Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen
Am Donnerstag, dem 26.3.2015, verkündete zur Morgendämmerung der saudische Botschafter bei den Vereinigten Staaten, Adel al-Jubair, den Beginn der Militäroffensive gegen die Huthi-Milizen. Sie umfasst Luftschläge, die von zehn Staaten – darunter die Staaten des Golfkooperationsrates außer Oman – durchgeführt werden. Al-Jubair machte klar, dass sich Saudi-Arabien mit den USA über die begonnene Militäraktion gegen die Huthi-Milizen beraten hatte.
Der ägyptische Außenminister verkündete ebenso die Teilnahme an der Offensive und gab bekannt, dass vier ägyptische Kriegsschiffe auf dem Weg zum Golf von Aden seien. Auch der offizielle Sprecher der sudanesischen Streitkräfte erklärte: „[…] ausgehend von unserer islamischen Verantwortung nimmt der Sudan teil. Angesichts der drohenden Gefahr für die qibla der Muslime (ihre Gebetsrichtung, die Kaaba in Mekka), für den Ort der Offenbarung und der abschließenden Botschaft, kann er (der Sudan) nicht untätig zusehen.“
Anstatt gegen die Zionisten vorzugehen, haben sich die Flugzeuge der Herrscher und ihre Kriegsschiffe zur Invasion des Jemen in Bewegung gesetzt! Dies, obwohl die Zionisten ihnen näher sind als Saba (im Jemen)! Schlimmer noch ist die Rechtfertigung, dass es „dem Schutz der qibla der Muslime“ diene, obwohl diese gar nicht besetzt ist. Hingegen wird die erste qibla der Muslime, die tatsächlich besetzt ist und um Rettung fleht, einfach ignoriert. Die Flugzeuge der Herrscher werden im Dienste der Pläne der kolonialistischen Ungläubigen gegen den Jemen aktiv, stehen aber still, wenn es um die Rettung des gesegneten Landes Palästina geht. Dies, obwohl es von jenen okkupiert wird, die unter den Menschen die größte Feindschaft gegen die Muslime hegen.
Jeder mit Augen und Einblick erkennt, dass die Ereignisse im Jemen einen Machtkampf zwischen den USA und ihrer Gefolgschaft von Huthis und anderen Anhängern auf der einen Seite und Großbritannien und ihrer Gefolgschaft von Hadi, Saleh und deren Anhängern auf der anderen Seite verkörpern. Es verhält sich genauso, wie wir es bereits in unseren früheren Publikationen dargelegt haben: „Der Machtkampf im Jemen ist zwischen zwei Lagern voll entbrannt: Zwischen den USA mit ihrer Gefolgschaft und ihren Vasallen auf der einen und Großbritannien mit seiner Gefolgschaft und seinen Vasallen auf der anderen Seite. Beide Seiten setzen dabei eigene Mittel und Vorgehensweisen ein. Die USA gehen mit der Logik der Stärke der Huthis, den Regungen im Süden und dem Iran vor. Darüber hinaus bedienen sie sich der Verhandlungsoption mittels Jamal ben Omars, um daraus Kapital zu schlagen. Die britische Logik hingegen bedient sich der politischen List durch die Ausnützung von Hadis präsidialer Macht und ebenso durch die Umgarnung der USA, um sich ihrem Druck zu entziehen, ohne ihnen aber zu ermöglichen, sich der heiklen Herrschaftsämter zu bemächtigen. Gleichzeitig stießen die Engländer Ali Saleh und seine Leute auf die Seite der Huthis, so dass im Falle eines Scheiterns von Hadi und einer Wendung des Blattes zugunsten der Huthis Großbritannien durch Ali Saleh und seine Männer einen Anteil – und was für einen Anteil! – an der Herrschaft hat. So stellen sich die Ereignisse im Jemen dar. Anders als früher ist Großbritannien nicht mehr in der Lage, den Jemen vollständig zu kontrollieren. Gleichzeitig ist es nicht imstande, den USA und ihren Vasallen militärisch entgegenzutreten. Und so bedient es sich der politischen List mittels seiner Agenten Hadi und Ali Saleh. […].“. (Ende des Zitats aus der Analyse vom 1/10/2014)
Mithilfe des Iran beliefern die USA die Huthis mit den verschiedensten Waffensystemen und allerlei Kriegsgerät, damit diese den Jemen mit Gewalt unter ihre Kontrolle bringen. Die USA wissen nämlich, dass das politische Establishment im Jemen in seiner Mehrheit eine englische Fabrikation ist. Und so verfielen die Huthis dem Glauben, dass sie über eine Kraft verfügen, die ihnen die Beherrschung des Jemens ermöglicht. Sie umzingelten den Präsidenten, um durch präsidiale Gesetzesbeschlüsse von ihm das zu bekommen, was sie wollten. Zuerst willigte er ein, dann begann er die Umsetzung zu verzögern, bis sie ihn unter Hausarrest stellten. Er konnte ihnen aber entkommen und flüchtete nach Aden. Sie verfolgten ihn, doch er konnte ihnen ein zweites Mal entwischen.
