Mode ist ein Phänomen, das die Menschheit von Anbeginn an begleitet hat und jede Epoche besonders kennzeichnet. Der Wechsel der Zeit ist immer auch ein Wechsel der Mode und an dieser ablesbar.
Sie ist jenseits der menschlichen Vernunft anzusiedeln, weil es nicht auf den Verschleiß der Dinge ankommt, der beispielsweise jemanden dazu bringt, sich neue Schuhe zu kaufen. Vielmehr sorgen äußere Mechanismen kombiniert mit der menschlichen Psyche zu einer solchen Handlung. Der Mensch muss schon ein gewisses Maß an Selbstdisziplin an den Tag legen, um sich dem ständig Neuen nicht vollends zu ergeben.
Der irische Schriftsteller George Bernard Shaw bezeichnete die Mode einmal als „bewusst ausgelöste Epidemie“, und Oscar Wilde beschrieb sie als „so hässlich, dass man sie alle sechs Monate ändern muss“. Mode hat oftmals wenig mit gutem Geschmack zu tun. So werden Farben plötzlich für schön befunden, gegen die man sonst eine Abneigung hatte, allerdings nur so lange, bis sie wieder aus der Mode geraten. Es ist daher durchaus berechtigt, von einem Modediktat zu sprechen, das vorgibt, was schön ist und was nicht. Wirtschaftliche Faktoren spielen hierbei die wesentliche Rolle. Da die Qualität der Produkte inzwischen so gut ist, dass ihre Abnutzung nur langsam erfolgt, muss man den Konsumenten auf andere Weise davon überzeugen, dass er eine neue Jacke, eine neue Hose usw. braucht.
Das stärkste Argument hierbei sind die ständig wechselnden Kollektionen zu jeder Jahreszeit, die dem Konsumenten einreden, dass er seinen Pullover vom letzten Winter nicht mehr tragen kann, auch wenn dieser den Eindruck macht, als könnte er noch viele Winter überstehen. Eine Steigerung erfährt das Phänomen Mode in Kombination mit einem gewissen Markenbewusstsein, dass ebenfalls mit Vernunft nicht zu erfassen ist. Genau betrachtet, gehört Mode zu den unvernünftigsten Erscheinungen überhaupt, denn der Mensch tauscht sein hart erarbeitetes Geld gegen Dinge, die er im Grunde gar nicht braucht. Zudem lässt er sich zu Dingen hinreißen, die seiner nicht würdig sind, nur weil sie modern sind.
Gerade weil das Phänomen Mode nicht auf dem Verstand basiert, hat sich auch die Psychologie damit auseinander gesetzt und Erklärungsversuche unternommen. Sie führt Modeerscheinungen auf „Grundbedürfnisse“ des Menschen zurück. Zu diesen Bedürfnissen zählt sie z. B. das Bedürfnis nach Beachtung und Anerkennung, nach Abwechslung, nach Individualität oder aber das Bedürfnis danach, sich und anderen zu gefallen. Man darf bei all dem jedoch nicht vergessen, dass die Mode vor allem eine Form der Anpassung vorschreibt, auch wenn der Kapitalismus dem Menschen seine Individualität suggeriert. Der Mensch ist bereit, sich der Mode zu unterwerfen, weil er in der Gesellschaft nicht negativ auffallen will bzw. Anerkennung sucht. Denn das Erste, was man von ihm wahrnimmt, ist seine äußere Erscheinung, die, wenn sie aus dem Rahmen fällt, Ablehnung hervorrufen kann.
Niemand fällt in den westlichen Gesellschaften so sehr auf wie die muslimische Frau, weil ihr äußeres Erscheinungsbild jedem westlichen Modeempfinden zuwiderläuft. Die Mode erwartet gerade von der Frau, die sie für leicht manipulierbar hält, dass sie sich ihr unterwirft. Doch die muslimische Frau passt in dieses westliche Modeschema nicht hinein. Dass sie sich dem Modediktat zu entziehen vermag, liegt weniger an irgendwelchen übermenschlichen Eigenschaften als vielmehr daran, dass der Islam der Mode die Bedingungen vorgibt und ihr nur einen begrenzten Spielraum lässt. Die islamische Kleidung der Frau ist fest definiert als Kopftuch und langes Gewand, wodurch der Körper der Frau bis auf Gesicht und Hände vollständig bedeckt ist, ohne ihre Figur zu betonen. Sowohl das Kopftuch als auch das Gewand sind im Koran erwähnt.
