen sich syrische Dissidenten und Aktivisten zusammen mit westlichen Diplomaten in Doha und einigten sich auf die Bildung dieser neuen Koalition – mit dem Ziel, das gesamte Spektrum der syrischen Opposition zu repräsentieren.