Das Warten dauerte ihnen nun zu lange und die Reise (zu etwaigen Verhandlungen mit ihm) war ihnen zu weit geworden. Und so breiteten sie sich im Lande aus (um die Sache militärisch zu entscheiden), ohne (im Volk) wirklich einen „Schoß“ zu finden, der bereit ist, sie aufzunehmen. Eine Sonderrolle kommt dabei den Anhängern Salehs zu, der sich den Huthis anschloss, um an der Macht teilzuhaben, sollten sie erfolgreich sein, oder sie im Stich zu lassen, wenn sie scheitern oder sie nur ein Hauch des Scheiterns trifft! Die Anzeichen dafür sind bereits klar erkennbar. So hat die Volkskongresspartei, der ja der frühere Präsident Ali Abdallah Saleh vorsteht, erklärt: „Mit den Aktionen der bewaffneten Huthi-Miliz und ihrem Versuch, die Südprovinzen zu stürzen und den Putsch gegen die legitime Regierungsautorität im Lande zu vollenden, hat die Partei nichts zu tun.“ Und in einer Verlautbarung des Generalkomitees, dem Politbüro der Kongresspartei, heißt es: „Was im Jemen geschieht, ist das Resultat eines Machtkampfs zwischen verschiedenen Seiten. Der Allgemeine Volkskongress (die Partei) hat damit in keiner Weise etwas zu tun […].“ (Al-Arabiya 26/3/2015) Sie sagen das, als ob die Kongresspartei nicht bis gestern noch in Kriegs- wie in Friedenszeiten den Huthis am Zipfel hing! Es wäre auch nicht weiter verwunderlich, wenn die Kongresspartei erneut eine Kehrtwendung vollzieht, sollten die Huthis die Oberhand gewinnen. Denn wie schnell können Agenten gemäß der Rolle, die ihre Herren ihnen vorgeben, ihre Couleur ändern! … Wie schändlich sind doch ihre Machenschaften!
Die USA haben erkannt, dass ihre Gefolgsleute, die Huthis, in eine Zwickmühle geraten sind. Sie haben sich im Lande verbreitet, können aber weder eine tatsächliche Kontrolle ausüben noch zu ihrer ursprünglichen Machtbasis in ihrer Heimstätte zurückkehren. So kamen die USA zur Ansicht, sie durch eine begrenzte Militäraktion zu retten, mit der sie zwei Fliegen auf einen Schlag treffen: Zum einen kann man die Huthis nun als Opfer darstellen, die einer Aggression ausgesetzt sind, nachdem sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt hatte, dass sie die Aggressoren seien. Zum anderen wird eine starke Verhandlungsatmosphäre kreiert, um – wie es die Gewohnheit der Amerikaner ist, wenn sie etwas nicht vollständig an sich reißen können – einen Kompromiss zu erreichen.
Das ist aus der Verfolgung der früheren und jetzigen Ereignisse deutlich geworden. So hat sich Saudi-Arabien mit den USA vor der Militäraktion beraten. Und diejenigen, die eine effektive Rolle bei der Militäraktion spielen, sind allesamt amerikanische Agenten – insbesondere Salman, der König Saudi-Arabiens, und as-Sisi, der ägyptische Präsident. Den restlichen Golfstaaten sowie Jordanien und Marokko kommt eher eine politische Rolle zu, wie es eben die Gewohnheit Großbritanniens ist, mit den USA mitzugehen, um im Geschehen zu bleiben, bei den geplanten Verhandlungen mitreden zu können und den Hegemonialkuchen mit den Amerikanern zu teilen.
Obwohl Druck ausübende Militäraktionen in manchen Fällen bei der Öffnung von Verhandlungstüren erfolgreich sein können, so können sie in anderen Fällen versagen, so dass die Dinge erneut ins Strudeln geraten und der Jemen, der vor nicht allzu langer Zeit als Inbegriff der Freude galt, im Leid versinkt. Er war der Inbegriff von Freude in einer Zeit, als kein Agent und keine kolonialistischen Ungläubigen seinen Boden betreten konnten.
Ihr Muslime!