So heißt es:
﴿وَقُل لِّلْمُؤْمِنَـٰتِ يَغْضُضْنَ مِنْ أَبْصَـٰرِهِنَّ وَيَحْفَظْنَ فُرُوجَهُنَّ وَلَا يُبْدِينَ زِينَتَهُنَّ إِلَّا مَا ظَهَرَ مِنْهَا ۖ وَلْيَضْرِبْنَ بِخُمُرِهِنَّ عَلَىٰ جُيُوبِهِنَّ ۖ وَلَا يُبْدِينَ زِينَتَهُنَّ﴾
„Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihren Schmuck nicht zur Schau tragen sollen, bis auf das, was davon sichtbar sein darf, und dass sie ihre Kopftücher um ihre Kleidungsausschnitte schlagen und ihren Schmuck vor niemand anderem enthüllen sollen […].“[24:31]
Bezüglich des Gewands sagt Allah (t):
﴿يَـٰٓأَيُّهَا ٱلنَّبِىُّ قُل لِّأَزْوَٰجِكَ وَبَنَاتِكَ وَنِسَآءِ ٱلْمُؤْمِنِينَ يُدْنِينَ عَلَيْهِنَّ مِن جَلَـٰبِيبِهِنَّ ۚ ذَٰلِكَ أَدْنَىٰٓ أَن يُعْرَفْنَ فَلَا يُؤْذَيْنَ ۗ وَكَانَ ٱللَّهُ غَفُورًۭا رَّحِيمًۭا﴾
„O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen sich in ihren Übergewändern bis nach unten verhüllen. So ist es am ehesten gewährleistet, dass sie erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist Allverzeihend, Barmherzig.“[33:59]
In einem Hadith wird von Um Atiyya Folgendes überliefert: „Der Gesandte Allahs (s) befahl uns (Frauen), dass wir an den Tagen des Fitr- und Adha-Festes hinausgehen sollen, das geschlechtsreife und noch nicht geschlechtsreife Mädchen ebenso wie die Frau, die ihre Menstruation hat und die Hausfrau. Die Frauen, die ihre Menstruation haben, sollen vom Gebet fernbleiben, aber den Festlichkeiten beiwohnen. Ich sagte. ‚O Gesandter Allahs, eine von uns hat kein Übergewand.‘ Er sagte: ‚Sie soll ein Übergewand von ihrer Schwester anziehen.'“
Die Quellen, die sich auf die islamische Kleidung der Frau beziehen, sind so eindeutig wie kaum ein Rechtsspruch, dass nur Pseudogelehrte etwas Anderes behaupten können. Entgegen ihren Behauptungen geht auch aus den Quellen deutlich hervor, auf welche Art und Weise diese Kleidungsstücke zu tragen sind. So wird überliefert, „dass Asma, die Tochter Abu Bakrs, zum Gesandten Allahs kam, als sie durchsichtige Kleidung trug. Da wandte sich der Gesandte Allahs (s) ab und sagte: ‚O Asma, wenn die Frau das Alter der Menstruation erreicht, darf nichts von ihr zu sehen sein außer diesem und diesem‘, und er zeigt dabei auf sein Gesicht und seine Hände.“ (Abu Dawud)
Die Mode kann nur in dem Maße Anwendung finden, als sie die Bedingungen der islamischen Kleidung nicht antastet. Bedauerlicherweise übt die Mode inzwischen auch auf die muslimische Frau eine enorme Anziehungskraft aus. Sie versucht sich sowohl ihrem Schöpfer als auch der Mode zu unterwerfen und stellt am Ende weder Ihn noch die Gesellschaft, die von ihr Modebewusstsein erwartet, zufrieden. Ihr Versuch, sowohl Allah (t) als auch der Mode zu gehorchen, ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Denn auf der einen Seite handelt sie dem Islam zuwider, auf der anderen Seite wird sie von der Gesellschaft nicht akzeptiert, solange sie noch ein Zeichen des Islam an ihrem Körper trägt. Die „moderne“ muslimische Frau teilt ihren Körper ein und unterwirft ihn vom Hals abwärts vollständig der Mode, während sie Allah (t) allenfalls das Kopftuch zugesteht. Sie möchte durchaus das Wohlgefallen Allahs (t), doch zur gleichen Zeit will sie nicht auf die Mode verzichten und die jeweiligen Trends mitmachen. Man kann sich diesbezüglich selbst zum Narren halten und sich einreden, dass dieser Kompromiss islamisch gestützt wird.