Das sind unsere Herrscher! Sie sind die schlimmste Katastrophe, die uns heimgesucht hat! Wir haben uns leider nicht nach Kräften dafür eingesetzt, um diese Katastrophe loszuwerden, und so hat sie uns alle erfasst. Die Länder sind verloren gegangen und Unheil haben die Herrscher dort in großem Maße angerichtet. Unsere Reichtümer wurden ausgebeutet, unser Blut vergossen. Wir vergaßen die Aussage des Erhabenen, in der es heißt:
﴿وَاتَّقُوا فِتْنَةً لَا تُصِيبَنَّ الَّذِينَ ظَلَمُوا مِنْكُمْ خَاصَّةً وَاعْلَمُوا أَنَّ اللَّهَ شَدِيدُ الْعِقَابِ﴾
Und nehmet euch vor einer Drangsal in Acht, die nicht nur jene unter euch trifft, die Unrecht taten. Und wisset, dass Allah streng im Strafen ist. [8:25]
Ebenso vergaßen wir den Ausspruch des Gesandten (s), in dem er sagt:
إِنَّ النَّاسَ إِذَا رَأَوْا ظَالِمًا، فَلَمْ يَأْخُذُوا عَلَى يَدَيْهِ أَوْشَكَ أَنْ يَعُمَّهُمُ اللَّهُ بِعِقَابٍ مِنْهُ
Wenn die Menschen einen Ungerechten sehen und ihn nicht davon abhalten, so ist Allah drauf und dran, sie alle mit einer Strafe von Ihm zu erfassen.[at-Tirmiḏī]
«إِنَّ النَّاسَ إِذَا رَأَوْا ظَالِمًا، فَلَمْ يَأْخُذُوا عَلَى يَدَيْهِ أَوْشَكَ أَنْ يَعُمَّهُمُ اللَّهُ بِعِقَابٍ مِنْهُ»
Das sind unsere Herrscher! Palästina, das Land der Nacht und Himmelreise des Propheten (s) und die erste der beiden Gebetsrichtungen, fleht um Rettung, doch sie retten es nicht. Es ruft sie um Unterstützung, doch sie unterstützen es nicht – als ob sie schwerhörig wären und ihre Augen von einem Schleier umgeben. Geht es aber um die Durchsetzung der Interessen der kolonialistischen Ungläubigen, dann eilen sie demütig hin. Gegen die Feinde des Islam und der Muslime setzen sie ihre Kampfbomber, Panzer und Kriegsschiffe nicht in Bewegung. Diese weilen dann – oder schlafen sogar – auf ihren Stützpunkten. Sie wachen aber auf und brüllen los, wenn die Fürsten der Weltpolitik, die gegenüber einem Gläubigen weder Bande noch Abkommen einhalten, nur mit dem Finger zeigen. Vor dem eigenen Volk erscheinen die Herrscher in Größe. Vor dem Feinde jedoch sind sie kleiner als klein – ja noch geringer!
Vernichte sie Allah, wie sehr sie von der Wahrheit doch abgekommen sind!
Ihre Muslime!
Die Rettung des Jemen aus seiner Not geschieht weder durch die Unterstützung der britischen noch der amerikanischen Gefolgschaft. Sie erfolgt auch nicht durch die Scheinunterstützung der einen oder anderen Seiten. Seine Rettung erfolgt vielmehr dadurch, dass sich das Volk des Jemen mit einem Aufschrei erhebt – aufrichtig gegenüber Allah, ehrlich gegenüber dem Gesandten -, um die Boten der Schlechtigkeit auf beiden Seiten zu beseitigen, Land und Leute vor deren Verrat zu retten und den Jemen zu seinem Ursprung zurückzuführen, als Land des Glaubens und der Weisheit, das die Flagge des ʿuqāb, die Flagge des Gesandten Allahs (s), emporhebt und in einem rechtgeleiteten Kalifat gemäß dem Plan des Prophetentums nach dem Gesetz Allahs regiert wird.
﴿وَيَوْمَئِذٍ يَفْرَحُ الْمُؤْمِنُونَ ۞ بِنَصْرِ اللَّهِ يَنْصُرُ مَنْ يَشَاءُ وَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ﴾﴾
An jenem Tage werden die Gläubigen sich freuen. Über den Sieg Allahs. Er verhilft zum Sieg wen Er will, und Er ist der Allwürdige, der Barmherzige.[30:4-5]
Ihr Muslime! Ihr Volk des Jemens!
Hizb-ut-Tahrir wendet sich ehrlich und aufrichtig an euch: Die Impertinenz der USA, ihrer Anhänger und Gefolgschaft darf euch nicht schrecken. Auch darf euch die List Großbritanniens samt seinen Anhängern und seiner Gefolgschaft nicht hinters Licht führen. Sie sind der Feind, so nehmt euch in Acht vor ihnen. Und unterstützt die Sache Allahs, auf dass Er euch unterstütze und euren Füßen festen Stand gebe.
﴿إِنَّ فِي ذَلِكَ لَذِكْرَى لِمَنْ كَانَ لَهُ قَلْبٌ أَوْ أَلْقَى السَّمْعَ وَهُوَ شَهِيدٌ﴾
Wahrlich, darin liegt eine Ermahnung für den, der ein Herz hat, oder hinhört und bezeugt.[50:37]
7 Ğumādā aṯ-Ṯāniya 1436 n. H.
27/3/2015