An der Tatsache, dass die Frau ohne ein Übergewand, d. h. ohne den Jilbab, das Haus nicht verlassen darf, ändert es nichts. Die Frage ist nämlich nicht, inwieweit die Mehrheit der Muslime bereit ist, bestimmte Modeerscheinungen bei der muslimischen Frau zu tolerieren, sondern inwiefern diese mit dem Islam vereinbar sind. Dies gilt sowohl für den muslimischen Mann als auch für die muslimische Frau. Es ist eine Frage der islamischen Reife, auf Mode als flüchtige Zeiterscheinung zu verzichten bzw. sich diesbezüglich im Rahmen des Islam zu bewegen.
Aus der Zeit des Propheten (s) gibt es Beispiele, wie die Menschen um Allahs willen auf bestimmte Modeerscheinungen verzichteten. So berichtete Ibn Ishak: „Al-Asch’ath Ibn Qays kam zum Gesandten Allahs mit der Delegation Kindas. Al-Zuhari berichtete mir, dass er mit achtzig Reitern von Kinda anreiste und in die Moschee zum Gesandten eintrat. Sie hatten ihr fülliges Haar gekämmt und verziert und ihre Augen mit Schwärze bestrichen. Ihre langen Obergewänder hatten sie zusätzlich mit Seide gesäumt. Als sie vor den Gesandten traten, fragte er sie: ‚Habt ihr nicht den Islam angenommen?‘ Sie antworteten: ‚Gewiss!‘. Da sprach er: ‚Was macht dann diese Seide noch an eurem Nacken?‘ Er (al-Zuhari) erzählte: Sie rissen sie [die Seide] daraufhin heraus und warfen sie weg.“
Der Prophet (s) sprach die Männer Kindas auf ihren Islam hin an, da ihre Kleidung dem Islam nicht entsprach. Das heißt, die richtige islamische Kleidung ist ein wesentlicher Bestandteil, der den Muslim als solchen auch bewusst kenntlich macht – die Frau natürlich mehr als den Mann. Dahinter steckt kein politisches Motiv, sondern ein islamisches Gebot, das sich prinzipiell nicht von dem des Gebets oder des Fastens unterscheidet.
Die muslimische Frau muss sich somit zwischen Allah (t) und der Mode entscheiden. Denn zur islamischen Kleidung der Frau gehört weder das nach hinten gebundene Kopftuch noch das figurbetonte Kleidungsstück. Gerade weil in Europa inzwischen verschärfte Bedingungen bezüglich des Kopftuchs herrschen, ist es wichtig, daran festzuhalten, um es auch für die kommenden Generationen zu erhalten. Der Kapitalismus redet zwar der muslimischen Frau ein, dass das Kopftuch sie unterdrücke, doch gerade das Festhalten daran ist eine Form der Selbstbestimmung. Hingegen zeugt das Nachgeben von mangelndem Selbstbewusstsein. Denn es erfordert bei weitem mehr Mut, die vorgeschriebene islamische Kleidung zu tragen und in der Gesellschaft aufzufallen, als den Forderungen der Nichtmuslime nachzugeben und sich der Mode mit allen ihren Erscheinungen und Tendenzen zu fügen. Bei allen Schwierigkeiten, die der muslimischen Frau durch ihre Kleidung begegnen, und bei allen Verlockungen der Mode, darf die muslimische Frau für die Wahrheit nie zu eitel sein.